Deutsche Burschenschaften
Gerne verweisen Burschenschaftler auf ihre liberale Tradition. Doch vor lauter Stolz auf das historische Hambacher Fest neigen viele mit Band und Kappe heute noch zum Rechtsextremismus. Mindestens einer der großen Dachverbände hat sein Verhältnis zum tumben Nationalismus nicht geklärt. Bleibt für die Liberalen nur ein Schritt.
Ein Kommentar von Max Hägler, Stuttgart
Es sind große Traditionen und Werte, für die Burschenschafter oft einstehen wollen: Einigkeit und Ehre und Demokratie. Auf das Wartburgfest und das Hambacher Fest verweisen sie dabei gerne, diese für viele Deutsche identitätsstiftenden Feiern im 19. Jahrhundert.
Viel Stolz auf Nation und Volk schwingt da mit, Kappe und das farbige Band sollen das allen zeigen. Geredet wird darüber offen, und mitunter erwächst daraus ein Überlegenheitsgefühl, manchmal auch Deutschtümelei.
Aus dieser Haltung heraus ist bei einem der großen Dachverbände, der Deutschen Burschenschaft, die Frage nach der Grenze zum Rechtsextremismus immer noch nicht sorgfältig geklärt. Da streitet heutzutage tatsächlich eine gesellschaftlich relevante Vereinigung, deren Mitglieder nach dem Studium oft hohe Positionen in der Gesellschaft übernehmen, wie sie mit neonazistischen Entgleisungen ihrer Mitglieder umgehen soll.
Die Antwort läge dabei klar auf der Hand, und es mutet absurd an, das 2012 wiederholen zu müssen: beobachten, besprechen und im Wiederholungsfalle ausschließen aus der Gruppe. Ohne jede Toleranz.
Es irritiert nicht nur, dass darüber überhaupt debattiert werden muss. Es irritiert auch, dass eine Mehrheit des Verbandes offenbar keine klare Meinung dazu hat.
Die Konsequenz für alle, die so sehr auf Ehre und Demokratie pochen, kann da nur lauten: raus aus dem Dachverband.