BOCHUM Einen Tag, nachdem an dieser Stelle bekannt gemacht wurde, dass der NRW-Landesvorsitzende der NPD, Claus Cremer, in Bochum-Wattenscheid eine Jugendfußballmannschaft betreut, hat die DJK Wattenscheid Cremer von seinen Pflichten entbunden. Das habe man „zusammen mit Herrn Cremer beschlossen“, so der Leiter der DJK-Jugendabteilung, Maik Posmyk.
Wie berichtet, hatte Claus
Cremer die zweite Mannschaft der Mini-Kicker seit einigen Monaten
betreut. Cremer ist nicht nur Landesvorsitzender der rechtsextremen
NPD, sondern auch einschlägig vorbestraft - wegen
Volksverhetzung.
Bei einer Demonstration gegen den Neubau der
Synagoge in Bochum hetzte Claus Cremer 2004, Mitbürger jüdischen
Glaubens würden „den sexuellen Missbrauch Minderjähriger
billigen“, heißt es in dem entsprechenden Urteil des
Bundesgerichtshofs dazu.
„So eine Konstellation ist
für einen Verein untragbar“, sagte Ibrahim Kulin, Leiter der
DJK-Fußballabteilung, am Mittwoch. Das sieht im Verein allerdings
nicht jeder so. Dass die NPD-Größe jetzt nach knapp drei Monaten
nicht mehr Betreuer sei, habe ausschließlich am „öffentlichen
Druck“ gelegen, sagte Maik Posmyk, Leiter der DJK-Jugendabteilung.
Bis zur „satzungsgemäßen Klärung der Angelegenheit“ lasse
Cremer „seine Funktionen freiwillig ruhen“.
"Politik und
Sport werden getrennt"
„Politik,
Religion und Sport werden von uns, wie auch in jedem anderen Verein,
strikt getrennt“, sagt Posmyk. Er habe gewusst, dass Claus Cremer
in der NPD ist. Genauer: Landesvorsitzender der Partei. Es habe
jedoch keine Beschwerden von Eltern oder Spielern gegeben. Auch habe
es nach seinem Wissen keine Abmeldungen gegeben.
„Bei Herrn
Cremer durften auch alle gleichberechtigt spielen, egal welcher
Herkunft“, sagt Posmyk. Er habe sich den Kindern gegenüber immer
fair und neutral verhalten. Rund 40 Prozent der Kinder im Verein
haben einen Migrationshintergrund. Allerdings: „Dass Herr Cremer
vorbestraft ist, haben wir nicht gewusst“, sagt Posmyk.
Verein
über politische Ausrichtung im Bilde
Beim
Landessportbund (LSB) stieß der Wattenscheider Vorgang gestern auf
Erstaunen: „Von solch einem Fall höre ich in NRW zum ersten Mal“,
so LSB-Sprecher Stefan Formella. Aber es sei auch unmöglich für
Vereine, jeden Betreuer auf seine Vergangenheit abzuklopfen. „Die
Vereine sind doch froh über jede helfende Hand von
Ehrenamtlichen.“
Ganz so unbedarft waren die
Verantwortlichen der DJK aber offenkundig nicht. Maik Posmyk
jedenfalls sagt, der Vorstand des Vereins habe bereits im Mai über
die Personalie Cremer gesprochen – eben wegen seiner
NPD-Zugehörigkeit.
Der Verein präsentiert sonst sehr
offenherzig seine Betreuer samt Foto und Handy-Nummern auf der
Vereinsseite. Nicht so bei Cremer, dessen Partei-Landesverband auch
die Initiative „Ausländerstopp-NRW“ ins Leben gerufen hat. Darin
werden nach Angaben des Verfassungsschutzes „Ausländer pauschal
als gewaltbereit und kriminell diskriminiert“. Bei Cremer war bis
gestern lediglich ein Vereins-Logo samt Name auf der Vereins-Homepage
zu sehen. „Das haben wir extra so gemacht, weil es bekanntlich
viele gibt, die seine politischen Ansichten nicht teilen“, so
Posmyk.