E: Neue NPD-Landesgeschäftsstelle in Essen-Kray

Erstveröffentlicht: 
12.09.2012

ESSEN - Es hätte schlimmer für ihn kommen können: Ziemlich genau fünf Kilometer länger als zuvor ist nun die Strecke, die der NPD-Landesvorsitzende und -Landesgeschäftsführer Claus Cremer bis zu seinem Arbeitsplatz in der Landesgeschäftsstelle der nordrhein-westfälischen NPD zurücklegen muss. Rechtzeitig vor dem anstehenden Landesparteitag am 23. September hat der nordrhein-westfälische Landesverband der NPD neue Räumlichkeiten in Essen-Kray bezogen. Ende Juni hatte man in Wattenscheid nach der Kündigung des Mietvertrages die Koffer packen müssen. NRW rechtsaußen berichtete zuletzt am 10. Juli 2012.

 

Nationale Bürovolksgemeinschaft

 

Cremer zeigt sich zufrieden: „Zurück von der heutigen Sitzung des Landesvorstandes der NPD-NRW. Bei tollem Wetter 6 Std. getagt“, twitterte er am 9. September gut gelaunt nach einer Landesvorstandssitzung im Hinterhof der Marienstraße 66. Der Ort der neuen Landesgeschäftsstelle ist gut gewählt: Im Norden grenzt der direkt an der A40 gelegene Stadtteil Essen-Kray an Gelsenkirchen, im Osten an Bochum, im Westen an den Essener Stadtteil Frillendorf und im Süden an Essen-Steele, einem der Schwerpunktgebiete der Essener extremen Rechten. Das von der Straße aus nicht sichtbare und nur über eine in der Regel verschlossene Tordurchfahrt erreichbare Gebäude wird offenbar auch vom ebenfalls temporär obdachlosen NPD-Kreisverband Bochum/Wattenscheid (Vorsitzender: Claus Cremer) genutzt. Dass auch der Kreisverband Essen und der Stadtverband Gelsenkirchen Teil der nationalen Bürovolksgemeinschaft sein dürfen, kann indes nur vermutet werden. „Bereits jetzt“ verfüge der eben erst gegründete NPD-Stadtverband Gelsenkirchen „über die notwendige Infrastruktur“, teilte der NPD-Landesverband am 6. September mit.

 

Konspirative Geschäftsstelle?

 

Offenbar scheint die NPD kein Interesse daran zu haben, dass die Existenz ihres neuen Domizils in der Marienstraße frühzeitig bekannt wird, erst recht nicht in der störungsanfälligen Aufbauphase. In dem Wohngebiet deutet bisher nichts darauf hin, dass hier die neue Landesgeschäftsstelle beheimatet ist, sieht man einmal von Parkplatz suchenden Auswärtigen aus dem Kreis Steinfurt, der Städteregion Aachen, dem Märkischen Kreis und anderen NRW-Regionen ab, die zu einer der Landesvorstandssitzungen wollen.  Auch am Haus gibt es keinerlei Hinweise. Das der Hausnummer 66 angefügte “A”, das einst von ehemals dort ansässigen Firmen angebracht wurde, um auf das Gebäude im Hinterhof zu verweisen, wurde entfernt.

 

Anstehender Landesparteitag

 

Und auch über den anstehenden Landesparteitag ist offenbar Stillschweigen vereinbart worden, woran der eine oder andere Kreisverband bzw. mitteilungsbedürftige Kreisvorsitzende scheitern dürfte. Schon am 1. September berichtete der NPD-Kreisverband Oberhausen, dass sich die „Oberhausener Nationaldemokraten“ zur Zeit auf den anstehenden Landesparteitag vorbereiten würden. Man habe „zahlreiche Personalvorschläge für den neu zu wählenden Vorstand“ beschlossen. Dass aber der alte und neue Landesvorsitzende – trotz herber Landtagswahlniederlage, sinkenden Mitgliederzahlen und kaum sichtbarer politischer Einflussnahme – Claus Cremer heißen wird, daran dürfte auch der – politisch ohnehin relativ bedeutungslose – Oberhausener Kreisverband nicht rütteln können. Und vermutlich auch nicht rütteln wollen. Es gibt schlichtweg keine umsetzbaren personellen Alternativen. Diejenigen, die Ansprüche anmelden könnten – wie die Dortmunder Matthias Wächter und Axel Thieme oder Ariane Meise, Vorsitzende des NPD-Kreisverbandes Rhein-Sieg – dürften keine wirkliche Bereicherung sowie komplett überfordert und/oder nicht wirklich interessiert sein. Und so kann es sich Cremer in „seiner“ neuen wohnungsnahen Geschäftsstelle schon einmal gemütlich machen und den Handwerkern bei der Arbeit zusehen.