Am 23.02.2013 fährt ein Bus aus Mannheim zu den Protesten gegen den geplanten Nazigedenkmarsch in Pforzheim. Buskarten kosten 10 € + Spende und sind im Infoladen Mannheim ab sofort zu erwerben. Geöffnet hat dieser Dienstags und Donnerstag ab 19.00 Uhr. Die Tickets gibt es auch am Antifa Abend der Antifaschistischen Jugend Ludwigshafen/Mannheim am 19.02.2013 im JUZ Mannheim.
Im Folgenden ist unser Aufruf dokumentiert:
Am 23.02.2013 findet, wie jedes Jahr, eine sogenannte „Fackel-Mahnwache“ auf dem Wartberg in Pforzheim statt. Dieses, vom „Freundeskreis ein Herz für Deutschland e.V“ organisierte, geschichtsrevisionistische Event findet seit rund 20 Jahren statt und hat die Bombardierung Pforzheims zum Anlass. Mit seinen 100-200 TeilnehmerInnen stellt es den größten, regelmäßig stattfindenden Naziaufmarsch in Baden-Württemberg dar. In den letzten Jahren konnten die Nazis ihre Propagandaveranstaltung weitestgehend störungsfrei abhalten. Da 2013 die „Mahnwache“ an einem Samstag angemeldet ist, ist damit zu rechnen, dass eine größere Anzahl von Faschisten & Geschichtsrevisionisten aller Couleur ihren Weg nach Pforzheim findet. Für uns als Antifaschist_innen gilt es, die jahrelange Tradition des „Gedenkens“ zu durchbrechen und nachhaltig zu verhindern.
Geschichtsrevisionismus:
Unter Geschichtsrevisionismus versteht mensch Versuche, Tatsachen
umzudeuten und zu revidieren. Der Geschichtsrevisionismus, der von der
extremen Rechten propagiert wird, versucht die Einzigartigkeit der
NS-Verbrechen in Frage zu stellen und gleichzeitig für die Zukunft
positive ideologische Ansatzpunkte zu bieten. Konkret bedeutet dies die
Leugnung der nationalsozialistischen Kriegsschuld. Dies wird deutlich an
bewusst gefälschten Todeszahlen der alliierten Luftangriffe. Damit
legitimieren sie ihr menschenverachtendes Weltbild und rücken
Naziverbrechen aus dem Fokus der Wahrnehmung. Während die meisten
„Gedenkveranstaltungen“ auf eine recht kurze Tradition zurückschauen
können, finden diese in Pforzheim seit 20 Jahren statt. Innerhalb dieses
langen Zeitraums ist deutlich geworden, dass die bürgerliche
Zivilgesellschaft nicht gewillt ist dieses „Event“ zu verhindern. Die
Stadt Pforzheim betreibt seit 2003 ein eigenes Gedenken, welches
deutliche Überschneidungen zu den Inhalten der extremen Rechten bieten.
Auch hier wird den „Opfern“ des Bombenangriffs gedacht. Von
nationalsozialistischen Verbrechen wird in den Resolutionen des
Pforzheimer Gemeinderates natürlich nicht gesprochen. In Pforzheim, aber
auch in Dresden und vielen weiteren Städten Deutschlands wird die
Gedenkpolitik in der BRD deutlich.
Diese Gedenkpolitik ist nicht nur geprägt durch bewusstes ignorieren des Nationalsozialismus und seiner Kriegsschuld, sondern kehrt das TäterInnen-Betroffenenverhältnis um. Das Bedauern gilt nicht primär den Opfern des Holocaust, den Opfern der vernichtenden Politik eines deutschen Lebensraums in Osteuropa, den Sinti & Roma, den Widerstandskämpfer_innen oder anderen Betroffenen, sondern der deutschen Nation und den Deutschen. In Zeiten aufkommenden, unverkrampften Patriotismus‘ und Nationalstolzes stören diese Erinnerungen nur und werden ausgeblendet. So wird auch häufig “allen Opfern von Faschismus und Krieg” gedacht – also gleichermaßen den im KZ Ermordeten und den mordenden Wehrmachtssoldaten. Diese fehlende Unterscheidung von TäterInnen und Opfern wird beim Gedenken an die “Bombennächte” – wie in Dresden oder Pforzheim – auf die Spitze getrieben. Ähnlichkeiten im Gedenken zwischen Nazis und bürgerlicher Mitte sind kein reiner Zufall, sondern logische Konsequenz ihrer Geschichtsauffassung.
Was hat das mit Mannheim zu tun?
Auch in der Vorderpfalz und im Rhein-Neckar-Kreis wird seit Jahren aktiv Geschichtsrevisionismus von Seiten der Nazis betrieben. Zentrales Event ist der jährlich stattfindende „Jammer-Marathon“ durch Landau, Böhl-Iggelheim, Bad Dürkheim und Neustadt. Hier wird, genau wie in Pforzheim und Dresden, den „Opfern des alliierten Bombenterrors gedacht“. 2013 fällt der Jahrestag in Landau ebenfalls auf einen Samstag, den 16.03.2013. Auch hier gilt es, Nazis und Geschichtsrevisionismus eine klare Abfuhr zu erteilen! Die ortsansässigen Nazis des „Aktionsbüro Rhein-Neckar“, welches die u.a. hier stattfindende Propaganda-Events organisiert, mobilisieren bereits jetzt auf ihrer Homepage nach Pforzheim.
Der Berg ruft!
Wir rufen alle Antifaschist_innen dazu auf, am 23.02.2013 nach Pforzheim
zu kommen und sich an den Gegenaktivitäten zu beteiligen. Diese
beinhalten sowohl eine Demonstration als auch Blockaden. Nicht nur aus
Mannheim und der Vorderpfalz, sondern auch aus anderen Regionen
Baden-Württembergs gibt es Mobilisierungen gegen das „Gedenken“ der
Nazis. Wir wollen mit möglichst vielen Menschen kreativen und
entschlossenen Widerstand auf die Straße tragen.
Kein Fußbreit den Faschisten!
Infoveranstaltungen wird es vorerst in folgenden Städten geben:
08.02.2013 - Infoladen Linker Projekte Wiesbaden (Rote Kneipe) - 19:00 Uhr
10.02.2013 - Café Gegendruck Heidelberg (AIHD-VoKü) - 19:00 Uhr
19.02.2013 - JUZ Friedrich Dürr Mannheim (Antifa Abend) - 19:00 Uhr
Wenn ihr auch in eurer Stadt eine Infoveranstaltung wollt, meldet euch einfach an die folgende Mailadresse:
Achtet auf weitere Ankündigungen...