Der Lörracher Stützpunktleiter der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN), Thomas Baumann, hat alle für den Bau mehrerer hochgefährlicher Bomben notwendigen Chemikalien beschafft und ist zudem mit Messern und scharfen Schusswaffen bewaffnet. Baumann hat bereits das Autonome Zentrum KTS Freiburg als mögliches Anschlagsziel ausgekundschaftet. Am 26.08.2009 durchsuchte die Polizei die Wohnung des Nazis, beschlagnahmte Beweismittel und nahm Baumann fest.
Thomas Baumann erhielt tatkräftige Unterstützung vom Lörracher NPD-Chef Christoph Bauer aus Grenzach-Wyhlen und dem selbsternannten Kameradschaftsführer Thorsten Ziethen aus Bad Krozingen. Er pflegt unter anderem Kontakte zum JN-Landesvorstand um Lars Gold und Alexander Neidlein, dem NPD-Ideologen Jürgen Schwab aus Bayern, dem Nazi-Propagandisten Wolfgang Grunwald aus Ballrechten-Dottingen und dem ehemaligen NPD-Kreisvorsitzenden John Bürgel aus Freiburg, sowie zu Michael Haldimann aus Burgdorf von der „Partei National Orientierter Schweizer“. Baumann ist eine Schlüsselfigur in der Südbadener Naziszene um Markus Walter aus Weil am Rhein, Dorian Schubert aus Grenzach-Wyhlen, Max Höckendorff aus Laufenburg, Kevin Hornig aus Rheinfelden, Tobias Klormann aus Grenzach-Wyhlen und Julien Lagarde aus Lörrach, der zur Zeit als Marinesoldat in Eckernförde stationiert ist.
Der 22-jährige Thomas Horst Baumann wohnt bei seinen Eltern in der Wollbacher Straße 14 in Weil am Rhein und macht zur Zeit eine Ausbildung als Altenpfleger im St. Fridolin Pflegeheim in Lörrach-Stetten, „wo Pflege mit Herz und Kompetenz zu Hause ist“. Auf Naziaufmärschen tritt er als Mitglied des „Nationalen Sanitätsdienstes“ auf, dem „Braunen Kreuz“ der NPD. Baumann war Zeitsoldat bei den Krisenreaktionskräften der Bundeswehr, macht Kampfsport und bereitet sich mit Survivalprodukten auf Guerillakampf und Weltuntergang vor. Er ist polizeilich mehrmals einschlägig aufgefallen, auch wenn das Gerichtsverfahren, das stattfand nachdem er „nem Polacken weh getan hat“, gegen „ne zahlung von ca 200 Teuro“ eingestellt wurde.
Thomas Baumann war Mitglied im „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ und ist Gruppenführer der Kameradschaft „Freie Kräfte Lörrach“. Er arbeitet politisch mit Markus Walter und Dorian Schubert vom „Aktionsbündnis Südbaden“ zusammen, dessen Website vom „Netzradio Germania“-Betreiber Stefan Schreiber aus Donaueschingen gehostet wird. Die illegalen Inhalte der Südbadener Nazis provozierten am 16.07.2009 eine Razzia beim Naziradio und beim Mailprovider GMX.
Anschließend wurde das „Aktionsbündnis Südbaden“ in „Aktionsbüro Dreiländereck“ umbenannt und nach Antifaaktivitäten am 24.08.2009 für aufgelöst erklärt. Beim „Netzradio Germania“ sind auch Thorsten Ziethen alias „Bruno Kotschefski“ und seine Freundin Marina Strauss alias „Marina Kotschefski“ aktiv, die zusammen in der Belchenstrasse 38 in Bad Krozingen wohnen. Thorsten Ziethen und Thomas Baumann wiederum verbindet mehr als ihre faschistische Ideologie: Beide haben einen Hang zum Narzissmus, beide leiden unter Selbstüberschätzung und beide versuchen dilettantisch linke Infrastruktur auszuspionieren.
Allgemein hat Anti-Antifa-Arbeit bei den Nazis in Südbaden einen hohen Stellenwert. So prahlt etwa Max Höckendorff als „ANhochrhein“ im Forum des „Freien Beobachter Bodensee“ nach Ziethens Outing mit seinen Recherchen: „wenn jemand noch mehr infos will oder antifa adressen weil er grad seine wut raus lassen will dann per PN melden ;-)“. Seine Kameraden warnt Baumann vor der Antifa, „den die Zecken pennen nicht (siehe John Bürgel aus Freiburg) der wurde übelst heftig geoutet und das meiner Meinung nach zum größten teil aus Unvorsichtigkeit.“
Baumann liefert geflissentlich Protokolle über die bescheidenen Aktivitäten aller vier Mitglieder seines am 13.06.2009 gegründeten JN-Stützpunktes mit einem Kassenstand von 43,20 Euro bei seinem Chef und terroristischen Vorbild Alexander Neidlein ab. Allerdings sind beide nicht gerade mit IT-Kenntnissen gesegnet. Resigniert schreibt Baumann an Neidlein, der Baumanns Protokolle im OpenOffice-Format zuvor nicht öffnen konnte: „Ich versuche jetzt schon seid 2 Stunden dieses Juden-Office runterzuladen aber ohne Erfolg. Ich drucke den Bericht aus und bringe ihn mit bzw. auch noch Elektronisch gespeichert auf Datenzäpfchen.“
Vor seiner Parteikarriere in der JN war Baumann Skinhead und lernte auf einem NPD-Grillfest in Lörrach Wolfgang Grunwald kennen. Baumann schrieb im Juni 2009 im Naziforum thiazi.net als „Julius Evola“ eine RSA-verschlüsselte persönliche Nachricht an „Wolfgang Reinhard“ Grunwald: „Ich war der (damals noch) Skinhead der aufs Auge bekommen hat. Naja. Ich habe mich Charakterlich und politisch-weltanschaulich weiterentwickelt. Die Assozialen nicht. Mittlerweile bin ich Mitglied der JN und ab nächste Woche als Stützpunktleiter auch Mitglied des hiesigen Landesvorstandes.“
Das thiazi.net nutzt er auch zu Recherchen über „Völkische Frisuren“, die er sich folgendermaßen vorstellt: „Nacken rassiert, Ohren rassiert, in der Mitte Haare damit ich sie zum Scheitel kämmen kann“, zur Suche nach Büchern wie „Der Internationale Jude“ und „Mosaistisch Jüdischer Imperialismus (3000 Jahre hebräischer Schleichwege zur Weltherrschaft)“, sowie zu Fachsimpeleien über Schusswaffen – insbesondere über seine am 28.02.2009 bei Atlatus in Lörrach gekaufte 15-schüssige 9mm Parabellum Pistole CZ-75 Kadet.
Unklar bleibt Baumanns Bestellung eines „Phantom Totalbody M“ für 89,95 Euro bei adultshop.de. Beworben als „Geile Zweithaut von Kopf bis Fuß! Für SIE und IHN: Schwarzer Ganzkörperanzug mit Kopfmaske, Händen und Füßen. Keine Öffnungen, nur Reißverschluss hinten!“ könnte das delikate Kleidungsstück neben seiner offensichtliche Verwendung als Sexspielzeug auch für einen Bombenanschlag verwendet werden, bei dem der Täter keine DNA-Spuren hinterlassen will.
Könnten Baumanns Buchkäufe „Schwarzpulver für Survival“, „Schwarzpulver und Sprengsalpeter“, „Chemische Kampfstoffe – Giftgase“, sowie „Nitroglyzerin und Dynamit“ noch als typischer Waffenfetischismus eines Provinznazis abgetan werden, deuten die bestellten Anzündlitzen, der elektrische Anzünder, die ferngesteuerte Zündanlage, die digitale Waage und die Chemiehandschuhe auf mehr als theoretisches Interesse hin. Der Beweis dafür, dass Baumann tatsächlich beabsichtigt Bomben zu bauen, ist die Liste der von ihm übers Internet in großen Mengen gekauften Chemikalien.
Hilfe bei der Beschaffung weiterer Explosivstoffe bekam der JN-Chef Baumann über einen Zeitraum von anderthalb Jahren vom Lörracher NPD-Chef Bauer. Bereits zu Beginn von Baumanns Experimenten wurde durch unser Communiqué vom 18.03.2008 eine Bestellung mehrerer Kilogramm Kaliumnitrat durch den Chemikersohn Bauer bekannt. Dieser gab Baumann nicht nur Einkaufsratschläge, sondern besorgte ihm auch selbst einen Teil der Chemikalien, wie durch eine Mail an Baumann vom 21.06.2009 klar wird: „Du hast noch Chemikalien im Wert von ca. 76.- Eur. bei mir, die du über mich bestellt hast.“
Baumanns mehr als drei Kilogramm Calciumkarbid können schon mit ein wenig Wasser zur Explosion gebracht werden. Aus den von Baumann bestellten zwei Kilogramm Salpetersäure und den zwei Kilogramm hochkonzentrierter Schwefelsäure kann er Nitriersäure herstellen, die er beispielsweise mit Watte zu Cellulosenitrat (Schießbaumwolle), mit problemlos erhältlichem Glycerin zu Nitroglycerin und mit Toluol zu Trinitrotoluol (TNT) verarbeiten kann.
Weiter hat sich Baumann drei Kilogramm hochkonzentrierte Wasserstoffperoxidlösung gekauft. Mit der Schwefelsäure und Aceton, das es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt, lässt sich daraus Acetonperoxid herstellen. Diesen als Triacetat-Triperoxid (TATP) bekannten Stoff wollte bereits der „Schuhbomber“ Richard Colvin Reid 2001 für ein Attentat auf einen Flug von Paris nach Miami verwenden. 2006 sollte der hochexplosive Flüssigsprengstoff für Anschläge auf zehn Flüge von London in die USA genutzt werden. Die „Sauerlandgruppe“ wollte die gleiche 35%ige Wasserstoffperoxid-Lösung für ihre Anschläge verwenden.
Aus Baumanns zehn Kilogramm Kalkammonsalpeter lässt sich sehr leicht Ammoniumnitrat gewinnen, woraus mit der Schwefelsäure wiederum Nitriersäure hergestellt werden kann. Baumann kann das Ammoniumnitrat in Kombination mit seinen zwei Litern hochkonzentrierten Nitromethan auch zur Herstellung jenes hochexplosiven Stoffes ANNM verwenden, den der US-amerikanische Rassist Timothy McVeigh am 19.04.1995 bei seinem Bombenanschlag auf das Murrah Federal Building in Oklahoma City verwendete, bei dem 168 Menschen starben.
Timothy McVeigh wird ähnlich wie Rudolf Heß von deutschen Nazis verehrt. Erst am 17.08.2009 feierten die Nazis um Thomas Baumann in Lörrach den Stellvertreter Hitlers an seinem Todestag. Heß wie McVeigh zeigten beide nach der Verkündung ihrer Urteile kein Mitleid mit ihren Opfern und beide stilisierten sich zu unbeugsamen Märtyrern: McVeigh zitierte im „Final Statement“ vor seiner Hinrichtung Henleys Gedicht „Invictus“ („Unbesiegt“), Heß verkündete vor dem Internationalen Militärtribunal in Nürnberg: „Ich bereue nichts!“
Momentan versuchen die Nazis in Südbaden sich in der bisher nicht als Nazihochburg bekannten Region zu etablieren. Die meist männlichen, jungen Nazis organisieren sich vor Ort in faschistischen Gruppen und der NPD, sind im Internet aktiv, besuchen Nazikonzerte, fahren weite Strecken zu Aufmärschen, führen ideologische Schulungen durch und vernetzen sich regional, überregional und international. Dass sie auch Bomben bauen ist keineswegs überraschend, denn das Ziel der Nazis ist die Vernichtung ihrer politischen und ideologischen Feinde.
Nazis ain‘t got no humanity. They need to be destroyed.
Communiqué vom 27.08.2009
Baumann im roten T-Shirt links neben dem Transparent als „Nationaler Sanitäter“ am 1. Mai 2009 in Ulm
Clip dazu auf Spiegel Online
Clip
http://www.spiegel.de/video/video-1018854.html
Don't believe the hype?
News zu den Reaktionen bei der Autonomen Antifa Freiburg
You just say „Bingo“
Donnerstag, 27.08.2009
Am 27. August haben wir ein Communiqué zu den Bombenbauplänen der Südbadener Naziszene um den Lörracher JN-Vorsitzenden Thomas Baumann veröffentlicht.
Business is a-boomin’
Freitag, 28.08.2009
Am 28. August hat Radio Dreyeckland ein Interview zur Pressekonferenz von Bullen und Staatsanwaltschaft am 27. August in Lörrach und ein Interview mit Horst von der Autonomen Antifa Freiburg zu den Enthüllungen über die südbadischen Naziszene gesendet. Unter anderem wurde die Adresse der neuen NPD-Landeszentrale erwähnt: Untere Mühle 16-18 in 97990 Weikersheim-Elpersheim mit dem Postfach 1107 in 97984 Weikersheim und der Telefonnummer 07934-203958.
Einige Pressereaktionen: 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
RDL-Interviews zum Bombenbastler
Der Wahrheit eine Schneise
Freitag, 28.08.2009
Die momentan von den meisten Medien und Behörden verbreitete Einzeltäterthese entspricht nicht den Tatsachen. Thomas Baumann ist kein durchgeknallter Einzeltäter. Der geplante Bombenanschlag wurde vorbereitet vom „JN-Stützpunkt Lörrach“, dem „Aktionsbündnis Südbaden“ und der Kameradschaft „Freie Kräfte Lörrach“, bei denen es starke personelle Überschneidungen gibt. Ohne die praktische und organisatorische Unterstützung beim Kauf und der Verarbeitung der Chemikalien durch die Lörracher NPD unter Christoph Bauer wären die Vorbereitungen des geplanten Anschlags auf die KTS niemals so weit fortgeschritten. Einige Medien allerdings zweifeln die Einzeltäterthese offen an…
Gegenpresse: 1 2 3 4
a.i.d.a. berichtet
Die Antifaschistische Informations-, Dokumentations- und Archivstelle München e. V. schreibt über Kontakte zwischen dem Bombenbauer von Weil am Rhein und der Münchner Neonaziszene:
Im badischen Weil am Rhein nahm die Polizei am Donnerstag den NPD- und JN-Aktivisten Thomas Horst Baumann fest, der nach Recherchen Freiburger AntifaschistInnen ein Sprengstoffattentat gegen das autonome Zentrum „KTS“ in Freiburg geplant haben soll. Mit Münchner Neonazis der „Freien Nationalisten München“ und der „Bürgerinitiative Ausländerstopp“ war Baumann offensichtlich gut bekannt.
Weder Staatsschutzbeamte oder VerfassungsschutzmitarbeiterInnen waren es, die die militanten Neonazipläne aufgedeckt haben, sondern AntifaschistInnen! In einer Internetveröffentlichung und in einer bei der Polizei eingangenen Mitteilung hatten anonym agierende Antifa-AktivistInnen im Rahmen eines Outings der Lörracher Neonaziszene detailliert die massiven und gezielten Chemikalienbestellungen des JN-Kaders Thomas Horst Baumann offengelegt. Als es aufgrund der detaillierten Schilderung in der Antifa-Veröffentlichung zu einer polizeilichen Hausdurchsuchung beim Beschuldigten kam, wurden sowohl die in der anonymen Anzeige beschriebenen Sprengmittel wie auch die von den AntifaschistInnen beschriebenen Waffen prompt aufgefunden. Unter anderem hatte Baumann in Zusammenarbeit mit anderen Neonazis Calciumkarbid, Nitromethan, Schwefelsäure, Wasserstoffperoxid und Kalkammonsalpeter, ferngesteuerte Zünder, Rohrbombenteile sowie weitere Ausrüstung und Fachliteratur erworben. Mit den Chemikalien lassen sich u. a. die Sprengstoffe Triacetat-Triperoxid (TATP), Nitroglycerin, TNT sowie ANNM herstellen. Das Landeskriminalamt Stuttgart gab bekannt, dass allein die vorbereitete Rohrbombe eine Sprengkraft besaß, die 15 Menschen schwer verletzt oder getötet hätte.
Die Verbindungen nach München
Der 22-jährige Thomas Baumann, seit Juni 2009 Leiter des „Stützpunktes Lörrach“ der NPD-Jugendorganisation „Junge Nationaldemokraten“ (JN) war gut mit Münchner Neonazis bekannt. Dies zeigte sich nicht zuletzt dadurch, dass er beim NPD-Aufmarsch am 1. Mai 2009 in Ulm gar in den Reihen der Münchner Neonaziszene aufmarschierte.
Der mutmaßliche Bombenbauer Thomas Horst Baumann hinter dem Transparent der „Freien Nationalisten München“ (links, mit rotem T-Shirt). Vor ihm die „FNM“-Aktivisten Manuel Heine und Sven Grams, hinter ihm die Münchner NPD-Bundestagskandidatin Renate Werlberger (BIA). Foto: Zacharias O. Gross
Auch beim eher regional beworbenen „Bayerntag“ der bayerischen NPD am 6. Juni 2009 in Straubing soll der militante Neonazi Thomas Baumann teilgenommen haben, was auf weitergehende Kontakte zur bayerischen Neonaziszene schließen lässt.
Münchner Neonazis und Bomben
Thomas Baumann, einst Zeitsoldat bei den Krisenreaktionskräften der Bundeswehr, soll mit den brisanten Sprengmitteln und den Waffen ein Attentat gegen das Freiburger autonome Zentrum „KTS“ geplant gehabt haben. Die bewaffneten Anti-Antifa-Aktivitäten von Neonazis im Raum Freiburg wecken in München Erinnerungen an das Jahr 2003, als der Neonazi Martin Wiese mit seiner „Kameradschaft Süd“ ebenfalls Waffen und Sprengstoff besorgte und sie eventuell zu Attentaten gegen Jüdinnen und Juden sowie AntifaschistInnen verwenden wollte. Viele Neonazis aus den Kreisen Wieses sind immer noch oder längst wieder in der Münchner Szene aktiv, Martin Wiese selbst wird im August 2010 aus der Justizvollzugsanstalt Bayreuth entlassen. Mehrfach hat er in der jüngsten Zeit für die Zeit nach seiner Entlassung ein politisches Comeback angekündigt.