Antifa nimmt weiteren »Thiazi«-Moderator hoch
Von Peter Sonntag
Pflegestationsleiter in der Psychiatrie, Deeskalationstrainer und Ansprechpartner bei Verstößen gegen die »humanistischen Werte«. Wenn es danach geht, hat Marian Rohde eine zivilgesellschaftliche Musterkarriere vorzuweisen - wenn bloß dieses kleine, aber wichtige Detail nicht wäre: Nach Angaben der Autonomen Antifa Freiburg war Rohde einer der drei Chef-Moderatoren des Nazi-Onlineforums »Thiazi«. Der mit über 25 000 angemeldeten Nutzern größte deutschsprachigen Tummelplatz für braune Kameraden im Internet wurde am 14. Juni von den Behörden geschlossen. Im Rahmen von Ermittlungen wegen »Bildung einer kriminellen Vereinigung« durchsuchten Beamte Wohnungen und Geschäftsräume in elf Bundesländern und nahmen vier Personen fest.
Marian Rohde soll in dem Forum als »Krafft« aufgetreten sein - einer von drei Moderatoren, die Zugriff auf alle Unterforen hatten und damit einer der Chefs. Dass sich seine Doppelidentität negativ auf seine Karriere auswirken könnte, wusste Rohde schon lange. Bereits 2010 schrieb »Krafft« im Forum: »Naja, um meinen Arbeitsplatz zu verlieren reicht's locker aus, was ich so schreibe. Auch ohne ›Heil Hitler‹ oder Hakenkreuze. Und nebenberuflich würde ich auch keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen.«
Damit dürfte er Recht haben. Die Gangelter Einrichtungen Maria Hilf, wo Rohde bis zum 20. Juni Pflegestationsleiter im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie war, beendeten das Arbeitsverhältnis »unverzüglich«, wie die Geschäftsführung auf nd-Anfrage mitteilte. »Wir betonen, dass es während der über dreijährigen Tätigkeit des Mitarbeiters keinerlei Anzeichen in seiner Person oder in seinem Arbeitsumfeld gegeben hat, die auch nur den Verdacht auf eine wie auch immer geartete Verbindung des Mitarbeiters mit der rechtsextremen Szene hätten begründen können.«
Ähnlich bedeckt hielt sich Rohde bei seinen anderen Tätigkeiten. Der »Deutschen Verein für Gewaltprävention«, bei dem Rohde freiberuflich als Deeskalationstrainer tätig war, beendete die Zusammenarbeit, hieß es seitens des Vereins gegenüber »nd«. Vereinsvize Tim Bärsch, der direkt mit Rohde zusammengearbeitet hatte, sagte, er sei »schockiert und verwirrt«. Er habe andere Kollegen befragt: Niemand habe etwas von Rohdes tiefbrauner Einstellung geahnt.
Die Autonome Antifa Freiburg hatte schon vor zwei Jahren einige der klandestin arbeitenden »Thiazi«-Moderatoren ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt. Lange war unbekannt, wer die Köpfe des Forums waren, in dem offen zu Gewalt und Rassenhass aufgerufen wurde, in dem sich die Nazis vernetzten und organisierten. Erst mit den Razzien am 14. Juni wurden die Chefs bekannt - keiner von ihnen war zuvor polizeilich in Zusammenhang mit rechtsextremen Umtrieben in Erscheinung getreten.