Am 28. Mai fand in Donaueschingen ein Schweigemarsch unter dem Motto „Für Demokratie – gegen Rechts“ organisiert von einer sich eigens zu diesem Zweck gegründeten „Bürgerinitiative gegen Rechts – Donaueschingen“ anläßlich eines Fackelmarschs von Nazis in der Nacht auf den ersten Mai statt.
Mit ca. 500 TeilnehmerInnen gelang es den VeranstalterInnen vor allem aus dem bürgerlichen Spektrum viele Menschen zu der Aktion zu mobilisieren. Die Route verlief vom Rathausplatz durch die Innenstadt, entlang des Flussufers zurück zum Rathaus. Dort gab es eine Abschlusskundgebung mit einem offenen Mikrofon, auf der Route gab es ebenfalls zwei Zwischenkundgebungen. Die Erste bezog sich auf den Donaueschinger Pfarrer Heinrich Feuerstein, der zur Zeit des deutschen Faschismus aufgrund seines Widerstandes inhaftiert wurde und im KZ gestorben ist. Die zweite Rede bezog sich auf eine jüdische Familie, die in Donaueschingen ein Kaufhaus besaß und enteignet wurde.
Diese beiden Reden bezogen sich lediglich auf die Vergangenheit und zeigten keinerlei Perspektiven darüber hinaus auf. Außer den Reden der Initiative „Wir für Donaueschingen“ und des „Aktionsbündnisses gegen Rechts Villingen-Schwenningen“ thematisierte kein Redebeitrag am offenen Mikrofon die Naziproblematik oder das Vorgehen dagegen. Sie widmeten sich lediglich dem Aspekt Rassismus. Zwei Redner sahen in der Tatsache, dass sich Linke an der Demonstration beteiligten einen Instrumentalisierungsversuch. Durch die Gleichsetzung von Links und Rechts versuchten sie linke AntifaschistInnen zu diskreditieren. Diesem Versuch eine Trennlinie zwischen „Guten“ und „Schlechten“ NazigegnerInnen zu ziehen, wurde jedoch mit einer Konterrede eines Redners des „Aktionsbündnis gegen Rechts VS“ begegnet und die Notwendigkeit eines gemeinsamen Vorgehens aller NazigegnerInnen gegen den Faschismus betont.
Zur Aktionsform „Schweigemarsch“ bleibt zu sagen, dass wir diese grundsätzlich in einer derartigen Situation für unangebracht halten. Wir hätten es wichtiger gefunden, ein deutliches Zeichen in Form einer lautstarken Demo zu setzen um den FaschistInnen zu zeigen, dass sie nicht nur mit andächtiger Passivität zu rechnen haben, sondern mit entschlossenem Widerstand.
Dieser Eindruck der Passivität wurde noch dadurch bestärkt, dass einige am Rande der Demo sitzende offensichtliche Neonazis von den meisten TeilnehmerInnen des Schweigemarsch ignoriert wurden. Erst als einige DemonstrantInnen lautstark ihren Unmut darüber bekundeten und zeigten, dass Nazis nicht willkommen sind, zogen VeranstalterInnen und Polizei Konsequenzen.
Diesbezüglich begrüßen wir die Gründung der Initiative „Wir für Donaueschingen“ und deren Zielsetzung, die neben antirassistischer Arbeit explizit auch die Bekämpfung faschistischer Strukturen beinhaltet.
Antifaschistische Aktion [O] Villingen-Schwenningen
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