Ein Mitglied der CSU hat sich ins rechte Milieu begeben - und einen Vortrag bei einer NPD-Veranstaltung gehalten. Für die Christsozialen, die sich schon lange für ein Verbot der rechtsextremen Partei starkmachen, ist das ein Desaster. Die Landesleitung droht dem Münchner mit Konsequenzen.
Die CSU hat erneut Probleme mit einem Parteimitglied, das sich zu weit an den rechten Rand gewagt hat. Der Münchner Detlev Baasch hat eine Einladung der rechtsextremen NPD angenommen und am Mittwochabend bei einem Treffen des NPD-Kreisverbands einen Vortrag gehalten.
Baasch bestätigte auf Anfrage, er habe zu dem Thema "Geschichte der Treuhand in Mitteldeutschland nach 1990" gesprochen. Ein Bekannter, der NPD-Mitglied sei, habe ihn eingeladen. Politisch habe er sich nicht geäußert, sagte Baasch: "Ich habe noch ein Bier getrunken und bin dann gegangen."
Die CSU-Landesleitung ist über "den Vorfall" alles andere als erfreut, zumal die Partei ein Verbot der NPD anstrebt. Die Landesleitung schickte Baasch am Donnerstag einen Brief, in dem sie ihn aufforderte, Stellung zu beziehen und seine CSU-Mitgliedschaft zu beenden. Sonst drohe ihm ein Parteiausschlussverfahren. Erst wenige Stunden vor Baaschs Auftritt bei der NPD hat der Stadtrat mit den Stimmen der CSU ein Verbot der NPD-Tarnliste "BIA" gefordert. Baasch hält das Verbot für "Blödsinn": Man müsse solche Leute überzeugen.
In der CSU ist Baasch trotz langer Mitgliedschaft offenbar kein bekannter Mann. Anders sieht das in Burschenschaftskreisen aus: Baasch ist Vorsitzender der Münchner Vereinigung alter Burschenschafter, einem Club "Alter Herren". Auf der Internetseite der Vereinigung stellt er sich in Verbindung zu zwei Burschenschaften: Der "Franconia Heidelberg" und der "Halle-Leobener-Burschenschaft Germania". Letztere bezeichnet sich als "National-Freiheitlich" und wird immer wieder wegen enger Kontakte zu rechten Gruppen kritisiert.
Für die CSU ist der Fall Baasch besonders unangenehm, da in den vergangen Monaten immer wieder ehemalige sowie aktive Parteimitglieder durch Nähe zum Rechtspopulismus auffielen. So gründeten zwei frühere Christsoziale einen Ableger der rechten Partei "Die Freiheit". Zwei junge CSUler wurden ihrer Ämter enthoben, weil sie das verbotene Horst-Wessel-Lied gespielt haben sollen.