Die Provinz ruft – die Weichen sind gestellt – die Nazis sollen heulen… so oder so

07. März 2009: den Nazis in Dessau die Stimmung vermiesen // Stadt transportiert „Weltoffenheit“ und Nazis wollen sich bereits im Vorfeld, gemäß der Nacht des 07. März 1945, anheizen – da bekommt „warm-up“ gleich eine ganz andere Bedeutung…

 

Am Samstag, den 07. März 2009 scheint sich in der Stadt einiges zu bewegen. Neben den Heultiraden der Neonazis werden mehre Kundgebungen in der Stadt genügend Freiraum bieten, um dem emotionalen Wanderkessel um Carola Holz und die „Freien Nationalisten aus Anhalt-Bitterfeld und Dessau“ Taschentücher zum Trocknen der Tränen zu reichen oder sie verbal oder how ever zu „erheitern“. …oder aber ihnen jegliche Trauerstimmung ein für allemal zu vermiesen.

Die Neonazis planen sich 12.00 Uhr am Hauptbahnhof zu treffen und ab 13.00 Uhr mit ihrem „Trauermarsch“ zu beginnen. Direkt an den Nazimob wird sich ein „Kehraus“ der Stadt Dessau-Roßlau anschließen, der mittels zweier Kehrmaschinen und Transparent die geflossenen Tränen und „den braunen Ungeist von der Straße fegen“ soll.

Am Polizeirevier der Stadt vorbei werden die Neonazis bald in die Zerbster Straße, eine Fußgängerpassage einbiegen. Häuserschluchten mit nur drei Zugängen werden hier zusätzlich zum Spalier der zahlreichen Polizeikräfte das Kessel-Feeling für den Nazimob bieten. Am Ende dieser Fußgängerpassage steht mittig das Rathaus. Neben diesem wird auf der einen Seite eine Kundgebung der Stadt unter dem Motto: „Vielfalt ist bunt“ mit Bühnenprogramm und Infoständen stattfinden und auf der anderen Seite wollen die Neonazis die Schlossstraße entlang das Rathaus passieren. Hier wird sich der „Trauermarsch“ nur wenige Schritte entfernt von der bürgerlichen Protestveranstaltung befinden.

Laut Plan wollen die „Freien Nationalisten“ auf dem sich anschließenden Schlossplatz eine Kundgebung abhalten. Nach dieser soll der Jammermarsch durch den Torbogen des Johannbaus zur Ludwigshafener Straße herunter führen und den langen Gang über jene Schnellstraße antreten. Hier werden sie etwa drei Kilometer lang, einerseits das Muldeufer andererseits angrenzende Wohnblöcke mit ihrem Geheul belästigen. Nach besagten drei Kilometern erhoffen sie sich den Heidefriedhof in Dessaus Süden zu erreichen und dort wie bereits in 2005 und 2008 mit Kranz und barhäuptig ihren deutschen Opfern zu gedenken.

Am geplanten Ziel der „Freien Nationalisten“, den Friedhof III ist eine Mahnwache „gegen Geschichtsrevisionismus“ angemeldet. Dort soll den auf dem Friedhof bestatteten Zwangsarbeitern gedacht werden, um den Neonazis das Feld streitig zu machen.

Nach mutmaßlichem Erreichen ihres Ziels (Heidefriedhof) wollen die Kameradinnen und Kameraden ihren Rückweg in Richtung Hauptbahnhof, direkt entlang der Hauptverkehrsstraße (Bundesstraße 184 / Heidestraße, Franzstraße, Kavalierstraße) antreten. Hier wird in den Nachmittagsstunden eine Kundgebung der IG Metall unter dem Motto: „Die Zukunft gehört uns – die brauen Schmiere wegputzen“ ein Stärkung der Nazigegner mit Nutellabrötchen und eine „Erheiterung“ der trauernden Neonazis zur Option stellen.

Weitere Kundgebungen auf dem August-Bebel-Platz (Askanische Straße/westlich der Museumskreuzung) und an der Gedenkstele für die ermordeten und deportierten Jüdinnen und Juden sowie die zerstörte Synagoge Dessaus (Akanische Straße/Steinstraße) bieten ebenfalls Möglichkeiten der Bewegungsfreiheit in der Stadt. Zudem dienen diese als Info-punkte und halten Stadtplänen und aktuelle Informationen für alle NazigegnerInnen vor.

Ab 11.00 Uhr werden sich die ersten AntifaschistInnen am Hauptbahnhof treffen, um für Anreisende aktuelle Infos und Stadtpläne bereitzuhalten. EA, Info-Nummer und wap-Ticker werden ebenfalls für Absicherung und aktuellen Informationstransfer sorgen. Stadtplan mit allen nötigen Daten wird in den kommenden Tagen online (http://dessau-blockiert.tk) erscheinen.

Während in der Stadt mittlerweile mehrere hundert Plakate für Weltoffenheit und Toleranz entlang der Route der Neonazis gehangen werden, planen die „Freien Nationalisten“ indes eine Kundgebung am Donnerstag, den 05. März 2009, um sich im kleinen Kreis seelisch und moralisch auf den Wanderkessel einzustellen. Unter dem selben Motto wie Samstag (”Gegen das Vergessen - Zum Gedenken der Opfer des Bombenangriffs auf Dessau am 07.03.1945″) haben Alexander W. und Carola Holz eine Kundgebung an der Museumskreuzung ab 17.00 Uhr angemeldet. In Anbetracht der Bombardierung und Zerstörung der Stadt am 07. März 1945 bekommt „Warm-up“-Veranstaltung da doch gleich einen ganz anderen Charakter.

Die Zeichen stehen gut, um den „Freien Nationalisten aus Anhalt-Bitterfeld und Dessau“ in 2009 ein ganz besonderen „Trauermarsch“ zu bereiten.

 

checkt: www.dessau-blockiert.tk