Das große Debakel der sozialkonservativen Kollision

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Das ist kein Tippfehler sondern ein Kalauer: Der Anzug sieht gut aus ohne sie. Naja, vielleicht fühlt sich der eine oder andere Kindskopf aus dem Propagandazoo der Demokratieillusionen davon angesprochen, aber aus der Perspektive außerparlamentarischer Opposition stellt sich der von einem zur geistig-moralischen Wasserleiche verkommenen deutschen Bildungsbürgertum flankierte Auftritt der sogenannten „Großen Koalition“ eher dar wie ein Verkehrsunfall eines Viehtransports.

 

Warum die gehirntoten Alpha-Tiere die sich um das Propagandaferkel scharen so verstrahlt daherkommen hat einen einfachen Grund: Aus den demokratischen Farbenspielereien tritt der ideologische Überbau der Atom-Lüge unverhüllt zutage. Bekanntlich berufen sie sich darauf, es sich nach Fukushima anders überlegt zu haben, und den gekippten Atomausstieg doch wieder aufrichten zu wollen. Das glaubt freilich selbst innerhalb der Blockparteien nicht einmal mehr die Jugend durch die das Projekt ursprünglich dort hinkam – zehn Jahre Aufschub sind schließlich bei den derzeitigen Expansionstendenzen tödlich für die vitale antizyklische Wirkung einer solchen Entscheidung, und überhaupt wurde dieser Fehler ja vor zehn Jahren und einer Katastrophe schon einmal gemacht.

Doch wer sich auf den Vertrauensvorschuss des Zweifelsfalls beruft kann gemäß dem ungeschriebenen Gesetz des Nichtnullsummenspiels nicht grundsätzlich abgewiesen werden. Es sei denn dieser Vorschuss ist unzweifelhaft auf null reduziert. Das wird aber möglicherweise erst im Nachhinein transparent. Als erster Prüfstein für die deutsche sozialkonservative Koalition muss daher die sogenannte nukleare Teilhabe gelten – die amerikanischen Atombomben welche derzeit vor Ort zur Aushändigung an deutsche Terrorpiloten bereitgehalten werden. Geht dem zivilen Atomausstieg nicht der militärische voraus, so wie die Liquidierung eines alten Systems der Ausgestaltung eines neuen, dann kann letztere nicht gelingen.

Wir werden sehen ob diese Leute ohne jede Vorbedingung oder Hintertür ihre militärische Atom-Kollaboration beenden. Diese Analyse proklamiert eine pessimistische Einschätzung und begründet das mit einer Dekonstruktion der demokratischen Propaganda. Die „große Koalition“ (die sich selbst als „kleineres Übel“ darstellt und tatsächlich ein nichtiges Mittelmaß ist) repräsentiert nämlich eine rhetorische Anlehnung an die „große Gesellschaft.“ So nannte sich im Nordamerika von vor 50 Jahren das den Deutschen die Atom-Teilhabe aushändigte die Propagandakampagne welche vor der Vietnamisierung versuchte die tödlichen Krämpfe die infolge seines Scheitern gegen Kuba im Staatsapparat auftraten ideologisch zu dämpfen. Natürlich gelang das nicht, das große Schlachten wurde exportiert und so zum langen Leiden.

Den Vasallen blieben die leeren rhetorischen Verpackungen, und daraus entstand der Begriff der „großen Koalition“, dem Kuhhandel zwischen der nach dem zweiten Weltkrieg als besatzungsferngesteuerte Identitätszombies wiederbelebten konservativen Partei und der sozialdemokratischen, welche als gewissenloses Mitläufer-Spreu der vom Demokratieterror gebeutelten Kommunisten des zu Ende gehenden 19. Jahrhunderts mit der Ermächtigung des ersten Weltkrieges ihre permanente Selbsterniedrigung besiegelte. Diesem rhetorischen Kompensationsbedarf kam der der Militärbesatzer entgegen, doch wo sich die abhängigste und die älteste Partei zusammentun um jede Regung menschlicher Vernunft zu verdrängen kann kaum etwas anderes als ein groteskes Herrschaftskonstrukt herauskommen welches sich selbst einen „großen Bahnhof“ bereitet.

Auch dieser Begriff stammt aus dem Arsenal hohler wilhelminischer Selbstherrlichkeiten, in deren Bann die sozialkonservative Ideologie selbst im 21. Jahrhundert noch steht. Damit ist die zeremonialistische Überschminktheit bezeichnet, welche im Nachhinein zum Sinnbild für das System im Untergang wurde. Der Sprachwissenschaftler differenziert hierzu zwischen großspurig und großartig. Demgegenüber ist die „große Koalition“ von ominöser Banalität: Die Nabelschnur, welche das über das Demokratiedebakel präsidierende Propagandaferkel (auch das eine Anspielung, in dem Fall auf die Wirtschaftsgeschichte des Wahlkreises Merkel) mit dem narrativen Mutterschiff der – Anglizismus zwecks ideologiegetreuer Schilderung – „post-Fukushima world“ verbindet, ist seit der Verwüstung des Stuttgarter Schlossgartens endgültig durchtrennt.

Seit bald zwei Jahren schon hat das „System Merkel“ (der sich selbst penetrierende Spitzelstaat) bereits den Scheitelpunkt seiner Glaubwürdigkeit („peak credibility“) überschritten. Und auch die parlamentarische Opposition hat per Stimmzettel ihren Anschluss an das Untergangsprojekt kenntlich gemacht. Das sich jetzt formierende Krisenregime ist Ausdruck der Tatsache, dass die darauffolgenden „Frontbegradigungen“ einen Umfang erreicht haben bei dem das akkumulierte Potential zur Kurzschlusshandlung dem nahekommt welches zu dem damaligen Dolchstoß unter Koalitionspartnern führte, der Merkel zwar noch nicht tötete aber ihren fehlenden politischen Willen den sie bedrängenden Monopol-Lobbyisten das Messer aus der Hand zu schlagen bloßstellte.

Selbst der faule Kompromiss den ein Abweichler in der konservativen Partei vorschlug wurde damals gewaltsam übergangen. Hier wird sich zeigen welche Positionierung für den Rückblick gewählt werden wird und wann es infolgedessen zu angemessenen Sanktionen gegen die Schreibtischtäter kommt, d. h. wenn nicht zeitnah zum Unrecht dann wenigstens zum Wechsel der Kräfteverhältnisse. Außer es ist bereits zu einer Kurzschlusshandlung gekommen um ebendies vorwegzunehmen. Dann würde diese die Absichten des sozialkonservativen Kuhhandels verraten. Dass dies der Fall ist wird durch die Kiewer Denkmalschändung belegt – die kannibalische Gier, die sich an dem harten Material die Zähne ausbiss – denn ganz offenbar versucht das sozialkonservative Kriegskabinett klammheimlich einen heutigen Lenin davon zu überzeugen sich nationalistischen Interessen gemäß in fremdbestimmte Sichtbarkeit rangieren zu lassen, und ist damit ebenso erfolglos wie von den dümmsten seiner Fans gebrandmarkt.

Nun ist der große Spitzelbezwinger des 20. Jahrhunderts zwar ein Klassiker zur Frage der Handhabung von Kapitalisten. Aber er hat sich auch zu vielen Themen geäußert wozu er es nicht ist – etwa Elektrizität oder Industrialisierung – und dazu technikromantische Erwartungshaltungen formuliert deren Folgen nicht allein auf die jeweilige dem Klassiker verpflichtete Regierung zurückfallen sondern auf die Gesamtbevölkerung der Erde. Auf die Idee das Denkmal zurückzugeben sind seine Gegner gar nicht erst gekommen. Und auch Lenins Erben haben die Angemessenheit nicht immer gewahrt – in mehrfacher Hinsicht, beiden Richtungen der Quantität ebenso wie qualitativen Aspekten.

Doch als Lenin sich vom Kaiser befördern ließ war der bereits am Untergehen und der Aufstieg des US-Imperialismus bahnte sich an – heute ist auch letzterer verblüht und das aus seinen Frontbegradigungen neuformierte deutsche Kriegskabinett eine gehirntote Farce am Tropf des ersteren. Und der eiserne Revolutionsführer dieser Tage ist unzweifelhaft Anarchist. Denn wozu ist eine Regierung gut wenn sie nur Löcher hinterlässt, erst recht dann wenn der Versuch sie zu dem Zweck zu gebrauchen diese zu stopfen nur deren Gesamtumfang steigert? Da wäre es besser der Rest der Welt machte den begriffsstutzigen europäischen und amerikanischen Leuten vor was solchen Regierungen blüht.