Teils vermummte Mitglieder der linken Szene haben für Aufsehen gesorgt. Sie demonstrierten vor dem Elternhaus zwei junger Neonazis. Der Vater der beiden plädiert für Dialog statt Konfrontation.
Vor dem Landgericht in Freiburg läuft derzeit der Prozess gegen einen Neonazi aus der Ortenau, der im Oktober 2011 bei Riegel einen Linksextremen mit dem Auto angefahren und schwer verletzt hatte. Bereits am Samstag, 23. Juni, sorgten unbekannte Mitglieder der linken Szene am Friedensplatz in Bahlingen für Aufsehen. Sie demonstrierten gegen zwei junge Männer aus dem Ort, die der rechtsradikalen Szene angehören. Die erst nachträglich über das Geschehen informierte Polizei geht nach Aussage eines Sprechers der Sache nach.
Gegen 13 Uhr habe es plötzlich Aufruhr vor dem Haus gegeben, schildert der Vater der beiden jungen Männer, gegen die sich die Aktion richtete, gegenüber der BZ. Knapp 20 Leute hätten vor dem Haus demonstriert, Flugblätter verteilt und per Megafon Anwohner und Passanten vor "Faschisten" in ihrer Nachbarschaft gewarnt. Knapp die Hälfte der Antifa-Leute seien vermummt gewesen. Der Vater will die Demonstranten vom Haus abgedrängt haben, kurz darauf hätten diese ihre Aktion beendet. Als er ihnen gefolgt sei, hätten sich einige erneut vermummt.
Vater distanziert sich vom Gedankengut seiner Söhne
Auf unbeteiligte Beobachter der Szene habe das Geschehen vielleicht nicht allzu aggressiv gewirkt, doch auf ihn und seine Frau habe das Auftreten von Vermummten durchaus beängstigend gewirkt, schildert der Vater. Seine Söhne seien zu dem Zeitpunkt gar nicht zu Hause gewesen.
Dass er das rechtsradikale Gedankengut seiner Söhne ablehnt, betont der Mann im BZ-Gespräch immer wieder. Weder er noch seine Frau duldeten die rechtsradikalen Aktivitäten, doch mit den eigenen Kindern brechen wollen sie ganz bewusst nicht. Vielmehr setze er auf die kritische Auseinandersetzung mit seinen Söhnen und wolle nicht jeden Einfluss auf sie verlieren, denn schließlich hätten sie auch positive Eigenschaften. "Wir hoffen nach wie vor, dass unsere Kinder irgendwann weg sind von dieser Szene".
"Wichtig, die Leute miteinander an den Tisch zu bekommen"
"Mit diesem Aufmarsch wurde uns bewusst, welcher Hass und welche Hetze von links und rechts ausgeht", sagt der Vater angesichts einiger angeblicher Kampfansagen der Antifa-Aktivisten gegen die rechte Szene. Er hoffe darauf, dass die Kämpfe zwischen beiden Lagern einmal aufhören. "Für beide Gruppen gilt: Wenn ich mein Gesicht verstecken muss, um nicht erkannt zu werden, wofür ich einstehe, dann sind es die Ziele nicht wert. Auf solche Leute sollten wir nicht hören."
Als Beleg dafür, dass es auch anders gehen kann, führt der Vater ein Gespräch mit allen Beteiligten an, nachdem ein Antifa-Anhänger aus dem Ort seine Söhne in der linken Szene geoutet hatte, als sie – nach Aussage des Vaters fälschlicherweise – für ein Vorkommnis verantwortlich gemacht worden waren. Das sei ein "mehr als gutes Gespräch" gewesen, erinnert sich der Vater. Sein Fazit: "Es ist wichtig, die Leute miteinander an den Tisch zu bekommen."