[S/LEO] Rechte machen sich in Leonberg breit

Erstveröffentlicht: 
23.03.2013

Kriminalität. Die Polizei beobachtet eine wachsende Szene in der Stadt. Von Rafael Binkowski

 

Eine Aktion des Landeskriminalamts (LKA) wirft ein Schlaglicht auf die rechte Szene im Kreis Böblingen und vor allem auf einen Schwerpunkt, den es offenbar in Leonberg und der Umgebung gibt. 'Hier hat sich in den vergangenen Jahren eine lose Szene von jungen Männern gebildet, die immer wieder Zulauf bekommt', erklärt Uwe Vinçon, der Sprecher der Polizeidirektion Böblingen. Der Sindelfinger NPD-Kreisrat Janus Nowak sei zudem ein wichtiger Botschafter zwischen den eher lose organisierten Jugendgruppen und der straff strukturierten NPD. Nun hat die Polizei gezielt 40 Personen aus dem rechten Umfeld angesprochen, um sie zum Ausstieg zu bewegen.


Verlagerung von Süd nach Nord

Zwischen Rechten und Linken kracht es häufig. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichten die Auseinandersetzungen im vergangenen Jahr: Ein Rechter hatte mit einer Gaspistole auf einen Linken geschossen und wurde dafür zu zwei Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt. Damit hat sich der Schwerpunkt der rechtsextremen Aktivitäten offenbar vom Süden des Kreises in den Norden verlagert. 'Früher hatten wir viele Probleme in Bondorf und Tailfingen', erklärt Vinçon, 'da ist es jetzt eher ruhig.'

Über das Ausmaß der rechten Szene will die Polizei aber keine Angaben machen. Aber es seien mehr als die 40 Personen, die man nun aufgesucht habe. Von Schulabbrechern bis zu Abiturienten reiche das Spektrum. Konkret geht der Staatsschutz von ein bis zwei Rädelsführern in Leonberg aus. 'Es sind keine so fest organisierten Strukturen wie in Winterbach', sagt Vinçon. In der Gemeinde im Rems-Murr-Kreis hatte vor zwei Jahren eine Gruppe Rechter einen Brandanschlag auf Migranten verübt.

Es gibt aber offenbar auch Verbindungen zur NPD und deren Jugendorganisation, den Jungen Nationaldemokraten (JN) sowie den Autonomen Nationalisten innerhalb der JN, die in linkem Outfit auftreten und als sehr gewaltbereit gelten. 'Die Anbindung gibt es, kein Zweifel', sagt Vinçon.
Verbindungen zur NPD

Ein organisatorischer Brückenkopf ist laut der Polizei der Sindelfinger NPD-Kreisrat Janus Nowak. Hinter den Kulissen spielt er wohl eine nicht unwichtige Rolle. 'Er organisiert und ist Anlaufstelle', sagt Vinçon. Nowak sitzt auch im Regionalvorstand der NPD. 'Er schafft es immer wieder, Menschen hinter sich zu versammeln', so die Polizei. Mehrfach sei er ins Visier der Staatsschützer geraten, doch er habe sich immer wieder herauswinden können.

In diesem Umfeld hat die Polizei nun Ausstiegswillige angesprochen. Eine ähnliche Aktion hatte es im November im Rems-Murr-Kreis gegeben. Dazu hat das LKA die seit dem Jahr 2001 tätige Beratungs- und Interventionsgruppe Rechtsextremismus (Big Rex) eingesetzt. Man habe durch diese Arbeit landesweit bereits 450 Rechtsextreme zum Ausstieg bewegen können.