10 Jahre "Heldengedenken" in Friedrichroda

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Seit nun mehr 10 Jahren nutzen Thüringer Neonazis den Volkstrauertag um in Friedrichroda die faschistischen Täter von damals zu ehren. In den Abendstunden und bei Fackelschein geben sich NPD´ler und freie Kameradschafts-Nazis die Klinke in die Hand. Dieser mittlerweile etablierte Termin im Nazi-Eventkalender zog in den letzten Jahren um die 100 bis 150 Neonazis an.

 

Sowohl der Veranstaltungsort als auch der Termin bieten sich für die Nazis geradezu an. Zentraler Punkt der Veranstaltung ist das Gefallenendenkmal, welches vom Spruch „Für Volk und Vaterland“ geziert wird. Das Denkmal liegt am Rande von Friedrichroda, einer Kleinstadt im Thüringer Wald (Landkreis Gotha). Von der örtlichen Bevölkerung werden die Nazis weitestgehend hingenommen, von einem bürgerlichem Protest weit und breit keine Spur.

 

Ebenso wie Kriegerdenkmal und gleichgültiges Kleinstadt-Idyll, passt auch die Beschaffenheit des Volkstrauertages in das Konzept der Neonazis. Der Volkstrauertag macht keinen Unterschied zwischen den Opfern des Faschismus und den Tätern. Dieser 1919 eingeführte Feiertag wurde 1934 von den Nationalsozialisten in „Heldengedenken“ umbenannt und diente von da an hauptsächlich der Verehrung gefallener deutscher Soldaten. Nach dem Sieg über Nazi-Deutschland wurde der Volkstrauertag 1952 wieder offiziell begangen. Dieser Feiertag muss nicht erst mühsam umgedeutet und vereinnahmt werden, er passt so wie er ist in das Weltbild eines Neonazis.

 

Tagsüber beteiligen sich die Nazis an lokalen Gedenkveranstaltungen und Kranzniederlegungen, und abends pilgern sie dann nach Friedrichroda. Erstmals vor 10 Jahren wurde diese Veranstaltung von Michael Burkert ins Leben gerufen. Seine Laufbahn in der rechtsextremen Szene reicht von „Skinheadclub 88“ (Friedrichroda) über das „Nationale und Soziale Aktionsbündnis Westthüringen“ (NSAW) und dem „Thüringer Heimatschutz“ in die NPD. Seit 2009 wird die Veranstaltung von Sebastian Reiche (Vorsitzender NPD Kreisverband Gotha) angemeldet. Er tritt dort ebenso als Hauptredner auf und macht eindeutig klar worum es ihm und seinen Kamerad_innen geht: „Kameraden, lasst uns nun gemeinsam die gefallenen Soldaten aller Waffengattungen des letzten großen Krieges mit einem lauten ‚Hier!‘ in unsere Reihen zurückrufen“. Während Reiche Heer, Kriegsmarine, Luftwaffe und Waffen-SS in die Reihen zurückruft antwortet das Gefolge brav mit „Hier!“. Anschließend wird noch aus Opas Liedbuch „gesungen“ und der Spuk neigt sich dem Ende.

Wer sich selbst ein Bild der Veranstaltung machen möchte kann sich ein Videomitschnitt ( http://www.youtube.com/watch?v=q0hVUXcz2Y8 ) aus dem Jahr 2009 ansehen, oder sich an den diesjährigen Protesten beteiligen.

 

Das die Neonazis ihren Großvätern nicht nur hinterhertrauern, sondern ihnen wenn sich die Gelegenheit ergibt auch, ganz in der Manier der SA, nacheifern, zeigte sich auf erschreckende Weise im Jahr 2005. Damals setzten sich vier Neonazis vom Ende der Demo ab, verfolgten 2 Antifaschist_innen und verprügelten das damals 16 jährige Opfer.

(Artikel zur anschließenden Gerichtsverhandlung: http://de.indymedia.org/2008/02/208840.shtml )

 

Dieses Jahr hat sich ein Bündnis mehrerer Antifa-Gruppen und Einzelpersonen gebildet um einen deutlichen Protest gegen dieses schauerhafte Event auf die Straße zu tragen. Weitere Informationen dazu findet ihr auf der Mobilisierungsseite: http://www.volkstrauertag-abschaffen.tk