Radikale Fleißarbeit

Erstveröffentlicht: 
27.12.2010

Im "Polizeibericht Berlin 2010" werden keine Geheimnisse enthüllt, sondern erklärt, wie die Polizei funktioniert. Gerd Nowakowski freut sich, wenn Autonome am Schreibtisch sitzen.

 

So ändern sich die Zeiten. Der Kreuzberger Anarcho-Zeichner Seyfried machte die „Bullen“ zeichnerisch zur Witzfigur, die Radikalen von heute kommen ganz seriös daher. Nicht mehr „Haut die Bullen platt wie Stullen!“, sondern nach dem Motto „Erklär mir die Polizei“. Ganz unauffällig steht auf der ersten Seite vom „Polizeibericht Berlin 2010“ als Herausgeber „Autonome Gruppen“, man könnte es für die Studie einer Versicherungsgesellschaft halten. „Ausrüstung, Strukturen, Einsatztaktik, Hintergründe, Analysen, Kritik“ sind die Themen der radikalen Fleißarbeit. Eine Wikileaks-Affäre in der Berliner Provinz? Gefahr für Leib und Leben der Beamten? Wohl kaum.

 

Da werden keine Geheimnisse enthüllt, sondern erklärt, wie die Polizei funktioniert. So gut, dass selbst ein Polizist intern fragt, warum sich die Polizei eigentlich nicht selber so ausführlich vorstellt. Und die abgebildeten Zivilfahrzeuge, teilweise mit Blaulicht, sind bei jeder Demonstration dabei. Das ist langweilig, aber kein Skandal. Könnte es sein, dass diejenigen, die den Bericht für skandalös halten, nur Stimmung machen wollen gegen die ab 1. Januar verpflichtende Kennzeichnung der Beamten? (Seite 12)