Historischer Freispruch in Kolumbien

Vor dem höchsten Gericht in Florencia (Provinz Caquetá) wurden unlängst zwei junge Frauen freigesprochen, die vom Gericht der Rebellion und Entführung bezichtigt wurden. Ein Beispiel, wie die kolumbianische Justiz Unschuldige behandelt und den Terrorismus und die Rebellion als Totschlagargumente benutzt.

 

Im Jahr 2007 gab es in ganz Kolumbien große Demonstrationen, die die Freilassung von Gefangenen aus den Händen der FARC-EP forderten. Sie baten die Akteure in bewaffneten Konflikt, einen Schritt aufeinander zu zugehen und bestenfalls einen humanitären Austausch zu organisieren. Die Regierung beauftragte die Senatorin Piedad Córdoba und den venezolanischen Präsidenten Chávez für die Vermittlung mit der FARC-EP. Die Senatorin wurde später wegen Kontakten und angeblicher Unterstützung der Guerilla vom Amt enthoben und Chávez wurde in den Medien angeprangert, sich mit der FARC-EP getroffen zu haben. Um aber mit den Verhandlungen beginnen zu können, war es wichtig, das Lebenszeichen der Gefangenen die Öffentlichkeit erreichten.

Die FARC-EP waren für einen humanitären Austausch bereit, dies hatten sie schon oft betont, aber die Regierung lehnte einen Austausch ab. Die Guerilla entschied sich, von folgenden Personen Lebenszeichen zu veröffentlichen: Íngrid Betancourt, Luis Eladio Pérez, sowie einige kolumbianische Militärangehörige, außerdem die Agenten aus den USA Keith Donald Stansell, Marc D. Goncalves und Thomas R. Howes. Die Botschaften wurden an zwei junge Frauen überreichten Leidy Johanna Ramírez Rivera, die von Tomachipán (Guaviare) nach Bogotá unterwegs war und an Briguidh Adriana Vega Poveda, die die Botschaften an Piedad Córdoba übergab.

Die Telefone der beiden jungen Frauen, aber auch von Piedad Córdoba und Hugo Chávez wurden abgehört und die beiden jungen Frauen am 29. November 2007 festgenommen. Vor dem ersten Gericht wurden sie der Rebellion und später, im Jahr 2010, der Erpressung und der Entführung bezichtigt. Während die Umstände der Freilassung und des guten Willens völlig außer Acht gelassen wurden, entwickelte sich das Verfahren mehr und mehr zu einem politischen Prozess. Da der Prozess auch im Fokus der Öffentlichkeit stand, gab es immer wieder Bestrebungen, das Verfahren zugunsten der beiden jungen Frauen zu beeinflussen und sich mit ihnen zu solidarisieren.

Als anwaltliche Unterstützung hatten die beiden die bekannten Rechtsanwälte Rodolfo Ríos Lozano, Eduardo Matyas Camargo und Geminiano Perez Seña. Sie verfolgten eine Strategie der Entblößung der vorangegangenen Strafverfahren und verteidigten objektiv und transparent, also dem Gegenteil des Gerichts. Das Gericht, unter der Beobachtung der faschistischen Politik von Präsident Uribe, sprach zwar einen mitangeklagten Mann frei, verurteilte aber in der ersten Instanz die beiden Frauen zu 16 Jahren Haft, ohne beweiskräftige Argumente für das Urteil der erpresserischen Entführung der drei US-Agenten zu haben.

Die Verteidigung der beiden wehrte sich weiterhin und zog vor das höchste Gericht in Florencia. Hier wurde nun am 29. Oktober festgestellt, dass die ersten Verfahren von Fehlern begleitet wurden und keinen unabhängigen Strafverfahren zu Grunde liegen. Das Gericht veranlasste die sofortige Freilassung der beiden jungen Leidy Johanna Ramírez Rivera und Briguidh Adriana Vega. Der Einspruch, die anwaltliche Begleitung und die Solidarität hatten somit Erfolg.

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