Vandalismus in Untertürkheim: Scheiben der Sängerhalle eingeschlagen

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Erstveröffentlicht: 
23.11.2012

Stuttgart - Die Deutschen Burschenschaften streiten über ihre Haltung zum Rechtsextremismus. Kernproblem sei, dass es einige Verbandsbrüder gebe, welche die studentischen Verbindungen in ein negatives Licht rückten, sagte Sprecher Christoph Basedow am Freitag in Stuttgart kurz vor dem außerordentlichen Treffen. Die entscheidende Frage sei, „ob es gelinge, Extremisten zu entfernen“.

 

Die Vertreter der rund 100 Burschenschaften mit geschätzt 10.000 Mitgliedern wollen bis Sonntag debattieren. Beim Stuttgarter Veranstaltungsort, der Sängerhalle in Untertürkheim, wurden in der Nacht von Unbekannten Scheiben im Eingangsbereich eingeworfen, wie die Polizei mitteilte. Es wird in alle Richtungen ermittelt, auch der Staatsschutz ist eingeschaltet.

 

Das Treffen sollte am Freitagnachmittag beginnen. Im Juni war der Burschentag in Thüringen vorzeitig aufgelöst worden, weil sich die Kontrahenten so sehr zerstritten hatten, dass keine Einigung mehr möglich schien. Der Streit in der Organisation hatte sich an folgenden Vorgang ausgelöst: In einer Verbandszeitschrift hatte ein konservativer Funktionär den NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer geschmäht.

 

"Eine Burschenschaft ohne rechtsextreme Einflüsse wird es nicht geben"

 

Er hatte Bonhoeffer als Landesverräter und dessen Hinrichtung als „juristisch gerechtfertigt“ bezeichnet. Dafür muss er sich inzwischen vor Gericht verantworten. Die Liberalen unter den Burschenschaftlern wollten ihn abwählen, verfehlten jedoch die Mehrheit. Nun wollen sie einen neuen Anlauf nehmen.

 

Der Richtungsstreit werde voraussichtlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgetragen, sagte Basedow. Bislang könne der Dachverband nur auf die einzelnen Verbindungen einwirken, aber nicht auf deren Mitglieder. Für die Deutsche Burschenschaft stehe viel auf dem Spiel. Ferner solle auch geklärt werden, welche Kriterien ein Student erfüllen muss, um in einer Burschenschaft aufgenommen zu werden. Die Konservativen fordern Deutschstämmigkeit, die Liberalen wollen eine Öffnung.

 

Die innenpolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Ulla Jelpke, sagte: „Eine Burschenschaft ohne rechtsextreme Einflüsse wird es nicht geben. Dafür ist der Einfluss von Verbänden, die geistig im Faschismus wurzeln, viel zu stark.“ Nach Angaben von Basedow ist bislang noch unklar, welche Burschenschaft in Zukunft den Verband führen soll. Die Veranstalter erwarten in Stuttgart über 500 Mitglieder. Für diesen Samstag sind laut Polizei Proteste gegen das Treffen geplant.