Eine wenig märchenhafte Kollision

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Erstveröffentlicht: 
01.12.2010

Der deutsch-französische Gipfel und "Hänsel und Gretel" im Stadttheater treffen aufeinander.

 

Die Hugs dachten, sie stehen im Wald: Die Klasse ihrer Tochter hat Karten für "Hänsel und Gretel", das Weihnachtsstück im Stadttheater – just für den 10. Dezember, an dem der deutsch-französische Gipfel mit Nicolas Sarkozy und Angela Merkel in Freiburg tagt. Der Staatspräsident und die Kanzlerin wollen eine Pressekonferenz im Wintererfoyer des Theaters geben. Beim Gipfel gilt die höchste Sicherheitsstufe, die linke Szene will das Treffen stören.

Und die Kinder mittendrin? Kornelia und Robert Hug fragten verwundert im Theater nach. Die Märchenvorstellung endet um 12.15 Uhr. Die Delegation, hieß es am Telefon, werde nicht vor 12.30 Uhr erwartet, die Aufführung finde wie geplant statt. Zu gefährlich, finden die Eltern, auch angesichts der jüngsten Terrordrohungen. Die Weihnachtsaufführungen des Stadttheaters sind beliebt und alle 830 Plätze meist ausgebucht. Robert und Kornelia Hug glauben, dass "der Anblick von hunderten bewaffneten Polizisten und gewaltbereiten Demonstranten keine vorweihnachtliche Stimmung erzeugt" und die Schüler mit Bussen und Bahnen wegen Verkehrsbehinderungen erst gar nicht zum Theater kommen. Sie hatten den Eindruck, die Kollision von Märchen und Gipfel sei noch kein Thema gewesen. Und sie würden es begrüßen, wenn diese Aufführung verschoben wird.

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Kinder treffen im Theater nicht auf Beamte in Einsatzmontur


Die Aufregung um die Terminkollision ist bis ins Rathaus gedrungen. Das Kulturdezernat hat das Stadttheater gebeten, sich mit der Polizei zu besprechen, um über die Vorstellung zu entscheiden, sagt Roland Meder. Er leitet den Kulturbereich und stellt klar: "Der Spielplan war als erstes da, dann kam der Gipfel." Der Termin für das bilaterale Treffen in Freiburg war erst im November bekannt geworden.

Das Theater hatte die Vorstellung bereits mit der Polizei und Berlin abgestimmt, widerspricht der kaufmännische Direktor Klaus Engert dem Eindruck. Die Pressekonferenz sei erst ab 13.30 Uhr geplant. "Das wäre nicht das Problem." Aber inzwischen gebe es Aufrufe zu Gegendemos und die Möglichkeit von Beeinträchtigungen – in der Innenstadt, betont Engert: Dass die Kinder aus dem Saal kommen und im Theater vor Beamten in Einsatzmontur stehen, sei nicht zu befürchten. Dennoch bietet das Theater jetzt den Schulen einen Ersatztermin an. Entscheiden sich alle dafür, fällt die Vorstellung am Gipfeltag flach. "Sonst wird gespielt."

"Das urbane Leben soll seinen normalen Gang nehmen, sofern das möglich ist", sagt Polizeisprecher Karl-Heinz Schmid. Aber auch: "Die Kanzlerin und der Staatspräsident haben Vorfahrt." Die Polizei sorge für die Sicherheit der Staatsgäste, der Bürger und für einen störungsfreien Ablauf. Die Innenstadt wird kein Sperrgebiet. Wer sie aber besucht, sagt Schmid, muss mit Umwegen, Kontrollen und hohem Polizeiaufkommen rechnen.