Hausbesetzung in der Gartenstrasse "Wir haben das Leben der jungen Leute anders wahrgenommen"

Erstveröffentlicht: 
27.08.2011

Zu "Die Gartenstraße wird zur Tabuzone" BZ vom 6. August:

Ob es ein Zufall ist, dass den Bewohnern und Bewohnerinnen der Gartenstraße just dann die Geduld mit den Leuten im besetzten Häuschen ausgeht, wenn die Räumung im Vauban ansteht? Oder ob vielleicht die Stadt eine Handhabe gegen den Eigentümer des Häuschens Nr. 19 gebraucht hat, den offenbar die Besetzung nicht störte oder sie ihm sogar recht war?


So wurde also flugs eine Unterschriftenaktion ins Leben gerufen und mit der Angst vor einer "lnvasion" der Rhinos aus dem Vauban herumgefuchtelt und es fanden sich sage und schreibe fast 50 Leute, die schriftlich bezeugten, dass sie nun genug gelitten hätten und die Räumung des Häuschens verlangten, auf die sich die Stadt dann berufen konnte.

Ob damit allerdings für Ruhe im Quartier gesorgt ist, sei dahingestellt. Weiterhin werden ja die Außenflächen der Cafés und Restaurants bewirtschaftet werden und weiterhin werden auch die Gäste der "Kölner Botschaft" und die Fußballfreundinnen und -freunde zu nächtlicher Stunde ihre Zigaretten vor dem Lokal rauchen (müssen) und dabei lauthals ihrer Freude oder ihrem Frust Ausdruck geben.

Wir haben das Leben der jungen Leute aus der Nr. 19, deren Großeltern wir altersmäßig sein könnten, anders wahrgenommen als es in dem Artikel vom 6. August sehr dramatisch dargestellt wurde, und wir wohnen direkt gegenüber: Die jungen Leute waren in der Mehrzahl gesprächsbereit, witzig, bunt, fröhlich, hilfsbereit, machten Musik, manchmal auch laut, meistens draußen nur bis 22 Uhr, sie kochten gemeinsam; soweit wir wissen, hatten sie auch Strom von einer selbstgebastelten Solarzelle, schleppten ihr Wasser in Kanistern heran.

Die ungewöhnliche Nutzung der flachen Garagendächer als Dachgärten hatte nichts mit nächtlichen "Trinkgelagen" zu tun. Es gibt sicher in jeder Gruppe schwarze Schafe, so mag es durchaus einzelne unangenehme Vorkommnisse, wie sie in dem Artikel erwähnt sind, gegeben haben, aber deswegen eine ganze Gruppe pauschal zu diffamieren und auszugrenzen, befremdet und empört uns sehr.

Helga Zähringer und Joachim S. Nelson, Freiburg