Illustres Treffen in Sachsen

Frank Rennicke und Ulrich Pätzold verabschieden Besucher der rechten Tagung in Oberwiesenthal
Erstveröffentlicht: 
25.03.2013

Zu einem Lesertreffen der geschichtsrevisionistischen Verlagsgruppe von Dietmar Munier kamen am Wochenende zwischen 100 und 200 Teilnehmer in die sächsische Stadt Oberwiesenthal.

 

Die Tagung hatte in den vergangenen Jahren immer im Schlosshotel des fränkischen Örtchens Pommersfelden stattgefunden. Dieses Jahr musste das geschichtsrevisionistische Lesertreffen allerdings in die Wintersportstadt Oberwiesenthal an der tschechischen Grenze ausweichen. Die Veranstaltung fand von Freitag bis Sonntag im „Panorama Hotel Oberwiesenthal“ statt. Das Betreiberehepaar des Hotels scheint sich von der Veranstaltung zu distanzieren, leider war bislang niemand für eine Stellungnahme erreichbar. Die Tochter des Ehepaares hatte im August 2012 die NPD vom Parkplatz ihres benachbarten „Fichtelberg-Hotels“ verwiesen.

 

Als Veranstalter trat der „Schulverein zur Förderung der Russlanddeutschen in Ostpreußen e.V.“ auf, was die Hotelbetreiber offenbar darüber hinweg täuschte, dass drei Tage lang zahlreiche Rechtsextremisten und Neurechte ihr Hotel mit Trachten und rechten Marken bekleidet in Beschlag nehmen sollten. Dabei war dieser Verein bereits in den vergangenen Jahren Veranstalter der Tagung gewesen – was leicht herauszufinden gewesen wäre. Im Programm wurde auch auf die Jahreshauptversammlung des Vereins hingewiesen, dessen Ziel eine „deutsche Wiederbesiedlung“ des russischen Dorfes Jasnaja Poljana ist. Eine Schülergruppe aus dem Ort war extra in die höchstgelegene Stadt Deutschlands gereist, um Volkstanz und Gesang aufzuführen.

 

Eröffnet wurde die Tagung durch den Schulverein-Vorsitzenden Henning Pless. Der Kieler Heilpraktiker war früher Funktionär der „Heimattreuen Jugend“ gewesen, welche sich später in die mittlerweile verbotene „Heimattreue Deutsche Jugend“ (HDJ) umbenannte.


CDs von Frank Rennicke im Hotel-Foyer

 

Laut dem Einladungsflyer zu der dreitägigen Veranstaltung traten neben anderen der bereits 2007 bei der Tagung aufgetretene Ex-Militär Franz Uhle-Wettler, der Sprecher der ultraorthodoxen und antizionistischen jüdischen Sekte Neturei Karta, Reuven Israel Cabelman zum Thema „Juden für Deutschland: Was wollen die jüdischen Patrioten?“ und der neurechte Verleger Götz Kubitschek in Erscheinung. Angekündigt ist auf dem Flyer für Samstag auch ein Gastvortrag von Prof. Wilhelm Hankel. Hankel gilt als eine der führenden Persönlichkeiten der neu gegründeten Anti-Euro-Partei „Alternative für Deutschland“. Auf dem Tagungsprogramm steht auch der  Wiener FPÖ-Landesparteisekretär Hans-Jörg Jenewein, der über die FPÖ im Wahljahr 2013 referieren sollte. Daneben Tagungsteilnehmer von ganz Rechtsaußen wie der Neonazi-Barde Frank Rennicke, frühere NPD-Funktionäre wie Ulrich Pätzold und Hans Püschel, ferner der extrem rechte Anwalt Konrad Hoffmann aus Augsburg. Als weitere Referenten der Veranstaltung waren unter anderem Manfred Kleine-Hartlage („Warum ich kein Linker mehr bin“), Gebietsrevisionist Walter T. Rix und Treibhauseffekt-Leugner Wolfgang Thüne vorgesehen.

 

Auf dem Verkaufstisch des Verlags im Hotel-Foyer wurden Bücher des selbst ernannten Nationalrevolutionärs und früheren NPD-Vordenkers Jürgen Schwab neben denen von Erika Steinbach angeboten, umringt von Literatur über die Waffen-SS, die angebliche Kriegsschuldlüge und vielerlei Militärbüchern. Daneben lagen die Verlagszeitungen „Zuerst!“, „Der Schlesier“ und die „Deutsche Militärzeitschrift“ aus. Außerdem bot Frank Rennicke eine Vielzahl seiner CDs an. Etwas verloren wirkte daneben eine Werbeschrift für eine Pferdezucht im Kreis Schleswig-Flensburg, dessen Betreiber wohl auch den Weg nach Oberwiesenthal auf sich genommen hatten. Das Publikum war aus nahezu dem gesamten Bundesgebiet angereist. Bremen und Rheinland-Pfalz waren die einzigen Bundesländer, aus denen kein Auto auf dem hoteleigenen Parkplatz stand. Die meisten Besucher kamen unterdessen aus Bayern und Baden-Württemberg sowie aus dem Erzgebirgskreis. Das Bild der Veranstaltung prägten ältere Leute und einige Familien mit Kindern, die Generation zwischen 20 und 35 Jahrenwar kaum vertreten.

 

Die Ausrichtung des Treffens vom Wochenende in Oberwiesenthal reiht sich ein in die bisherigen Bemühungen von Muniers Verlagsgruppe, alle rechten Strömungen unter dem Dach des Geschichts- und Gebietsrevisionismus zu vereinen. Mit diesem Ziel muss sich Munier im nächsten Jahr wohl wieder einen neuen Tagungsort suchen.