Eisenach versagt Burschenschaft die Gastfreundschaft

Erstveröffentlicht: 
27.11.2012

Die Deutsche Burschenschaft muss sich von ihrem Tagungsort Eisenach vorerst verabschieden. Die Oberbürgermeisterin der Stadt, Katja Wolf, will die städtische Aßmann-Halle mit ihren bis zu 550 Plätzen nicht mehr zur Verfügung stellen, wie sie ZEIT ONLINE sagte. Das ist für die Burschenschaft insofern ein Problem, da es in der Stadt keine weitere Halle dieser Größenordnung gibt.


Von Tilman Steffen

Der Dachverband der etwa 100 deutschen und österreichischen Burschenschaften tagte seit der Wende in Ostdeutschland nahezu jährlich in der Stadt am Fuße der Wartburg, wo auch ein Burschenschaftsdenkmal steht. Zum Programm gehörte stets eine Prozession, bei der die uniformierten Traditionalisten mit Fackeln und Fahnen zu dem Mahnmal zogen.

Nachdem im Frühjahr innerhalb des Verbandes offener Streit um rechtsextremistische Äußerungen und Publikationen sowie Kontakte ins Neonazi-Milieu ausbrach, traf man sich vergangenes Wochenende zu einer Sondertagung in der privat betriebenen Sängerhalle Stuttgart.

Dort wählten die Burschen zwar den wegen rechtsextremistischer Äußerungen umstrittenen Chefredakteur des Verbandsblattes ab,  ersetzten ihn aber durch Michael Paulwitz, Ex-Landtagskandidat der REP und Autor der rechtskonservativen Jungen Freiheit. Der Ausschluss von rechtsextremistisch aufgefallenen Burschenschaften scheiterte an der Übermacht des ultrakonservativen Flügels. Die liberalen Reformer verfehlten auch ihr Ziel, die Mitgliedschaft in rechtsextremistischen Vereinigungen und Parteien zum Ausschlusskriterium für die Burschenschaften zu machen. Den Vorsitz des Dachverbandes übernahm schließlich die zum ultrarechten Flügel zählende Burschenschaft Teutonia Wien.

Eisenachs früherer Oberbürgermeister Matthias Doht (SPD) hatte das Treffen bisher wohlwollend mit Verweis auf die 1817 begründete Tradition gestattet. Obwohl seine eigene Parteiführung 2006 beschloss, dass Angehörige des ultrakonservativen Flügels der Burschenschaft nicht zugleich in der SPD Mitglied sein dürfen. Doht störte das offenbar wenig. Ebensowenig wie die Tatsache, dass immer mehr Burschenschaften in den Verfassungsschutzberichten der Länder erwähnt sind.

Seine Amtsnachfolgerin von der Linkspartei hat sich nun entschieden: “Wenn sich der rechtsextreme Trend in der Deutschen Burschenschaft verstetigt, können Burschenschaften nicht mehr mit der Gastfreundschaft Eisenachs rechnen”, sagte sie. Noch ist offen, wo das Jahrestreffen 2013 stattfindet. Bisher hat die Burschenschaft kein neues Treffen angekündigt. Wolf sagte, die Anmeldung für die städtische Halle mit ihren maximal 550 Plätzen sei jedoch in den vergangenen Jahren immer erst im Frühjahr gekommen.