Nürnberg - Die Kundgebung der NPD in Langwasser ist im Lärm der Trillerpfeifen und Sprechchöre untergegangen. Der Infostand am Maffeiplatz wurde abgesagt. Allerdings beklagten einige Demonstranten ein hartes Vorgehen der Polizei.
Die Demokraten haben den Nazis keine Chance gelassen. Die NPD-Kundgebung am Heinrich-Böll-Platz ist im Lärm der vielen Gegendemonstranten untergegangen. Den Infostand am Maffeiplatz mussten die Rechten absagen, weil die Bürger den Platz besetzt hielten.
Eigentlich wollten die Rechten um 15 Uhr auf dem Maffeiplatz ihre Sicht von "Freiheit für deutsche politische Gefangene" darstellen. Wohl eine Anspielung auf den in Portugal in Auslieferungshaft sitzenden Neonazi Gerhard Ittner. Abdurrahim Özüdogru wurde 2001 von Mitgliedern des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ nicht weit entfernt ermordet.
400 Demonstranten blockieren Maffeiplatz
Die Polizei hatte einen Bereich des Annaparks abgesperrt. Doch 200 Demonstranten umgingen diese Absperrungen und nahmen den Platz in Beschlag. Mindestens weitere 200 machten ihrem Unmut nach dem Motto von Verdi, der Linken und des Nürnberger Bündnis Nazistopp: "Diese Stadt gehört uns! Gegen Freies Netz Süd und für ein NPD-Verbot" von außerhalb der Gitter Luft.
Gegen 15 Uhr dann die erlösende Nachricht: Karl R., der den Infostand angemeldet hat, gibt auf. Bei den vielen Demonstranten gegen seine Propaganda verzichtete er auch auf einen Ausweichplatz. Der Infostand wurde abgesagt.
NPD geht unter
Gegen die "Deutschlandtour" der NPD-Kundgebung hatten sich rund um den Heinrich-Böll-Platz rund 2000 Demonstranten versammelt. Sie erwarteten den Bus der Rechten, der mit einer Stunde Verspätung eintraf. Rund 70 Demonstranten blockierten die Straße, wollen die NPD zum Stillstand zwingen und ihr keinen Platz in der Stadt überlassen. Doch der Lkw preschte nur wenige Zentimeter an Polizisten und Demonstranten vorbei. Die NPD wurde mit einem gewaltigen Pfeifkonzert, Rufen wie "Haut ab" und "Nazis raus" im Empfang genommen. Dazu kamen die Glocken der Paul-Gerhardt-Kirche, die über eine Stunde läuteten.
Der Lärm übertönte jede Rede. Die trugen die sechs Rechten meist nicht einmal selbst vor. Bis auf eine liefen alle von einem Tonband. Die Nazis versteckten sich derweil ihrem Lkw. Die Kundgebung der NPD lief komplett ins Leere.
Pfefferspray und Schlagstöcke
Allerdings beklagten einige Demonstranten einen zu harten Polizeieinsatz. Eine Gruppe um die Stadträtin Eylem Gün (Die Linke) wollte auf der Zufahrtsstraße zum Heinrich-Böll-Platz eine spontane Gegendemonstration anmelden. Das wurde ihr verweigert, bei dem Gerangel bei der Einfahrt des Busses sollen die Beamten auch hart gegen die Stadträte vorgegangen sein.
Zudem benutzte die Polizei bei der Ein- und Ausfahrt des Busses Reizgas und schlug später mit Stöcken zu. Sie nahm nach bisherigen Angaben mindestens zwei Personen fest, darunter auch Ulli Schneeweiß von ver.di Mittelfranken, der eine Absperrung überschritten haben soll. Außerdem sollen die Beamten dem Fürther Bündnis gegen Rechts Plakatstangen abgebrochen haben.
Im Anschluss zogen einige Demonstranten noch weiter in die Wettersteinstraße. Dort hatten die Nazis vor kurzem einen Treffpunkt eingerichtet, es ließ sich aber kein Rechter blicken. Die Demonstranten forderten die Auflösung des Mietvertrages und zogen dann friedlich wieder ab.