Bundeswehr-Stände stundenlang genervt

Eins, Zwei, Drei, Alles vorbei!

Über Wochen wurde u.a. an Bussen der CVAG für den Bundeswehr-Stand, welcher über 2 Tage sich in der Innenstadt befand, geworben. Wenn dir danach Leute erzählen, sie hätten davon nichts gewusst, sonst hätten sie ja auch protestiert, dann weiß du, Chemnitz ist ne ziemliche Autostadt. So stand ich also der Mordmaschinerie alleine gegenüber.

 

12.00 Uhr -14.00 Uhr

So richtig motiviert kannst du dann ja auch kaum sein, aber wenn dich dann Einer von der Bundeswehrtruppe mit den Worten a la „Geh weg“ begrüßt, dann kannst du ja fast nicht anders als noch viel länger zu bleiben als jemals geplant. Ein fettes Grinsen rundete diesen Motivationsschub ab. Ausgestattet mit vielen Broschüren und Stickern von der „DFG-VK“, welche ich mir im Vorfeld besorgte hatte (nicht direkt von www.schulfrei-fuer-die-bundeswehr.de und auch ohne irgendeine offizielle Genehmigung) ging es nun auf die Jagd nach potentiellen Mörder_innen. Meine politische Aktion war vom Prinzip nicht zu verhindern, weil a bedand ich mich die ganze Zeit auf öffentlichem Grund und b wollte niemand mitmachen (sonst Versammlung).

Da ich die ganze Zeit über friedlich blieb, kam nie die Polizei auf mich zu, zwecks Personalienaufnahme oder so vorbei. „Ist ja auch kein schönes Bild.“

 

Nachdem die ersten Sachen verteilt wurden, hatte ich schnell das „Glück“, dass die konservative „Freie Presse“ gegen 12.10 Uhr mich interviewte. (Auflage um die 200.000) Bericht im Anhang.

Wenig verwunderlich, dass sich so ziemlich gar nichts wiederfand, was ich ihr sagte wie z.B. die Nennung der DFG-VK oder Gründe, warum Krieg doof ist „posttraumatische Störungen bei Soldat_innen und 10 Jahre Krieg in Afghanistan, aber nichts konkretes erreicht,...“

Ein Interview lehnte ich nur aus den Gründen nicht ab, weil sie nicht darauf bestand, meinen Namen zu erfahren. Außerdem schoss sie kein Foto von mir.

 

Danach war es dann weniger lustig, denn die Bundeswehr hatte viel größer aufgefahren, was sich daran bemerkbar machte, dass wenig Leute sich für antimilitaristische Politik interessieren sollten.

Zwar ging doch Einiges an Flyern und alle Sticker weg, doch wie willst du gegen einen 3D-Simulator, Sideways, nen Bundeswehrquiz, einem Bundeswehrtruck und einem Räumfahrzeug (in BW-Tarnfarben) ernsthaft gegenanstinken?

Deren krasser Aufwand spiegelte sich auch darin wieder, dass viele hochwertige Sachen verlost wurden wie z.B. Uhren und Bundeswehrrucksäcke. Dafür musste nur eine Gewinnspielkarte ausgefüllt werden.

Hinzu gesellten sich noch Stände der Arbeitsagentur, Bundespolizei und der Feuerwehr.

Manche Sticker wechselten sogar noch einmal die / den Besitzer_in. Blöderweise hieß die Endverbraucherin hier Soldatin, welche jenes Material knickte und zerriss.

Einmal kamen drei Feldjäger kurz vorbei und wollten nur ein Faltblatt haben, was sie ausgehändigt bekommen sollten.

 

Zum Quiz sei gesagt, dass die Bundeswehr manchmal aushelfen musste, falls sich zu wenig Menschen dafür interessierten. Einfach nur peinlich (ich weiß...), dass der Soldat sich bei vielen Fragen blamierte und nicht den Button drückte. So gewann dann immer jemand, der (noch) nicht zur Truppe gehörte.

 

Ein paar kurze Gespräche mit jungen Leuten entstanden doch, welchen ich aber erstmal erklären musste, dass Menschen nicht in Nationalitäten kategorisiert werden dürfen und wenn schon es nicht „Die Afghanen“ gibt, weil das ist ja eine Pauschalisierung.

 

Manche Passant_innen fanden es lobenswert, dass ich, obwohl alleine, mich gegen die Bundeswehr stellte.

 

Ziemlich viele Soldaten müssen sich gelangweilt haben, weil sich noch ein Soldat mit mir unterhalten wollte. Diesmal gings länger. Er berichtete schon Jahre bei der Marine zu sein und war stationiert vor Somalia, um Schiffe, welche mit Rohstoffen usw. beladen sind, vor Pirat_innen (in dem Fall geht es nicht um die Piratenpartei) zu verteidigen. Ihm jetzt mit radikalem Antimilitarismus erschien mir wenig sinnvoll, auch wenn es konsequent gewesen wäre, aber er ist ja schon ziemlich von der Bundeswehr überzeugt. Also verwies ich ihn darauf, dass viele Schiffe, die Waren nach Deutschland bringen, unter der Flagge von Ländern fahren, wo kaum Steuern für den Schiffsbetrieb bezahlt werden müssen (z.B. Panama in Lateinamerika). Deutsche Flaggen dürfte es hier kaum geben, doch eben jene deutsche Soldat_innen müssen für den Schutz sorgen. So etwas kostet viel Geld und es zahlen nicht Die zu 100%, welche die Waren von den Schiffen wollen, sondern der deutsche Staat, also alle!

 

Irgendwann ging ich dann doch mal nach Hause, um mal ne Mittagspause einzulegen

 

16.00 Uhr -17.30 Uhr

Etwas überrascht erblickte mich dann schnell der „Soldat“ am „Sideway-Stand“, welcher dann so etwas meinte: „Jetzt die Mittagspause beendet und wieder fit“

Er moserte auch, dass es ja nicht sein kann, wie ich denn Kinder ansprechen könne, welche ja noch viel zu jung für Politik seien. Völlig verblüfft blieb mir die Antwort im Halse stecken, durften doch Kinder bei allen Bundeswehrständen teilhaben. Ists keine Politik, ists also Spaß und Krieg gehört zu Letzterem und ist ja schließlich nur etwas Notwendiges? Autsch.

Er war auch so witzig drauf, mich auf das Recht aufs eigene Bild aufmerksam zu machen wegen meiner Fotografierei. Im Internet werden die Leute dann geoutet und dort wird auch zu Gewalt gegen Personen aufgerufen. Hab das klar verneint, aber mich über sein Engagement gewundert, da die Bundeswehr aus seiner Sicht doch eigentlich etwas Tolles ist, wofür es sich nicht zu schämen braucht. (Bauchgefühl: Er war trotz Uniform kein Soldat,  sondern nur ein Angestellter, welcher sich mit den Sideways auskennt)

Im Endeffekt finden sich hier überhaupt keine Fotos von den beiden Tagen, weil wenn ich Porträtfotos gemacht hätte, bestimmt die Polizei gekommen wäre und diese konfisziert hätte. Die Bilder waren eh nur Großaufnahmen, aber wozu den Server von linksunten mit unverändertem Kriegsgerätfotos zumüllen?

„Ja klar“ war übrigens meine Antwort. Wollte der Bundeswehr ja an diesem Tag nicht komplett unhöflich kommen, sonst rufen die noch die Cops wegen angeblicher Beleidigung oder ähnlichem.

Ein anderer Soldat wollte sich bei mir nicht über Antimilitarismus informieren, sondern fragte nach, aus welchen Strukturen ich komme usw. Es reicht, wenn ich sage, er ging nach Sekunden wieder, oder? Sonst komm noch fragen, wie: Hast Du schon mal Bundeswehr-Autos angezündet, bist du an der „Deutsche Heeres Logistik Kampagne“ beteiligt, sagt dir die „War starts here“ Kampagne etwas?,...(Bei Antwort: Zumindestens keine Distanzierung davon)

 

Um halb Sechs war so wenig auf dem Neumarkt (Innenstadt) los, dass ich mir die letzte halbe Stunde schenkte.

Ok, nur die Halbwahrheit. Der letzte Flyer ging an jemanden in einer „Thor-Steinar“-Jacke, was ich zu spät entdeckte. (Irgendwann sinkt die Konzentration und Du willst nur noch Flyer loswerden) Er: „Ich grüße Dich“

Da auf dem Faltblatt nicht NPD draufstand, vorsichtshalber in eine andere Richtung verschwunden.

(Hiermit dürfte sich auch erklären, warum der Bericht jetzt erst erscheint. Nazis sind dumm, keine Frage, aber ein bischen Erinnerungsvermögen dürften manche trotzdem haben)

 

Jetzt Endlich hatte ich auch kapiert, dass mich Viele die ganze Zeit über für einen Nazi gehalten hatten (Vorurteil: Kurze Haare, Osten=Nazi).

Will mich hiermit aber ganz klar von rechtem Gedankengut in all seinen Formen distanzieren.

 

Tag 2

Da ich nur noch wenig Material hatte und mich der Nicht-Support doch frustierte, dann nur kurz dagewesen, aber mit der heutigen Ausgabe der „Freie Presse“ in der Hand. Den Artikel dann ein paar Soldaten gezeigt (Es war nur eine Soldatin draußen und die hatte durch das früherer Zerreißen der Sticker ein noch größeres Bedrohungspotential), welche sich darauf förmlich stürzten (hatten generell nicht viel zu tun). Ähnlich tat es der Typ vom Sideway-Stand, welcher zusätzlich mehr über meinen Aktivismus wissen wollte, aber auch nichts erfuhr. Er fragte noch, warum ich denn nicht meinen Namen preis geben wollte. Die Antwort, welche ich ihm nicht gab. "Die antiimperialistische Sache auf dem Neumarkt ist ziemlich ungefährlich, was Repressionen betrifft, aber falls dann in oder / und um Chemnitz, Miltärfahrzeuge z.B. in Flammen aufgehen, dann sagt sich der Staatsschutz vielleicht: "Von einem Bundeswehrhasser hier haben wir die Daten..."

Die Ausgabe der "Freie Presse" nahm ich wieder mit nach Hause zum Einscannen.

 

1.4.2013

Friedensdemo mit ca. 100 Teilnehmer_innen durch Chemnitz (Sachsen). Die „Freie Presse“ will 200 gezählt haben. Deren Friedensideologie erklärt sich vermutlich mit dem 5. März (Naziaufmarsch in Chemnitz jedes Jahr), wo ein „Friedenstag“ (am Tag der Bombardierung von Chemnitz (!) durch die Alliierten) in der Innenstadt stattfindet und von der eben genannten Zeitung gut wegkommt. Teils waren Leute von dem Fest heute auf der Demonstration, welche doch etwas Probleme damit hatten, einen Flyer von: „Antifaschistischen Gruppen Vogtland“ www.agv.blogsport.de die Hand zu nehmen und durchzulesen. „Sowas kommt von sowas“ und „Opfermythos angreifen“.

 

Wer gegen Nazis ist, muss auch sagen: „Deutsche Täter_innen sind keine Opfer!“

14. April Antifa-Demo in Plauen / Vogtland in Sachsen: Trauermarsch entsorgen

 

10.08.2013: Bundeswehr wieder auf dem Chemnitzer Neumarkt. Wie auf dem Foto zu sehen ist, löschen die auch brennende Autos. Überleg...

http://www.chemnitzer-feuerwehr.de/index.php/component/eventlist/details/21-familientag-bundeswehr-2013.html

 

Durch Mord entsteht nie Frieden!

Waffenexporte sofort stoppen!

Anonym bleiben!