Nationalistische Frei.Wild Songs auf Nürnberger Reichsparteitagsgelände!

Karte des ehem. Reichsparteitagsgeländes

Auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände spielt die Coverband „ZeitGeist“ völkisches Gedankengut von Frei.Wild und den Böhsen Onkelz. Der Veranstalter des Konzerts spricht von „Spaß“, „Kommerz“ und die Texte verstände man „eh nicht“. Im Laufe ihrer jungen Karriere gab die Fränkische Band noch nicht viele Konzerte. Eines davon musste am 7. Juli vergangenen Jahres wegen voran gegangener Proteste ausfallen. Grauzone-Kontakte von „ZeitGeist“ werden immer offensichtlicher.

 

Frei.Wild selbst wurde wegen ihren deutsch-tümelnden, nationalistischen Texten beim Echo ausgeladen. Nach und nach werden Konzerte der auch bei Neonazis beliebten Kapelle gekänzelt. Auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände spielte am 4. April die fränkische Band „ZeitGeist“, eine Frei.Wild und Böhse Onkelz Coverband. Sie schmetterten im Rockhouse Zelt ihre Coversongs rechtsgerichteter Gruppen von der Bühne. Dieses befindet sich mitten im Aufmarschzentrum von Hitlers Nationalsozialisten, dem Reichsparteitagsgelände. Der Inhaber des Zeltes, Hermann Murr, sagt nach der Nürnberger Zeitung (NZ) vom 5.4.2013: „Mit der Darbietung entspreche man dem Wunsch der Gäste nach dieser Musikrichtung. Die Bands seien seit November gebucht, die Debatte habe ihn beeinträchtigt, doch eine Stornierung würde mit rund 10.000 Euro zu Buche schlagen.“ Eine junge Gruppe soll im Bierzelt 10.000 Euro Gage erhalten – oder woher rührt die hohe Summe? Nicht erst seit dem Echo ist Frei.Wilds Geisteshaltung bekannt. Proteste gegen die mit dem Volkstum verbandelte Band gibt es schon seit Jahren. Ist man als Veranstalter an einem solch historisch belasteten Ort nicht gerade zu verpflichtet, Bands vor Buchung zu überprüfen und bei Rechtslastigkeit nicht auf dem Parteitagsgelände der NSDAP spielen zu lassen? Aber die Veranstalter wussten, auf was sie sich einließen. Gerade wegen den schon lange um Frei.Wild bestehenden Diskussionen wurde die Band eingeladen. Das Party Motto lautete ganz bewusst: „Rammstein vs. Frei.Wild“!

 

Den Booker des Rockzeltes, Engelbert Süsser, „interessieren diese rechtsradikalen Sachen nicht. Texte sind egal, Hauptsache, die Halle ist voll und die Leute haben Spaß. Wir machen hier alles, was Mainstream und Kommerz ist, und diese Bands sind nunmal voll angesagt“, sagte er der NZ. Kommerz, Kohle machen, Gewinn erzielen will der Herr mit rechten Texten auf dem ehemaligen Grund und Boden der Nazis. Nach dem Journalisten Thomas Kuban „verkauft und etabliert“ Frei.Wild „Nationalismus und Anti-Antifaschismus als hippe Protestkultur“. Wir sagen: Mit Nationalismus und Rassismus macht man keine Geschäfte!!! Und erst Recht macht man dies nicht auf dem ehemaligen Aufmarschgebiet der NSDAP! Für Süsser sind die Texte meist nur Gegröle – „Man versteht die Texte eh nicht“ – wird er von der NZ zitiert. Eine Gruppe, die mit „rechtsradikalen Botschaften auf die Bühne geht“ würde er nie unterstützten. Nur die Texte kennen Tausende auswendig, die können mitgesungen werden, auch wenn er bei seiner Anlage inkl. Bedienung zwecks Gewinnoptimierung sparen mag und der Text dann nicht so klar zu verstehen ist. Und die Texte von Frei.Wild haben sehr wohl „rechtsradikale Botschaften“.

 

Greifen wir mal zwei Texte von Frei.Wild heraus. Bei „Nur die Dummen sagen Ja und Amen“, heißt es z. B.:

„Es kehrt zurück
was irgendwann war
Und was verloren schien
Was viele dachten, doch nie sagten
Die Meinungsfreiheit war dahin
Jeder verstellte seine Worte
und Tabus blieben Tabus
Gewisse Themen waren verboten
im Land der Vollidioten
Nimm die Hand vom Mund, sag was Du fühlst
Wenn Du dagegen bist
Und wo Recht zu Unrecht wird
Wird der Widerstand zur Pflicht“

Publikative.org analysiert hierzu treffend in einem Beitrag der gesamten Redaktion vom 26.10.12 – also schon lange vor der „Echo-Diskussion“ und vor dem Bocking von ZeitGeist für das Nürnberger Frühlingsfest:

„Es dürfte sehr schwerfallen, hierin keine lupenreine rechtsradikale Rhetorik zu entdecken. Dass die Meinungsfreiheit dahin sei, weil bestimmte Themen verboten seien, im „Land der Vollidioten“ – auch das kann man in jeder zweiten Nazi-Postille lesen. Es handelt sich geradezu um klassische radikale Rhetorik gegen die vermeintlich verdorbene Demokratie. Es gibt sogar kaum eine andere Lesart, als diese Zeilen auf den Volksverhetzungsparagrafen und das Verbot der Holocaust-Leugnung zu beziehen – schließlich sind es de facto die einzigen „Themen“, die im heutigen Deutschland überhaupt verboten sein könnten. Das Ganze wird am Ende garniert mit der in Neonazi-Kreisen mittlerweile mehr als beliebten Parole vom Widerstand, der zur Pflicht wird.“

Frei.Wilds Heimathymne „Südtirol“ ist als „ZeitGeist“ Cover-Version auf YouTube eingestellt. Darin heißt es:

„Kurz gesagt, ich dulde keine Kritik
an diesem heiligen Land, das unsre Heimat ist“

Kritik an der Heimat, dem heiligen Land ist tabu. Viel präziser lässt sich völkisch-nationalistisches Gedankengut nicht auf den Punkt bringen.

„ZeitGeist“ ist eine junge fränkische Band. Außer dass sie Lieder von Frei.Wild und den Onkelz spielt, die beide eine große Fan-Gemeinde unter Nazis jeglicher Couleur haben, sind ihre Konzerte noch rar gestreut. Umso erschreckender ist, dass wir schon nach kurzer Recherche auf Kontakte zu bekannten Grauzonenbands stoßen und auf ein Konzert, das nach Protesten abgesagt werden musste.

 

Für die Grauzoneband Berserker aus Berlin sind Konzertabsagen nichts Außergewöhnliches. So berichtet die Band auf ihrer Facebook Seite über Absagen am 09.06. und 8.12.2012 München. Sie stellen dazu fest: „Für uns wiedermal ein Indiz, dass zu viele windige möchtegern Veranstalter unterwegs sind, die denken mal eben schnelles Geld machen zu können und wo ein Handschlag mit Ehre nichts mehr zu bedeuten hat! Das Musikbusiness braucht solche Menschen wie Euch nicht! Fickt Euch!“ Dem fügen sie an: „Wird Zeit mal eine Liste fertig zu machen wo Namen und Firmen von etwaigen Veranstaltern auftauchen“. Am 10. Mai startet die Grauzonen Band einen neuen Anlauf in München.

 

Abgesagt wurde auch ihr Auftritt am 7. Juli letzen Jahres in der Kulturhalle Neesen, Porta- Westfalica. Dort wollte Berserker zusammen mit den „Heiligen Dämonen“, Drunken Swallows und der fränkischen Gruppe „ZeitGeist“ auftreten. Über Facebook verkündet Berserker u. a.: „Der Auftritt am Samstag in Neesen/Porta Westfalica, ist leider abgesagt! …Nach Rücksprache mit dem Staatsschutz ist es für alle besser. Denn verletzte Menschen müssen nicht sein!“ Politische Hintergründe werden bei der Stellungnahme von ZeitGeist auf ihrer FB-Seite nicht genannt: „Die genauen Gründe sind uns leider momentan selbst nicht bekannt.“


Gruppen, die der „Grauzone“ zugerechnet werden, sind rechtsoffenen bzw. rechtslastig. D. h. „Bands, die in der Vergangenheit entweder mit rechter Symbolik, rechten Texten, Veröffentlichungen auf einschlägig rechten Labels, durch gemeinsame Konzerte mit rechtsoffenen, extrem rechten oder neonazistischen Bands oder durch persönliche Kontakte in die rechte Szene aufgefallen sind“ schreibt das Münchner AIDA im März 2013 anlässlich eines Grauzone Konzerts mit Berserker in Schweinfurt.

 

Berserker ist auf fast allen großen Grauzone Events mit dabei – auch mit neonazistischen Rock against Communism (RAC) Bands. Schon 2008 griff der Staatsschutz ein, als Berserker auf der Saisoneröffnung von Herta BSC Berlin hätte spielen sollen. Es ging um verschiedenste Lieder der Gruppe, u. a. um den Song „Das Schwein“. Berserker teilt dazu auf seiner Homepage mit:

Es „ruft zur Selbst- und Lynchjustiz auf! So wurde es uns (vom LKA Anm. BuB) erklärt. Ja das tut es! So war es auch gedacht und gemeint!“ Die Gruppe geht sogar über die einfache Lynchjustiz hinaus: „Wir singen davon, dass wir als Band solch ein Schwein leiden und brennen sehen wollen!“

Seitdem drehen sich viele der Texte von Berserker gegen den Widerstand von DemokratInnen und AntifaschistInnen, der ihnen entgegenschlägt, in Liedern wie „Neid“:

„Jedesmal, wenn Ihr uns verhöhnt,
macht Ihr uns damit stark.
Mit jeder Lüge, die Ihr über uns sagt,
wachsen wir von Tag zu Tag.“

Am 17. Mai tritt „ZeitGeist“ im Fantasy Tarp in Schleswig-Holstein auf. Der Club gehört zu den wenigen „gefällt mir“ Angaben der Kapelle auf FB. Am 21.6. folgen ihnen dort die Grauzone Bands „Wilde Jungs“ und „Saitenfeuer“. Am 15. März spielte dort die Grauzonen Gruppe „Stainless Steel“. In dem Club verkehren wie die auf FB veröffentlichten Fotos dokumentieren, vom Haarschnitt her Skinheads mit dem „Eisernen Kreuz“ am Hals eintätowiert. Stammgäste sind dort Rocker des „MC Dirty Pack 78“. Eines ihrer Vereinssymbole und auf ihren Kutten befestigt ist ein Reichsadler mit der „78“ statt dem Hakenkreuz in seinen Klauen. Die „78“ ist allerdings kein faschistisches Zahlensymbol sondern stellt das Gründungsjahr des Clubs dar.

 

Gruppen wie „ZeitGeist“, die nationalistische Lieder covern, mit Grauzone Band auftreten, Clubs gut finden, in denen Grauzone Bands auftreten, entwickeln sich selber zu einem Teil dieser Grauzonenkultur und haben auf öffentlichen Konzerten nichts zu suchen – auf dem Gelände des Reichsparteitagsgeländes erst recht nicht! Ein Kommentator bei den NZ forderte gar: „Die Staatsanwaltschaft sollte obgrund des Ortes ein Verfahren wegen Volksverhetzung gegen Musiker und Wirt prüfen“. Extrem rechtes Gedankengut darf über hippe Popkultur nicht zur Normalität werden und keine gesellschaftliche Hegemonie erringen.

 

Bür­ge­rin­nen und Bür­ger gegen ex­tre­me Rech­te
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