Für den 21. November hat eine Tierbefreiungs- und Umweltsaktivistin aus dem Widerstand gegen die Schlachtfabrik in Wietze eine Ladung zur erkennungsdienstlichen (ED-) Behandlung um 13 Uhr in die Polizeiwache in der Friedrich-Voigtländer-Straße in Braunschweig bekommen. Anlass sind die Ermittlungsverfahren wegen „Behinderung eines Gefangenentransports“ und „Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte“ bei der Besetzung einer Mastanlage in Teplingen diesen Juni und der Besetzung einer weiteren Mastanlage. Für die laufenden Verfahren werden die Fingerabdrücke jedoch überhaupt nicht gebraucht. Begründet wird die ED-Behandlung lediglich damit, dass sie in der Vergangenheit oft „politisch aufgefallen“ sei, sodass die ED-Behandlung präventiv gegen weiteres politisches Engagement wirken soll. Mittlerweile ist das Verfahren wegen “Behinderung eines Gefangenentransports” von der Staatsanwaltschaft eingestellt worden.
Die Gegnerin des Megaschlachthofs in Wietze sei durch ihren Protest gegen das Bauprojekt aufgefallen und solle durch die Massnahme von weiteren Aktionen abgehalten werden, so die Polizei. Dass sie bereits wegen Aktivitäten gegen Castortransporte und Gentechnikanbau ins Visier der Polizei geraten war und überregional politisch motiviert sei, zeuge von einer erheblichen kriminellen Energie.
Europas größte Schlachtfabrik und der Widerstand
Nachdem im Sommer letzten Jahres der Bauplatz der Schlachtfabrik in Wietze bei Celle bereits für 3 Monate besetzt wurde (siehe antiindustryfarm.blogsport.de), sind im Juni und August dieses Jahres die teils spektakulären Besetzungen von Wietze-Mastbetrieben in Teplingen und Munzel in die Schlagzeilen geraten. Die Besetzungen in Teplingen wurde am 27.6.2011 durch die lokalen Bauern angegriffen – Bilder von mit Schlagstöcken, Reizgas und Treckern bewaffneten Mästern, die die meterhohen Dreibeintürme der Besetzenden angriffen, gingen durch die Presse (de.indymedia.org/2011/06/310775.shtml). Die Polizei verlautete, dass sie nun sowohl gegen die Mäster, als auch gegen die Besetzenden ermittelt.
„Wer eine Mastanlage für Wietze bauen will, muss sich auf Ärger gefasst machen“
(NDR-Sendung, Ende Juni 2011)
Der Megaschlachthof in Wietze ist mittlerweile im September teilweise in Betrieb gegangen. Geplant war dort, in 20-Stundenschichten je 7 Hänchen pro Sekunde – etwa eine halbe Million am Tag – zu schlachten. Da sich jedoch kaum Mäster_innen für die geplanten 420 Zuliefermastanlagen finden lassen, werden nach Angaben der Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft etwa 40 % der Tiere aus Dänemark importiert. Die Schlachthofsgegner vermuten, dass die massiven Proteste die Landwirt_innen von neuen Bauplänen für Wietze abschrecken. Bereits 3 der gebauten Zulieferbetriebe in Vechelde, Sprötze und zuletzt in Mehrum waren durch Unbekannte in Brand gesetzt worden, wodurch insgesamt Brandschäden in Millionenhöhe entstanden.
Um die Kriminalisierung des Widerstands gegen die größte Schlachtfabrik Europas besser rechtfertigen zu können, greifen Staatschützer neuerdings auch gerne auf den Extremismusbegriff zurück. So glaubt Hans Wargel vom Verfassungsschutz Niedersachsen, dass „eine Rekrutierung aus der gewaltbereiten Linksextremistischen Autonomen Szene erfolgt“ (siehe http://www.spiegel.tv/#/filme/haehnchenkrieg/ ).
Der Kriminalisierung der sozialen Bewegung gegen den Megaschlachthof sollte jedoch einiges entgegen zusetzen sein. „Die Machenschaften des Wietze- Geflügelkonzerns Rothkötter sind meiner Ansicht nach kriminell, nicht unser Widerstand. Massentierhaltung ist eine soziale, ökologische und ethische Katastrophe,“ so die Betroffene der ED-Behandlung. „Wir werden ihre Repression nutzen um unseren Widerstand weiter zu tragen!“
Also kommt zur Kundgebung am Montag, den 21.11. um 12 Uhr vor der Polizeiwache in der Friedrich-Voigtländer-Straße 41 in Braunschweig.
Für Essen und Schlafplätze ist gesorgt.
Mastanlagen an den Kragen!
Schlachtfabriken wegkicken!
HP: antiindustryfarm.blogsport.de mail: braunschweig [at] riseup.net