Im Namen der Sünde, der Sexualität
und der Selbstbestimmung!
Im Rahmen der schweizweiten Kampagne
zur Initiative «Ja zum Kind» kommen die rechts-fundamentalistischen
Abtreibungsgegner_innen aus dem Umfeld der Piusbruderschaft am
Samstag, 5. Oktober 2013 nach Aarau, um den Frauen ihr Recht auf
Abtreibung abzusprechen. Hinter ihrer mit viel Brimborium
aufgemachten Inszenierung der edlen Sorge um Menschenleben und
Sexualmoral, versteckt sich jedoch nichts anderes als eine
erzreaktionäre und patriarchale Geschlechterpolitik.
Deswegen
rufen wir dazu auf, sich dieser heuchlerischen Kundgebung am 5.
Oktober 2013 um 14.30 Uhr auf der Igelweid in Aarau entgegenzustellen
und diese laut, sündigend und selbstbestimmt zu stören!
Die Kundgebung unter dem Namen «Ja zum Kind» ist leider keine Randerscheinung: Die christliche Rechte ist auf dem Vormarsch und vereint Angriffe auf Frauenrechte, rassistische Hetze, konservativen Mief und homophobe Ideologien, um sich in der kapitalistischen Krise zu behaupten. Bei der Initiative «Ja zum Kind» spricht die Piusbruderschaft den Frauen ab, selbstbestimmt über eine Mutterschaft zu entscheiden und drängt diese in die vom «lieben Gott» zugedachte Rolle als fürsorgliche Mutter, die brav Zuhause bleibt, Familie und Manne ehrt sowie fleissig Kinder gebärt. Ein herrschaftlicher Zugriff auf den Frauenkörper sichert dem Staat bzw. der Gesellschaft die Kontrolle über die Reproduktion der Bevölkerung und zementiert Beherrschungsverhältnisse. Ein Abtreibungsverbot, wie die «Lebensschützer» es fordern, schafft Abtreibungen nicht aus der Welt sondern kriminalisiert sie nur. Mögliche Folgen sind Pfuscherei, Selbstabtreibungen, Zwangsgeburten sowie massiver finanzieller und moralischer Druck auf die Betroffenen. Das Recht auf Abtreibung ist also nicht nur ein wichtiges Moment der weiblichen Selbstbestimmung; die Möglichkeit von medizinisch seriösen Schwangerschaftsabbrüchen und ideologiefreier Beratung bedeutet auch einen Schutz der körperlichen und psychischen Gesundheit von Frauen. Solche Machtausübungen folgen immer auch aus finanziellen Interessen und stehen im Kontext von heuchlerischen gesellschaftlichen Moralvorstellungen und sozialen Zwängen. Darum muss auch der Widerstand gegen die rechte Hetze ein Widerstand sein, der ums Ganze geht.
Aber auch die
Piusbruderschaft als eigene Institution muss kritisiert werden. So
meldet sie sich regelmässig in einschlägig rechts-nationalistischen
Medien zu Wort, lobte faschistische Diktatoren, wie Pinochet in Chile
und Franco in Spanien sowie den französischen Nazikollaborateur
Pétain. Des Weiteren fordert die Piusbruderschaft einen autoritären
Gottesstaat mit «christlicher Gesellschaftsordnung». Getreu dieser
«christlichen Gesellschaftsordnung» braucht diese – Zitat des
deutschen Piusbruders Franz Schmidberger – «Männer, die Männer
sein wollen, Frauen, die Frauen sind und Frau sein wollen, das heisst
Gehilfin des Mannes und Mutter der Kinder». Des Weiteren bezeichnen
die Piusbrüder Homosexualität als «Moralische Umweltverschmutzung»
und behaupten, dass jüdische Menschen Gottesmörder seien und auch
heute noch für den Tod Christi zur Verantwortung zu ziehen wären.
Das Phantasma einer Verschwörung des «Weltjudentums», welches
Wirtschaft und Politik in ihrer Hand hätte, reiht sich bei manchem
Piusbruder nahtlos neben Holocaustleugnungen und -relativierungen
ein.
Wir pfeifen auf die reaktionären, lustfeindlichen Werte
der Abtreibungsgegner_innen. Denn es gibt Sexualitäten jenseits von
Reproduktion. Es gibt Schwangerschaften jenseits von Sexualität. Es
gibt mannigfaltige Lebensentwürfe jenseits von Familie und Ehe. Es
gibt Frauen, die nicht Mutter und Gattin sein wollen. Und es gibt
Schwangere, die keine Frauen sind.
Lassen wir erst recht keine
Bruderschaft über unsere Körper und unsere Sexualität
bestimmen!
Gegen reaktionäre Ideen, Sexismus, Homophobie und
Antisemitismus!
Ob Kinder oder keine, entscheiden wir alleine!
Für
ein selbstbestimmtes Leben!
Antifa Aarau