Heute wurde in Porto (Portugal) ein kleines Bürogebäude für die kommunale Sozialverwaltung eröffnet - ein "Ereignis", dass im Normalfall nicht mal für die Lokalpresse erwähnenswert wäre. Aber die massive Polizei- und Medienpräsenz deutete darauf, dass es sich hier um kein Normalfall handelte. Das Gebäude ist nämlich landesweit bekannt, seitdem April 2011 das bis dahin leer stehende Gebäude besetzt und zu selbstverwalteten sozialen Zentrum ("Es.Col.A.") gemacht wurde.
In der Es.Col.A. wurde gemeinsam mit den Menschen aus dem Stadtviertel
debattiert und basisdemokratisch entschieden. Alle Aktivitäten des
Sozialen Zentrums Es.Col.A waren kostenlos und basierten auf
freiwilliger Arbeit und Materialspenden. Da – viel stärker als etwa in
vielen autonomen Zentren in Deutschland – die AnwohnerInnen eingebunden
sind, existierten im Zentrum viele Angebote wie etwa Lernunterstützung
für SchülerInnen, Spielgruppen für Kleinkinder und eine
Stadtteilbibliothek. Die Es.Col.A wurde außerdem von zahlreichen
Initiativen genutzt, von Computer- und NetzaktivistInnen bis hin zu
Selbstversorgungskollektiven und war seit Beginn der Besetzung im
Viertel verankert. Trotz dieser Verankerung ließ die Stadtverwaltung als
Eigentümerin des Gebäudes die Besetzung am 10. Mai durch die Polizei
räumen – unter den Protest der AnwohnerInnen. Nach einer langen und
intensiven Kampagne wurde die Räumung Ende Juli 2011 wieder rückgängig
gemacht. Zwei weitere Räumungen innerhalb eines Jahres sollten folgen:
"Solidarität mit Es.Col.A" (Mai 2012)
http://de.indymedia.org/2012/05/329438.shtml
Die
endgültige Räumung erfolgte am 26. April 2012 und anschließend wurde
auf Anweisung der Stadtverwaltung das Gebäude für eine erneute Besetzung
unbrauchbar gemacht - indem etwa die Dächer beschädigt und die
Sanitäranlagen komplett entfernt wurden.
In den Monaten seitdem
wurde das Gebäude aufwändig saniert und die ehemalige Grundschule zu
einem Bürogebäude umgestaltet. Bei der heutigen Eröffnung des Gebäudes
hatte sich die Stadtverwaltung wohl auf Proteste eingestellt und viele
PolizistInnen sichert das Gebäude und die Umgebung. Die Medien waren
ebenfalls präsent, um über mögliche Auseinandersetzungen zu berichten.
Dazu ist es allerdings nicht gekommen und die zahlreichen PolizistInnen
mussten sich damit begnügen, die wenigen AktivistInnen und AnwohnerInnen
vor Ort zu schikanieren.