Vom 4. bis zum 8. Juni finden in Konstanz Aktionstage im Rahmen des bundesweiten festival contre le racisme gegen Rassismus, Xenophobie und Ausgrenzung statt. Rassismus ist ein gesamtgesellschaftliches Problem und existiert nicht nur am sogenannten „rechten Rand“. Ob an der Uni, in der Kneipe, im Stadion oder im eigenen Freundeskreis werden wir mit rassistischen Sprüchen, Verhaltensweisen und Anschauungen konfrontiert. Aber auch von staatlicher Seite nimmt die chauvinistische Hetze gegen "Integrationsverweigerer", "Sozialschmarotzer" und "illegale Einwanderer" zu. Dies schafft ein gesellschaftliches Klima in dem Rechtspopulisten und Neofaschisten sich entfalten können.
Das Referat für Gleichstellung und Integration des U-AStA der Universität Konstanz hat eine Woche voller Programm auf die Beine gestellt:
Montag (04.06):
15:15 Uhr in Raum D 522:
Sambaworkshop und Performance „rythms of resistance“
17:00
Uhr in Raum A 702: Andreas Kemper
Theorien über "Eliten"
und die Ausgrenzung der "Überflüssigen" - Biologie als
Klassenkampf
Dienstag (05.06):
15:15 Uhr in Raum D 406:
Lucius Teidelbaum
„Natürlich rechts?“ – reaktionäre bis
extrem rechte Tendenzen in der Öko-Bewegung
19:00 Uhr in Raum
D 432: Marwa Al-Radwany
Feindbild Islam - Rassismus in neuem
Gewand?
Mittwoch (06.06):
15:00 Uhr in Raum D 432: Prof.
Dr. Boris Barth
Rassismus in den deutschen Koloniem
20:00
Uhr in Raum A 702: Janna Rehbein
Workshop: The Danger Of A Single
Story
Donnerstag (07.06):
15:00 Uhr: Führung in der
Mevlana Moschee Konstanz (Reichenaustraße 30)
Führung für alle
Interessierten durch die Moschee
20:00 Uhr im Radioraum
(Beyerlestr.1) : Gerd Dembowski
Fußball zwischen Rassismus,
Nationalismus und 'Integration'
Freitag (08.06):
13:30 Uhr in Raum D 522:
Emanzipatorische Gruppe Konstanz
Workshop über Antisemitismus,
Antizionismus und den Mythos der nationalen Befreiung
15:15 in Raum D 522: Robin Brodt
Hey,
Mr. Nazi!/ Styles & Codes von Neonazis
Sambaworkshop und Performance „rythms of resistance“
Seit 2006 unterstützt die Sambagruppe
Sam¡Basta! kritische und zukunftsweisende politische Aktionen und
Demonstrationen und versucht dadurch, unterschiedlichen
Veranstaltungen, Protest- oder Gegenbewegungen mehr Gewicht zu
verleihen: „Die Energie der Rhythmen hilft uns, die Menschen am
Straßenrand in Bewegung zu versetzen und Gesellschaftskritik auf
anderen Wegen zu äußern, als nur über das Mitlaufen
bei Demonstrationen oder durch das Hochhalten von
Transparenten.“
In diesem Workshop werdet ihr mehr über diese
Idee der Demonstration erfahren und außerdem selbst eine
Performance gestalten. Wir freun´uns!
Theorien über "Eliten" und die Ausgrenzung der "Überflüssigen" - Biologie als Klassenkampf; Referent: Andreas Kemper
Gesellschaftliche Strukturen und
Institutionen (wie z.B. Schulen) sowie die vorherrschende Ideologie
stützen und reproduzieren soziale Ungleichheit und
Ungleichwertigkeit. Soziale Eliten arbeiten stetig an der
Aufrechterhaltung und dem Ausbau dieser Verhältnisse, die sie
privilegieren. Unter anderem wird die Biologie als Legitimation
herangezogen, z.B. bei den Thesen Thilo Sarrazins, den Vorstellungen
von der Vererbung von Intelligenz und Führungsqualitäten.
Der
Referent Andreas Kemper ist Mitherausgeber des Magazins für
studierende Arbeiterkinder 'Dishwasher' und Autor des Buchs
'Klassismus'."
„Natürlich rechts?“ – reaktionäre bis extrem rechte Tendenzen in der Öko-Bewegung; Referent: Lucius Teidelbaum
Es geht in dem Vortrag um reaktionäre
bis extrem rechte Tendenzen in der Ökologie-Bewegung. Dazu soll ein
Blick in die Geschichte der Öko-Bewegung geworfen werden. Welche
problematischen Ideologiefragmente gibt es in der ökologischen
Mitte? Warum machen Nazis plötzlich in Sachen Natur- und Tierschutz?
Am Ende soll ein Fazit gezogen werden und Gegenstrategien vorgestellt
werden. Es soll natürlich auch Raum für Diskussion und eigene
Erfahrungsberichte geben.
Lucius Teidelbaum ist Historiker, freier
Publizist und Rechercheur. Sein Fachgebiet als Publizist liegt im
Bereich extreme Rechte und den anliegenden Grauzonen. Als Historiker
beschäftigt er sich mit den Schwerpunkten Deutscher Kolonialismus,
Weimarer Republik und Nationalsozialismus.
Feindbild Islam - Rassismus in neuem Gewand? Referentin: Marwa Al-Radwany
Ein Anschlag auf eine Moschee in
Schleswig-Holstein Mitte Mai, abgeschnittene Schweinsköpfe und eine
Morddrohung als 'Ostergruß' vor der Berliner Moschee und eine
Regionalpartei in NRW, deren Wahlkampf darin besteht,
Mohammed-Karikaturen vor Moscheen zu zeigen – ein aktueller
Querschnitt durch die mittlerweile alltägliche Islamfeindlichkeit in
Deutschland, die durch die Publikationen des Thilo Sarrazin und die
Medienberichterstattung über Muslime noch befeuert wird.
Was ist
dran an Sarrazins Thesen über 'die' Muslime? Wo verläuft die Grenze
zwischen Religionskritik und antimuslimischem Rassismus? Welche
Verantwortung tragen Merkel, Friedrich und Co, wenn sie gegen
„Multikulturalismus“ und 'den' Islam zu Felde ziehen? Und welche
Funktion nimmt Islamfeindlichkeit im globalen Kontext ein?
Auf der
Veranstaltung werden Ursachen und Erscheinungsformen von
antimuslimischem Rassismus analysiert sowie antirassistische
Handlungsperspektiven aufgezeigt.
Marwa Al-Radwany arbeitet seit
2005 zum Thema antimuslimischer Rassismus. Sie initiierte das
"Netzwerk gegen antimuslimischen Rassismus und
Islamfeindlichkeit" (NARI) des Vereins Initiative Grenzen-Los!
e.V. in Berlin, dessen Vorsitzende sie ist.
Rassismus in den deutschen Kolonien; Referent: Prof. Dr. Boris Barth
Rassismus ist nicht an einem
bestimmbaren Ort oder zu einer genau bestimmbaren Zeit entstanden.
Ein wichtiger Raum, in dem sich verschiedene Formen von Rassismus
bildeten, die für das 19. Und frühe 20. Jahrhundert
charakteristisch waren, stellten die europäischen Kolonien in
Übersee dar. Der Vortrag geht einführend kurz auf typische
Definitionsprobleme von Rassenvorstellungen und Rassismus ein und
analysiert dann anhand von Fallbeispielen Rassismus in den deutschen
Kolonien, um einige aktuelle historische Forschungsdebatten und
Kontroversen präzise zu verorten. Die folgenden Themen werden
angesprochen: Die deutsch-europäische Zivilisierungsmission und die
Wahrnehmung des „Afrikaners“ seit den 1880er Jahren, die
Entstehung eines originären deutschen Siedlerrassismus, die
wissenschaftliche Biologisierung afrikanischer „Ethnien“ nach der
Jahrhundertwende und das Mischehenverbot in den deutschen
Kolonien.
Prof. Dr. Boris Barth ist Professor für Geschichte mit
Schwerpunkt neuere Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts an der
Universität Konstanz.
Workshop: The Danger Of A Single Story; Referentin: Jana Rehbein
In diesem Workshop werden wir eigene
Bilder und Vorstellungen reflektieren und uns nah an der
persönlichen Biografie, der Entstehung von Bildern, Geschichten und
Vorurteilen bewegen. Zudem beschäftigen wir uns mit der Frage, wie
wir mit diesen umgehen können und werden in der Diskussion den
Kulturbegriff kritisch hinterfragen.
Janna Schneewitta Rehbein,
Master of Art in Context (Universität der Künste Berlin), Dipl.
Kunsttherapeutin, Kunstpädagogin (FH Ottersberg)
Seit 2007
freischaffend tätig als Künstlerin in verschiedenen Arbeitsfeldern
und Projektteams.
Führung in der Mevlana Moschee Konstanz für alle Interessierten
Wir treffen uns vor der Moschee und bekommen eine eigene Führung durch das Gebäude. Kommt zahlreich!
Fußball zwischen Rassismus, Nationalismus und 'Integration' ; Referent: Gerd Dembowski
Fussball findet nicht im luftleeren
Raum statt. Rassistische und nationalistische Einstellungen sind hier
- wie im Rest der Gesellschaft - verbreitet. Im Trubel der immer noch
männerdominierten Stadien werden diskriminierende Beleidigungen und
Parolen nur oft greller und lauter vorgetragen.
Der Referent und
Macher der Austellung "Tatort Stadium", Gerd Dembowski
zeigt, dass Rassismus und Nationalismus nach wie vor in deutschen
Stadien ihren Platz haben.
Gerd Dembowski ist als
Sozialwissenschaftler seit 1995 im Bündnis Aktiver Fussballfans
(BAFF) aktiv. Dembowski war lange Sprecher für das Netzwerk
‚Football Against Racism in Europe (FARE)‘ und bis 2011 in der AG
Fandialog des DFB und der DFL aktiv.
Hey, Mr. Nazi!/ Styles & Codes von Neonazis; Referent: Robin Brodt
Auch Neonazis verändern sich. Freilich
nicht in ihren grundsätzlich menschenverachtenden Ansichten, wohl
aber in ihrem Auftreten. Der Vortrag handelt daher von wandelnden
Selbstdarstellungen und Organisationsformen der neonazistischen Szene
in Deutschland. Aktuelle Codes & Styles werden anhand von
Bildmaterial kritisch beleuchtet.
Der Referent ist freier
Mitarbeiter der Landeszentrale für politische Bildung BW und Trainer
des Netzwerk für Demokratie und Courage e.V./
Workshop über Antisemitismus, Antizionismus und den Mythos der nationalen Befreiung; von der Emanzipatorischen Gruppe Konstanz
Wir wollen in dem Workshop einen Überblick über historische und moderne Formen des Antisemitismus geben. Den gängigen antizionistischen Argumentationsmustern auf den Zahn fühlen und unsere Kritik am Konzept der nationalen Befreiung (mit Fokus auf die palästinensische Bewegung) vorstellen. Zudem wollen wir Möglichkeiten aufzeigen, selbst gegen Antisemitismus aktiv zu werden.