Pfhm: Naziladen in der Nordstadt bekommt Druck

Erstveröffentlicht: 
25.05.2009

PFORZHEIM. In der Nordstadt ist Ärger programmiert: An der Ecke Berthold-/Hohenstaufenstraße will am 5. Juni ein Klamotten- und Tattoo-Laden eröffnen. Die Marken-Auswahl treibt die linke Szene auf die Barrikaden.



Nicht genug, dass überall im Stadtgebiet, besonders aber in Brötzingen, der rechtsextremistische „Heidnische Sturm Pforzheim“ (HSP) Laternenmasten zukleistert mit Aufklebern („Wo Repression zum Alltag wird, wird Widerstand zur Pflicht“). Unbekannte haben darüber hinaus öffentliche Flächen verunziert mit Aufklebern, auf denen in altdeutschen Druckbuchstaben „Dromneduj“ steht – rückwärts geschrieben, ergibt dies „Judenmord“. Kein Wunder, dass sich die Verursacher nicht namentlich zu erkennen geben. Das Amt für öffentliche Ordnung hat die Sache an den Staatsschutz der Polizeidirektion weitergegeben.

Dort rauchen seit gestern die Köpfe. Denn mit Ärger muss gerechnet werden – am 5. Juni will an der Bertholdstraße 8 (Ecke Hohenstaufenstraße) ein Kleider- und Tätowiergeschäft mit dem Namen „Scandal-Tattoo“ eröffnen. Und das schmeckt der linken autonomen Szene gar nicht – genauso wenig wie die Plakatierung in Brötzingen. Denn in dem Laden sollen laut eigener Homepage „Szene-Klamotten“ angeboten werden. Es sind Namen, die nicht nur den Linken die Haare zu Berge stehen lassen, werden doch „Lonsdale“, „Hatecore“ und „Thor Steinar“ mit rechtsextremistischem Gedankengut in Verbindung gebracht. „Es wird vermutlich auch keine Probleme geben, sich neonazistische und rassistische Tattoos stechen zu lassen“, heißt es in einer Mail, die in linken Kreisen zirkuliert. „Am 5. Juni muss der Protest auf die Straße getragen werden.“

Da fühlt man sich bei der Polizei an die stets wiederkehrenden Einsätze am 23. Februar erinnert, wenn die Ordnungsmacht – mal mit 500, mal mit fast 1000 Polizisten aus ganz Baden-Württemberg – verhindern muss, dass am Jahrestag der Bombardierung Pforzheims Rechts- und Linksextremisten am Wartberg aufeinander losgehen. „Das können wir überhaupt nicht brauchen“, sagt ein hoher Beamter, „das wäre ein Albtraum, wenn wir die Eröffnung von dem Laden schützen müssten.“ Man wird nach PZ-Informationen das Gespräch mit dem Besitzer der Immobilie – und damit dem potenziellen Vermieter – suchen.

Verdacht von sich gewiesenNatürlich hat sich die Befürchtung der Linken bis zum Betreiber von „Scandal-Tattoo“ herumgesprochen – und man hat im Netz reagiert: „Es ist kein Nazi-Shop, wie viele meinen oder denken. Bei uns ist jeder willkommen“, heißt es auf der Homepage.

Was die Beseitigung rechtsextremistischer Aufkleber angeht, sind die Linken nicht mehr allein auf die zerstörerische Wirkung ihrer Fingernägel angewiesen. Auf Nachfrage der PZ lässt Wolf-Dietmar Kühn, Ordnungsamtsleiter, wissen, die Technischen Dienste hätten sich der Beseitigung angenommen. Auch werde Strafantrag wegen Sachbeschädigung gestellt. Kühn: „Falls wir die Täter haben sollten, werden sie anschließend auch noch zu den Beseitigungskosten herangezogen.“