Berlin 5.7.12 - Pressemitteilung der Kampagne „Rassismus tötet!" zur Einladung des Bundespräsidenten nach Rostock-Lichtenhagen
Anliegen der Bürgerinitiative ist es nicht, gegen den gesellschaftlichen Rassismus vorzugehen, sondern lediglich das negative Image der Stadt aufzupolieren. Hierbei handelt es sich um eine Standortfrage, da viele potenzielle Touristen Rostock-Lichtenhagen immer noch als das sehen, was es ist: Eine Stadt, in der es möglich war, dass ein deutscher Mob aus niedersten Motiven ein Pogrom entfesseln konnte gegen jene 120 Menschen im Sonnenblumenhaus, welche schlicht nicht in ihr völkisches Weltbild passten. Seitdem hätte sich in Rostock viel getan, so die Initiative, es solle jedoch gemahnt werden. Zu diesem Anlass wurde nun der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck zum Gedenkakt eingeladen.
Ein Bundespräsident, der angeblich wie kaum ein anderer für „Freiheit“ und „Versöhnung“ steht. Aber eben auch ein Bundespräsident, der den Rassisten Thilo Sarrazin „mutig“ nennt und ganz bewusst wieder von der Gefahr durch „Überfremdung“ spricht. Und nicht zuletzt ein Bundespräsident, der wie kein anderer gefangen in seiner eigenen Biographie, dafür steht, die Verbrechen des Nationalsozialismus mit denen der SED-Diktatur gleichzustellen. Entsprechend dieser Relativierung und Verklärung der Geschichte ist auch sein Weltbild zu erklären, eine Ideologie der Mitte, nach der alles was nicht gefällt, wahlweise auf rechten oder linken „Extremismus“ geschoben wird. Ein Bundespräsident also, unfähig zu erkennen, das die Ursachen des Pogroms von Rostock-Lichtenhagen in der weißen Mehrheitsgesellschaft verankert sind. Auch heute ist es diese sogenannte „Mitte“ der Gesellschaft, welche tagtäglich Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Religion oder Hautfarbe diskriminiert und sich je nach Bedarf entweder durch den Staat (Abschiebung) oder vom deutschen Mob verteidigen lässt.
Wir als
Kampagne „Rassismus tötet“ positionieren uns gegen diese
nationalistischen und rassistischen Denkweisen und fordern daher den
Rechtspopulisten und amtierenden Bundespräsidenten Gauck auf am 26.
August zu Hause zu bleiben und nicht nach Rostock zu kommen. Darüber
hinaus fordern wir die rassistischen Angriffe vom 22.-26. August 1992
als das zu bezeichnen was sie waren nämlich ein rassistisches Pogrom.
Um
der Forderung einer Anerkennung des Pogroms Nachdruck zu verleihen,
werden wir gemeinsam mit mehreren tausend Antifaschist_innen und
Antirassist_innen am 25. August 2012 in Rostock Lichtenhagen eine
Gedenkdemonstration durchführen.
Wir möchten uns kritisch mit
rassistischer Gewalt gegen Migrant_innen und Flüchtlinge zu Beginn der
90er Jahre auseinandersetzen und auch die Folgen für Asylbewerber_innen
damals wie heute thematisieren.