AStA-Pressemitteilung // 16.06.2012 // Allgemeiner Studierendenausschuss bezieht klar Stellung gegen rechtes Gedankengut bei Burschenschaften – Kundgebung voller Erfolg // Falsch Verbunden: Rechtes Gedankengut Raus aus den Köpfen!
Heute, am 16. Juni 2012, sollte in der Heimhuder Straße ein Treffen norddeutscher Burschenschaften stattfinden. Geladen war u.a. ein ehemaliger Nazikader. Der AStA der Uni Hamburg hatte zur Kundgebung gegen diese rechten Positionierungen und Umtriebe der Burschenschaften aufgerufen. Ca. 70 Menschen taten mit lauter Musik und Transparenten ihren Unmut kund. Zudem gab es Redebeiträger von Vertretern des Hamburger Bündnis gegen Rechts, der Grünen Jugend Hamburg, des AStA und des Ausschusses „gegen Rechts und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ des Studierendenparlaments der Uni Hamburg.
Um kurz nach 10 Uhr begann die Kundgebung mit ca. 70 Teilnehmer*Innen. Anliegen war es auf das Treffen norddeutscher Studentenverbindungen aufmerksam zu machen. Neben Redebeiträgen wurde das Anliegen der Anwesenden durch Transparente, Schilder und laute Musik zu Ausdruck gebracht.
Die Studentenverbindungen wollten auf Einladung der Burschenschaft Germania Königsberg zu Hamburg, einer schlagenden Verbindung, über ihren zukünftigen Kurs debattieren. Als Referenten waren u.a. ein ehemaliger Nazikader, braune Burschen aus Österreich und ein Christdemokrat geladen. Referiert werden sollte u.a. zum Thema „volkstumsbezogener Vaterlandsbegriff“.
Bei dem letzten Burschentag der Deutschen Burschenschaft in Eisenach hatte sich der völkische und zur NPD hin offene Flügel nach jahrelangem Streit gegenüber dem konservativen Flügel durchsetzen können. Dieser neue Kurs sollte nun in Hamburg mit einem Grundlagenseminar verfestigt werden.
Die Verbindungen zwischen Burschenschaften und Neonazis kritisierte Felix Krebs vom Hamburger Bündnis gegen Rechts in seinem Redebeitrag: „Einer der heutigen Referenten, Norbert Weidner, hat erst im April diesen Jahres den Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, von den Nazis hingerichtet, als Vaterlandsverräter diffamiert. Weidner war führender Kader in inzwischen verbotenen Organisationen, und pflegte bis in die jüngste Vergangenheit Kontakt zu Neonazis aus NPD und anderen neofaschistischen Organisationen“.
„Studentische Verbindungen stehen für ein konservatives und reaktionäres Weltbild, in dem Frauenfeindlichkeit, Sozialchauvinismus und Nationalismus fester Bestandteil sind. Die fehlende Abgrenzung zu extrem rechten bis neonazistischen Gruppen ist dabei kein Zufall, sondern macht die gemeinsamen inhaltlichem und ideologischem Bezugspunkte deutlich“, sagte ein Mitglied des Ausschusses „gegen Rechts und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ des StuPa in seinem Redebeitrag.
Die Kundgebung beendete der Öffentlichkeitsreferent des AStA, mit den Worten: „Es war das Ziel durch die Kundgebung eine Öffentlichkeit zu schaffen, um die rechten Ideologien und Umtriebe von Burschenschaften zu thematisieren und zu kritisieren. Dies ist uns heute, wenn auch in einem kleinen Rahmen, gelungen. Wir werden auch weiterhin aktiv sein und unsere Kritik an elitären Männerbünden und extrem rechten Positionen artikulieren. Besonders an der Universität Hamburg war, ist und bleibt antifaschistisches Engagement stets notwendig. Wir kommen wieder!“
Schon im Vorfeld der Kundgebung kam es auf der Facebook-Event-Seite des AStA (http://www.facebook.com/events/378904122172015/) zu diffamierenden Äußerungen aus dem burschenschaftlichem Umfeld. So wurde der AStA bspw. als „Rote SA“ oder „die neue NSDAP“ bezeichnet.
Ebenfalls in unmittelbarer Entfernung zur Kundgebung fanden sich mit einem Kasten Bier ca. 15 Burschenschafter ein. Ob diese ebenfalls gegen ihre eigenen Verbindungen demonstrieren oder sich mit ihren rechtsoffenen Verbindungsbrüdern solidarisieren wollten, blieb bis zum Ende unklar. Mit dabei stand auch Fredrick Thomssen, der bis vor kurzem noch Vorsitzender des Ringes Christlich-Demokatischer Studenten (RCDS), der CDU-Hochschulgruppe, an der Uni Hamburg (http://www.rcds-uhh.de/) war und sein Stupa-Mandat Ende vergangenen Jahres niedergelegt hatte. Bereits am vergangenen Mittwoch, dem 13. Juni, teilte Thomssen auf seinem öffentlich zugänglichen Facebook-Profil das Facebook-Event zur Kundgebung des AStA und schrieb dazu „Eine gute Aktion für Burschis: Hingehen, zuschauen, Spaß haben!“. Dies zeigt einmal mehr die Anschlussfähigkeit von rechtskonservativem und geschichtsrelativierendem Gedankengut bis hin zur suggerierten „Mitte der Gesellschaft“ auf.
Laut Polizeiangaben begann das Seminar der Burschenschafter bereits in den frühen Morgenstunden. Ob dies stimmt, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die Kundgebung und die geschaffene Öffentlichkeit bei den rechtsoffenen Burschenschaftern für ordentliche Verstimmungen gesorgt hat.