Frühjahr 2011: In Tunesien, Algerien und Ägypten, später auch in Libyen bricht der so genannte Arabische Frühling los. Aufstände, Regierungsstürze, nicht zuletzt auch Fluchtbewegungen erschüttern die Region. Mit einer Mischung aus Verzweiflung und Hoffnung nutzen viele ihre Chance und versuchen über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Unter ihnen auch viele Flüchtlinge, die in Libyen gelebt haben oder dort inhaftiert waren. Wie in solchen Umbruchsituationen üblich, reagiert Kern-Europa mit verstärkter Abschottung der Außengrenzen: Bereits im Februar startet die FRONTEX-Mission „Hermes“ im Kanal von Sizilien, Italien schiebt verstärkt ab, mit der „Übergangsregierung“ Libyens wird – bereits lange vor dem Sieg über Gaddafi – die Fortsetzung der Verträge zur Migrationskontrolle vereinbart.
2011 wird zugleich das Jahr, in dem die meisten Menschen im Mittelmeer ums Leben kommen. Das Auffanglager auf Lampedusa ist wochenlang völlig überfüllt; im September kommt es zu einer Revolte, woraufhin das Lager geschlossen und erst im Juli 2012 wieder eröffnet wird. In Europa findet man zwar gute Worte für den beginnenden Demokratisierungsprozess, nicht jedoch für die Flüchtenden. Immer wieder hört man: Ihr habt eine Revolution gemacht, nun ist es doch in Ordnung! Zugleich geben die Bilder der in Süditalien und Malta anlandenden Boote Anlass zur Irritation: sind es doch die jungen Helden dieser Revolutionen, die nun als Flüchtlinge mit zerrissenen und ausgebleichten Hemden auf der Suche nach einem besseren Leben nach Europa kommen.
Judith Gleitze lebt in Palermo. Für den Verein
borderline-europe unterstützt sie Flüchtlinge in den sizilianischen
Flüchtlingslagern, begleitet Bootsflüchtlinge und ihre Angehörigen,
informiert die Öffentlichkeit über die Situation an dieser Grenze
Europas und besucht mehrfach Flüchtlingslager in Tunesien. Mit ihrem
Vortrag informiert sie über die Veränderungen und Lebensbedingungen für
Flüchtlinge in und aus den arabischen Ländern. Dabei geht sie auf die
besondere Situation und die Auswirkungen des arabischen Frühlings auf
schwarzafrikanische Flüchtlinge ein. Sie berichtet über die Behandlung
der Flüchtlinge u. a. in Italien.
Borderline Europe wurde 2007 als gemeinnütziger Verein
von einer Gruppe von Personen,die schon seit Jahren im
Flüchtlingsbereich arbeiteten, als Antwort auf die
Menschenrechtsverletzungen und die Folgen der europäischen
Abschottungspolitik gegründet. Weitere Informationen: www.borderline-europe.de
Veranstalter_innen:
Heinrich-Böll-Stiftung Saar, Antifa Saar Projekt / AK, CriThink! e.V. –
Gesellschaft zur Förderung des kritischen Denkens und Handelns,
Peter-Imandt-Gesellschaft und DAJC Saarbrücken (Deutsch-Ausländischer
JugendClub)
Weitere Informationen unter http://www.antifasaar.de.vu/
Vortrag und Diskussion mit Judith Gleitze
Montag, 03.09.2012
19.00 Uhr
DAJC, Johannisstraße 13, Saarbrücken