festival contre le racisme bamberg – Islamophobie <> Islamkritik

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Der AstA Bamberg e.V. organisiert in Zusammenarbeit mit dem Antirassismus/Antifaschismus- Referat des Fachschaftenrates der Studierendenvertretung der Otto- Friedrich- Universität Bamberg nun schon zum sechsten Mal das „festival contre le racisme“ (fclr) in Bamberg. Diese ursprünglich aus Frankreich stammende Idee einer Projektwoche gegen Rassismus wird seit mehreren Jahren von vielen Studierendenvertretungen an deutschen Universitäten durchgeführt.

 

Das Thema des diesjährigen festival contre le racisme lautet „Islamophobie und Islamkritik“. Der Islam und die daraus abgeleiteten gesellschaftspolitischen Konsequenzen sind in der medialen Landschaft omnipräsent. „Gehört der Islam zu Deutschland?“, dies ist nicht nur eine Frage, die die Bundespräsidenten der vergangenen Zeit beschäftigt. Ob Terrorismusängste, Integrationsdebatte oder der „Arabische Frühling“, der Islam wird kontrovers diskutiert. Doch leider mündet dies allzu oft in verkürzten Schlussfolgerungen und Stereotypisierungen. Die immense Rezeption populistischer Hetzschriften à la Sarrazin und die daraus folgende Reproduktion rassistischer Vorurteile, zeigt die Relevanz der Thematik. Das diesjährige festival soll, unter anderem, einen Beitrag zu einer tiefergehenden, kritischen Reflexion dieser destruktiven Entwicklung darstellen. Gleichzeitig darf eine umfassende, tiefergehende kritische Analyse auch vor den fatalen Auffassungen, die in islamisch geprägten Gesellschaften vorhanden sind und in diesen vorangetrieben werden, nicht Halt machen. Auch dies soll Teil des diesjährigen fclr sein. Ein arabischer Frühling, der Gefahr läuft, in religiös-motivierten, totalitären und menschenverachtenden Regimen zu enden, ein archaisches Frauenbild, Terrordrohungen und viele weitere Entwicklungen geben Anlass zur Reflexion und Kritik.

 

Übergeordnetes Ziel des fclr 2013 ist folglich zu zeigen, dass sich der scheinbare Widerspruch zwischen Kritik an Islamophobie und Islamkritik auflösen lässt. Dies spiegelt sich auch in der konzeptionellen Ausgestaltung des fclr wieder. Fünf Vorträge mit anschließender offener Diskussion, die sich mit den beiden Schwerpunkten auseinandersetzen, münden in einer abschließenden Reflexionsveranstaltung. Abgerundet wird das Programm durch ein antirassistisches Fußballturnier und ein Konzert.

 

Die einzelnen Veranstaltungen: 

 

Montag, 03.06.2013

Daniel Poensgen: „Der Neid auf „die Juden von heute“. Zum Verhältnis von Islamophobie und Antisemitismus.“

Der Vergleich zwischen Antisemitismus und Islamophobie ist die konsequente Fortsetzung der „Deutschen Zustände“ und geht doch über das Gerede von den „Ideologien der Ungleichwertigkeit“ hinaus: Auf dem Fuße folgt ihm in aller Regel die Einfühlung in islamistische Banden und der Wunsch nach der Vernichtung des jüdischen Staates Israel. So wenig die Muslime die Juden von heute sind, so falsch ist es doch, den nivellierenden Vergleich zwischen Antisemitismus und dem Hass auf Muslime als Muslime auf die Motive seiner Verfechter in der öffentlichen Debatte zu reduzieren. Kritik am Antisemitismus und Arbeit an dessen Begriff müssten als Kritik der Gesellschaft ihren Gegenstand in seiner Konstellation gewahr werden, nämlich eingedenk der gesellschaftlichen Totalität des Kapitalverhältnisses Gemeinsamkeiten mit und Unterschiede zu Vorurteil, Ressentiment, Rassismus und Kulturalismus herausstellen. Auf diesem Weg wäre zu zeigen, dass der Vergleich von Antisemitismus mit Islamophobie gegen seine Verfechter verteidigt werden muss, eint diese doch längst mit den Antisemiten und den falschen Feinden des Islam der Hass auf die Vermittlung, die Projektion der Angst vor der eigenen Überflüssigkeit und der Neid auf die Gemeinschaft.

 

Daniel Poensgen ist Sozialwissenschaftler und lebt in Berlin.

 

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

 

Dienstag, 04.06.2013

Sebastian Hornung: „Islamfeindlichkeit im deutschsprachigen Internet“

Das Weblog „Politically Incorrect“ (PI) ist eines der zentralen Informationsportale für Islamhasser in Deutschland. Die Seite sieht sich als Sprachrohr „gegen den Mainstream“ und bezeichnet sich selbst als „proamerikanisch und –israelisch“. Ausgehend von dieser Webseite werden in dem Vortrag zunächst Verknüpfungen zwischen sogenannten Islamkritikern aufgezeigt und erläutert, wie über den gemeinsamen Nenner Islamfeindlichkeit ein breites informelles Netzwerk entsteht. Dieses Netzwerk verfügt über einen eigenen Wortschatz, der sich sowohl aus Neologismen wie „Dialüg“ bildet, wie auch aus der Neubesetzung von Begriffen aus der islamischen Theologie mit eigenen Bedeutungen. Beispielhaft wird der Weg einzelner Wörter und Formulierungen von diesem Netzwerk in die etablierten Medien nachgezeichnet. Bei den etablierten Medien angekommen, wird der Bogen zurück zu PI geschlagen und der Frage nachgegangen, ob von der Seite tatsächlich „Tabuthemen“ aufgegriffen werden, die in den „Mainstreammedien“ unter dem „subtilen Diktat der politischen Korrektheit“ verschwiegen werden.

 

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

 

Mittwoch, 05.06.2013

Frank Schellenberg: Film & Diskussion: „The Taqwacores“ (2010)

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman aus dem Jahr 2002, in welchem der Autor Michael Muhammad Knight seine Idee einer muslimischen PunkSzene literarisch in Szene setzt, und verbindet die Handlung mit der Musik verschiedener, mittlerweile realexistierender TaqwacoreBands, die sich unter dem Einfluss des Romans gegründet haben. „The Taqwacores“ wartet mit eine Vielzahl illustrer Charaktere und für konservative Muslim_innen provokanter Aussagen auf. Er ist jedoch nicht nur ein recht unterhaltsamer Film, sondern lässt sich auch gut als Aufhänger für die Diskussion einer für den Themenkomplex „Islamkritik“ zentralen Fragestellung heranziehen: Hat der Islam (bzw. haben Religionen) einen unhintergehbaren Kern, der als solcher kritisiert werden kann, oder können nur die verschiedenen, immer auch weitgehend kontingenten Interpretationen Gegenstand relevanter Kritik sein? Mit dieser Frage wollen wir uns in einer anschließenden Diskussion auseinandersetzen. Der Film selbst liefert jedenfalls Anhaltspunkte für beide Positionen.

 

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

 

Donnerstag, 06.06.2013

Klaus Blees: Islamophobie – Genese und Wirkung eines Kampfbegriffes

Schwere Zeiten für Kritikerinnen und Kritiker des politischen Islam. Wer Zwangsheirat und Kopftuchzwang in muslimischen Familien ablehnt, sieht sich schnell dem Vorwurf der „Islamophobie“ und des „antimuslimischen Rassismus“ ausgesetzt. Diese Begriffe dienen dem Ziel, zum einen säkulare, emanzipatorische Kritik an islamisch begründeten Unterdrückungsstrukturen und Menschenrechtsverletzungen zu tabuisieren und zum anderen den Blick auf ordinären Rassismus und ordinäre Fremdenfeindlichkeit, die sich auch, aber nicht nur gegen Muslime richten, durch eine Umdefinition zum „antimuslimischen Rassismus“ zu vernebeln. Woher stammen diese Verdikte? Wem nützen sie? Im Vortrag und in der anschließenden Diskussion soll der Unterschied zwischen linker, aufgeklärter Islamkritik und rechtspopulistischer Moslemfeindschaft näher beleuchtet und überlegt werden, wie den massiver werdenden Versuchen, Kritiker mundtot zu machen, begegnet werden kann. Thematisiert wird auch die oft unterschlagene Tatsache, dass der Islam in der äußersten Rechten mehr Freunde als Feinde hat.

 

Klaus Blees arbeitet mit im Kompetenzzentrum Islamismus der Aktion 3.Welt Saar. Dort werden Know-how gebündelt, Veranstaltungen organisiert, Initiativen vernetzt und Expertisen veröffentlicht wie zum Beispiel die vierseitige Flugschrift "Bye bye Multikulti – es lebe Multikulti" (Auflage: 100.000). Er schreibt u.a. in „Konkret“, „Jungle World“, „Phase 2“ und in der Quartalszeitschrift "Materialien und Informationen zur Zeit" (MIZ).

 

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

 

Freitag, 07.06.2013

Stephan Grigat: Islamischer Antisemitismus. Zur Kritik am iranischen Regime, den ägyptischen Moslembrüdern und ihren Verteidigern im Westen.

„Es gibt nur eine Lösung für das Nahost-Problem: die Vernichtung und Zerstörung des jüdischen Staates.“ So tönt der oberste geistliche Führer des Iran, Ali Chamenei, dessen Bewunderer auch in Deutschland aktiv sind. Chamenei ist der starke Mann eines Regimes, dessen Präsident Ahmadinejad Israel wieder und wieder mit der Auslöschung droht, und das fieberhaft daran arbeitet, sich die technologischen Mittel zu beschaffen, um seine Vernichtungsdrohungen und –fantasien auch in die Tat umsetzen zu können. Doch der islamische Antisemitismus tritt nicht erst mit der Revolution im Iran im Jahre 1979 auf die Weltbühne. Der Vortrag wird die Entstehung und Entwicklung des modernen Islamismus skizzieren und ausgehend vom Gründer der ägyptischen Moslembrüder, Hassan Al Banna, versuchen zu klären, inwiefern der islamische Antisemitismus eine wahnhafte Reaktionsweise auf die kapitalistische Moderne darstellt. Der aktuelle Djihad gegen Israel soll ebenso beleuchtet werden wie die verlogenen Reaktionen auf ihn in Deutschland und Europa. 

 

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien und Mitbegründer des Bündnisses STOP THE BOMB. Er ist Herausgeber von „Postnazismus revisited. Das Nachleben des Nationalsozialismus im 21. Jahrhundert“ und Mitherausgeber „Der Iran. Analyse einer islamischen Diktatur & ihrer europäischen Förderer“ sowie „Iran im Weltsystem. Bündnisse des Regimes & Perspektiven der Freiheitsbewegung“.

 

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 20:00

Eintritt: frei

 

Samstag, 08.06.2013

Antirassistisches Fußballturnier

Kleinfeldturnier

6+1 Spieler_innen

Teamanmeldung: antirarefbamberg@gmx.de

Ort: Unisportplatz Feldkirchenstraße 21

Beginn: 10:00

Eintritt: frei

 

Konzert mit Neonschwarz, eSKAlation und cerpin.taxt

 

NEONSCHWARZ (Hip-Hop aus Hamburg)

https://www.facebook.com/NeonschwarzHamburg

http://www.audiolith.net

http://www.captaingips.com

http://www.johnnymauser.com

 

ESKALATION (Ska-Punk aus Neumarkt)

https://www.facebook.com/eskalationska

 

CERPIN.TAXT (Post-Hardcore/Shoegaze aus Schweinfurt)

https://www.facebook.com/cerpintaxtmusic

 

Einlass: 18:00

Ort: JUZ Bamberg, Margaretendamm 12a

Kosten: 8€ Abendkasse, 7€ Vorverkauf 

 

Sonntag, 09.06.2013

Hadi Ghaeni und Siamak Wosoughi: Erfahrungsberichte zur politischen Situation im Iran & Brunch im Balthasar

Ort: Balthasar, Balthasargässchen 1 (zwischen Schranne und Kaulberg)

Beginn: 11:00

Eintritt: frei

 

 

Blog: http://festivalcontreleracisme.blogsport.de/

Facebookseite: https://www.facebook.com/pages/Festival-contre-le-racisme-Bamberg/134396966744712