Am Sonntag, den 1. April 2012, startete die Kampagne Kein Tag Ohne zum Erhalt des Autonomen Zentrum in Köln Kalk erfolgreich mit dem Barrikadenfest rund um das AZ in der Wiersbergstraße. Bei sonnigem Wetter fanden sich im Laufe des Tages 400 bis 500 Menschen ein und zelebrierten die erfolgreiche Verteidigung des AZ vor einem Jahr ( siehe auch hier). Neben einer regen Beteiligung am Aktionstraining und einer Schnitzeljagd quer durch Kalk wurden auch erste Elemente für eine evtl. bald benötigte neue Barrikade zur erneuten Verteidigung des AZ zusammen gezimmert. Auf der Kampagnen-Website findet ihr neben weiteren Terminen in den nächsten Wochen mittlerweile auch den Kampagnenaufruf.
Sonne statt Regen
Der Tag begann mit einem ausgedehnten Brunch unter dem Motto "Ohne Mampf kein Kampf" in der Nantoka-Bar, der mittlerweile fest etablierten Dienstags-Kneipe des AZ. Bei blauem Himmel und Sonnenschein nahmen so gestärkt insgesamt ca. 50 Menschen am Aktionstraining mit einer Trainerin von skills-for-action teil und übten sich u. a. in gemeinsamen Strategien innerstädtische Polizeiabsperrungen zu überwinden.
Währenddessen machten sich die ersten Kinder daran mit Straßenkreide mehr oder weniger politische Botschaften auf der Wiersbergstraße zu hinterlassen und auf großen Kabeltrommeln über die Straße zu rollen.
Für große Freude sorgte auch der Stand zum Wasserwerfen. Militante Autonome hatten einige Konservendosen mit den Fratzen von diversen Kölner Akteueren verziert, die sich in der Vergangenheit auf die eine oder andere Art an Angriffen gegen das AZ beteiligten. Einige dieser Dosen wurden so hart von den Wasserbomben getroffen, dass es selbst den ansonsten wenig zimperlichen BILD-Reporter, der sich nicht als solcher zu erkennen gab, innerlich schmerzte. Nach einem Foto der Dosen musste er gemeinsam mit seinen Kollegen von RTL von dannen ziehen, nachdem das AZ ihnen erklärte, dass sie nicht für ihre schmierige Berichterstattung zur Verfügung ständen.
Frustrierte Schmierenreporter und verwirrte Bullen
Als sie sichtlich enttäuscht an den um eine Ecke in einiger Entfernung geparkten Polizeiwannen vorbei abgezogen waren, füllte sich auch die Straße vor dem AZ wieder. Es wurden Sofas rausgestellt und jongliert - mit Bällen und nicht mit Steinen.
Am Tag zuvor hatte neben dem Kölner Stadtanzeiger auch die BILD Zeitung bereits über das Barrikadenfest berichtet und es sich dabei nicht nehmen lassen, verleumderisch die Lüge zu verbreiten, das AZ würde seine Nebenkosten nicht bezahlen. Frei nach dem Motto, wenn wir keine Argumente haben, erfinden wir eben welche.
Auch die Polizei war bereits an den Vortagen nervös geworden und meldete sich auf dem Pressetelefon des AZ, um mehr Informationen zur Einsatzplanung zu erhalten. Leider konnten wir dabei nicht behilflich sein, aber wir gehen selbstverständlich davon aus, dass wir bei erneuten Naziaufmärschen in Köln oder Polizeiaktionen gegen das AZ ebenfalls telefonisch informiert werden zur besseren Planung unserer Aktionen.
Erste Barrikadenelemente stehen bereit
Doch was wir an diesem Tag vorhatten, haben wir keineswegs geheim gehalten. Nach dem Aktionstraining machten sich die ersten Barrikadist@s ans Werk und zimmerten insgesamt sieben Elemente für Barrikaden zurecht. Einige Genoss_innen, die eigens dafür aus der Region anreisten haben dafür sogar ein Schweißgerät mitgebracht und ein ausgefeiltes Barrikaden-Kunstwerk erstellt. Insgesamt waren Menschen aus ganz NRW und weit darüber hinaus angereist und beteiligten sich rege.
Der Tag ging weiter mit einer ausgeehnten Schnitzeljagd durch den Stadteil an der sich ebenfalls über 50 Menschen beteiligten, während im AZ-Hof die Molotov-Cocktail-Bar eröffnete und - nach einigem Experimentieren mit der richtigen Mischung - heisse Eigenkreationen servierte. Begleitet wurde dies von akustischen Konzerten auf einer improvisierten Bühne.
Nach getaner Arbeit erholten sich die mehreren hundert Besucher_innen in der Sonne im Hof und auf der Wiersbergstraße und freuten sich über das Essen der AZ-VoKü-AG, die am Abend die Tofu-Grillsaison eröffnete.
Den perfekten Tag rundete das Open-Air-Kino am Abend ab. Als es dunkel war, saßen immer noch über 50 Menschen rund um eine brennende Feuertonne im AZ-Hof und ließen sich von dem großartigen Dokumentarfilm 9 Tage hinter Barrikaden über die Häuserkämpfe in Kopenhagen in den 80er Jahren inspirieren.
Wir bedanken uns herzlich bei allen Leuten, die an diesem schönen Tag mitgewirkt haben und blicken mit neuem Mut und neuer Kraft auf die kommenden Auseinandersetzungen.
Auf die Barrikaden! Kein Tag ohne!
Mit dem Barrikadenfest startete auch die Kampagne Kein Tag ohne! durch. Bereits in den letzten Wochen liefen einige Vorbereitungen und auch kleinere Aktionen. Fast pünktlich ist jetzt auch der gemeinsame Kampagnenaufruf fertiggestellt. In diesem heisst es unter anderem:
Wir werden uns mit diesen Verhältnissen jedenfalls nicht abfinden. Und Ruhe im Stadtteil Kalk oder im sonstigen Köln schafft eine Räumung des AZ sicher nicht.
Wir rufen Euch alle dazu auf, Euch den unterschiedlichsten Formen unseres Widerstandes anzuschließen – ob bunt, militant, kreativ, entschlossen, ob per Unterschrift und Solidaritätserklärung, auf Demos oder auf den Barrikaden.
Diesmal geht es darum ein Haus zu verteidigen, doch der Angriff, der stumpf und stumm, hinter verschlossenen Türen und ohne den Versuch einer Begründung stattfindet, meint alle Formen von Selbstorganisation und Widerstand gegen die immer erdrückenderen und perspektivlosen Verhältnisse. Lassen wir dies nicht einfach so geschehen!"
Die Kampagne und das AZ laden bereits in den kommenden Wochen wieder zu einigen Aktivitäten nach Köln und ins Autonome Zentrum. Unter anderem stehen die Feierlichkeiten zum zweiten "Geburtstag" nach der Besetzung des AZ am 16.4.2010 an.
Den Kampagnenaufruf und mehr Informationen zum Kampf ums AZ findet ihr auf der Kampagnen-Website:
http://keintagohne.az-koeln.org