Nach der Großdemonstration nimmt der Protest gegen den Castor weiter Fahrt auf
Die Castor-Gegner stellen sich im Wendland auf eine lange Nacht ein. Schon während der Großkundgebung in Dannenberg mit 23.000 Teilnehmern hatten sich rund 1000 Menschen der Aktionsgruppe WiderSetzen angeschlossen und waren von der Polizei unbehelligt bei Harlingen beim Bahnkilometer 187,6 auf die Schiene gelangt. Schnell wuchs die Zahl der Demonstranten auf über 2.500 an, die sich mit Strohsäcken und Decken auf eine Dauerblockade eingerichtet haben. Zurzeit zieht die Polizei zwar Einsatzkräfte in dem Raum Harlingen zusammen, greift aber nicht ein.
Die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI) weist darauf hin, dass der Zugang zur Blockade immer noch möglich ist. "Immer noch machen sich Menschen auf den Weg nach Harlingen. Die Stimmung unter den Demonstranten ist ausgelassen, sie sind entschlossen zu bleiben", berichtet die BI.
Die japanische Delegation, die am Nachmittag auf der Kundgebung über die Folgen der Reaktorkatastrophe sprach, hat sich entschlossen, an der gewaltfreien Sitzblockade teilzunehmen.
Mit warmer Suppe, Live-Musik, Schokolade und Decken halten sich die Sitzblockierer bei Laune, viele Dorfbewohner bieten auf ihren Höfen, Garagen und Terrassen den Demonstranten heiße Getränke und die Möglichkeit sich auszuruhen an.
Unterdessen nehmen die Straßenblockaden im Wendland seit 22 Uhr zu. Blockaden gibt es gerade am Waddeweitzer Kreisel, in Sallahn und Pudripp. In der Göhrde sind von Unbekannten zwei Ladungen Kies auf die Bundesstraße 216 gekippt worden. In Köhlen und Steine ist es zu einem Naturereignis gekommen, dort gibt es auf den Straßen Sandverwehungen und Dünen. Im Lemgow wurden Kartoffelkisten auf der Straße vergessen.
"Für uns gibt es keinen Wettlauf um die Transportdauer, aber die Entschlossenheit der Menschen im Wendland und der große Zulauf zum Anti-Castor-Protest erklären sich aus der Ignoranz der politischen Klasse, die nach dem Scheitern der beiden Endlager Asse II und Morsleben und sogar nach der Atomkatastrophe von Fukushima nur von einem Neustart in der Endlagersuche redet, aber am Alten, nämlich Gorleben festhält", sagte BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
Gefangenensammelstelle unter offenem Himmel in Harlingen?
BI Umweltschutz "Um Himmels willen- das ist rechtswidrig"
Die Polizei hat mit der Einrichtung einer Gefangenensammelstelle (Gesa) auf einem Feld in Harlingen begonnen. Immer noch harren mehr als 2.500 Castorgegner auf den Gleisen aus. Es ist zu befürchten, dass in der Nacht die Räumung beginnt und die Demonstranten –wie im Jahr zuvor – wieder unter offenem Himmel festgehalten werden.
Stundenlang gab es innerhalb einer Polizei-Wagenburg für die abgeräumten Sitzblockierer eine Käfighaltung bei Minustemperaturen. Dieses rechtswidrige Verhalten ging nur durch, weil die Polizei angeboten hatte, auf eine Personalienfeststellung zu verzichten – so gab es in der Folge auch keine Klagemöglichkeit.
In diesem Jahr werden die Demonstranten das Polizeivorgehen allerdings nicht klaglos hinnehmen. Vorbereitet haben sie für den Fall des Falles einen "Antrag auf richterliche Überprüfung der Zulässigkeit und der Fortdauer der Freiheitsentziehung". Eine Freiheitsentziehung setzt eine Anhörung und richterliche Entscheidung voraus, betont die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg (BI). "Alles andere ist eine nicht hinnehmbare Wiederholung des rechtswidrigen Vorgehens der Polizei aus dem Jahr zuvor", unterstreicht BI-Sprecher Wolfgang Ehmke.
www.castorticker.de
Pressemitteilung von WiderSetzen
* Gefahrenprognose zwingt zu drastischen Maßnahmen.
* Demokratie muss umgehen wieder in Kraft gesetzt werden!
Die wendländische Initiative WiderSetzen organisiert auch in diesem Jahr wieder eine große bunte Sitzblockade auf den Castorgleisen. Viele mutige Menschen halten für eine Weile das Räderwerk der atomaren Maschine an.
Seit Samstag, 15:15 Uhr blockieren über 2000 Menschen mit einer gewaltfreien Sitzblockade in zwei Gruppen die Castor-Transportstrecke bei Harlingen (Bahn-Km 187 und 188).
"Von unserer Sitzblockade geht keinerlei Gefährdung für irgendwen aus", erklärt Jens Magerl, Pressesprecher von WiderSetzen. "Die eigentliche Gefahr, der es zu begegnen gilt, liegt in der nicht mehr zeitgemäßen atomaren Hochrisikotechnologie. Die Gefahr liegt in überschrittenen Strahlenwerten. Und in manipulierten Gutachten. Unsere Sitzblockade ist eine unumgehbare Maßnahme. Sie geschieht angesichts höchster Gefahr. Wir erwarten von der Polizei, dass sie unserem legitimen Protest respektvoll und angemessen begegnet."
Für Rückfragen:
* Jens Magerl, Telefon 0175 6276081, jens.magerl@widersetzen.de
* Hauke Nissen, Telefon 0172 9623 009, hauke.nissen@widersetzen.de
Wolfgang Ehmke 0170 510 56 06
Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow - Dannenberg e.V.
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