Pussy-Riot-Proteste im Kölner Dom: Kirche verklagt Pussy-Riot-Unterstützer

Erstveröffentlicht: 
23.08.2012

Die katholische Kirche hat ein Gruppe von Unterstützern der russischen Band Pussy Riot angezeigt. Den drei Demonstranten droht eine Haftstrafe, weil sie eine Messe im Kölner Dom gestürmt haben.

 

Lautstarke "Free Pussy Riot"-Rufe, ein paar Flugblätter und die bunten Strickmützen, Symbol der russischen Opposition - das alles kann drei junge Polit-Aktivisten nun teuer zu stehen kommen. Denn sie haben sich für ihren Protest zur Unterstützung der verurteilten russischen Pussy-Riot-Musikerinnen offenbar zu stark am Vorbild der Punkerinnen orientiert - und einen Gottesdienst im Kölner Dom gestürmt.

Die katholische Kirche hat deshalb nun Strafanzeige gegen die beiden 23 und 25 Jahre alten Männer und die 20-jährige Frau erstattet. "Die Ruhe im Kölner Dom wurde gestört - das können und wollen wir nicht hinnehmen", begründet der Kölner Domdechant Robert Kleine das juristische Vorgehen gegen die Protestler. "Das Recht auf Demonstrationsfreiheit darf nicht über das Recht auf Religionsfreiheit und die religiösen Gefühle der Gottesdienstfeiernden gestellt werden."

Die drei könnten nun wegen Hausfriedensbruch und Störung der Religionsausübung belangt werden. Letzteres kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren oder mit einer Geldstrafe bestraft werden. In einem ähnlichen Fall war ein Berliner 2006 zu neun Monaten Haft verurteilt worden, nachdem er zwei Jahre zuvor den zentralen Festgottesdienst zum Tag der deutschen Einheit durch laute Schreie gestört und mit Flugblättern um sich geworfen hatte.

Aktion dauert nur Minuten

Die drei Pussy-Riot-Unterstützer hatten am vergangenen Sonntag, zwei Tage nach dem Lagerhaft-Urteil gegen die Musikerinnen, nach der Predigt von Weihbischof Heiner Koch den Dom gestürmt, lautstark "Free Pussy Riot" gerufen und Flugblätter verteilt. Einige trugen Strick-Sturmhauben, das Symbol der russischen Band, dazu ein Transparent mit der Aufschrift "Free Pussy Riot and all prisoners". Die Aktion dauert kaum länger als eine Minute, dann wurden die drei von Domschweizern aus der Kirche geleitet beziehungsweise getragen. Koch kündigte danach an, die Anliegen der Demonstranten und der Menschen in Russland mit in das Gebet aufzunehmen.

Die Aktion erinnert an die Aktion der russischen Musikerinnen. Die Mitglieder der Band Pussy Riot hatten im Februar ihr Punkgebet gegen Wladimir Putin während eines Gottesdienstes in einer russisch-orthodoxen Kirche in Moskau vorgetragen. Dafür wurden drei von ihnen vergangene Woche zu zwei Jahren Lagerhaft verurteilt. Gegen die übrigen wird noch ermittelt. Der Umgang der russischen Justiz mit den oppositionellen Künstlerinnen hat weltweit scharfe Proteste ausgelöst. Auch in Deutschland gab es zahlreiche Solidarisierungs-Kundgebungen und -Aktionen.

Die Kölner Demonstranten allerdings hat möglicherweise erst der Domherr persönlich auf die Idee gebracht, das Gotteshaus zu stürmen. Domprobst Norbert Feldhoff hatte bereits Anfang August in einem Interview den Prozess in Moskau mit den Worten verteidigt, eine schrille Protestaktion wie die von Pussy Riot in Russland hätte auch im Kölner Dom Konsequenzen. Dann würden sofort die Domschweizer eingreifen, sagte Feldhoff damals der Nachrichtenagentur dpa. „Die Würde des Doms zwingt uns, dagegen vorzugehen." Das tut er nun.