Schweden im Würgegriff rassistischer Gewalt - Fünfzehn völlig wahllose Mordversuche an Schwarzen Migrant_innen durch Schüsse aus dem Hinterhalt. Bislang kam bereits eine junge Frau durch die Kugeln ums Leben, alle anderen Opfer wurden zum Teil schwer verletzt.
Schon seit mehr als einem Jahr sucht die Polizei im südschwedischen Malmö den rechtsextremen Heckenschützen: Bislang erfolglos! Die Polizei gab den Sachverhalt allerdings erst am vergangenen Mittwoch der Öffentlichkeit bekannt. Grund für die bisherige Zurückhaltung ist die Angst der Behörden vor Nachahmungstätern und gewalttätigen Racheaktionen von Migrant_innen. Zudem mussten die Ermittler eingestehen, dass sie in dem Fall völlig im Dunkeln tappen.
- DRAMATISCHE ESKALATION IN DEN VERGANGENEN TAGEN -
Doch nun scheint die Lage zu eskalieren. Nachdem am Mittwoch ein somalischer Einwanderer durch einen Schuss in die Wirbelsäule schwer verletzt wurde und für immer querschnittsgelähmt bleiben wird, fielen am Donnerstag bereits die nächsten Schüsse. Ein aus dem Sudan stammender 16jähriger wurde am hellichten Tag vor einem Kindergarten in den Bauch geschossen. Nur Stunden später drangen Kugeln durch ein Küchenfenster und zerrissen die Lunge der ghanaischen Wohnungsinhaberin. Alle Kugeln wurden aus der selben Waffe abgefeuert.
- BEHÖRDEN BESORGT UND RATLOS -
Die nationale Ermittlungskommission und der schwedische Integrationsminister Erik Ullenhag besuchten noch am Freitag Malmö. Als "terroristischen Angriff auf Schweden" verurteilte Ullenhag die Geschehnisse. Konkrete Maßnahmen zur Eindämmung der rassistischen Gewalt und Ergreifung der Täter wurden jedoch keine ergriffen. Einwandererverbände äußerten am Freitag scharfe Kritik an den Behörden. Die Polizei stehe in einer Bringschuld, hieß es.
- RASSISTISCHER SPRACHGEBRAUCH IN DER SCHWEDISCHEN POLIZEI -
Vor nicht langer Zeit wurden Mitschnitte des Polizeifunks in der schwedischen Presse veröffentlicht, die vom rassistischen Jargon der Polizei Zeugnis ablegen. In einem Einsatzwagen sitzend, funkten die Beamten dort: "Verdammte Affen, denen geben wir es!". Auch Begriffe wie "Nigger" und "Dogbrain" oder Aussagen wie "Die Scheisse hat keinen Ausweis!" im Hinblick auf Schwarze Menschen sind im schwedischen Polizeifunk durchaus üblich.
- KEINE SPUR VOM TÄTER -
Was zudem viele Migrant_innen umtreibt ist die Frage: Wie kann jemand monatelang teils am hellichten Tag auf Menschen schießen und nicht gefasst werden? Das scheint vielen Beobachter_innen völlig unmöglich.
Allerdings sagte ein Polizeisprecher am Freitag auch: "Es ist recht einfach für einen Heckenschützen, nachts spurlos zu verschwinden, wenn er die Flucht vorher genau geplant hat." Hinzu kommt, dass der Kreis potenzieller Opfer unüberschaubar ist, da sie offenbar nur ihre dunkle Hautfarbe verbindet. Keines der bisherigen Opfer hatte etwa Kontakt zu Kriminellen oder kannten eines der anderen Opfer.
- PARALLELEN ZUM "LASERMANN-FALL" -
Schwedische Antifaschist_innen ziehen derweil Parallelen zum sogenannten "Lasermann": Dieser benutzte 1992 ein High-Tech-Gewehr mit Laser-Zielfernrohr, um in Stockholm und Umgebung elf Menschen mit dunkler Hautfarbe gezielt niederzuschiessen. Der "Lasermann" - ein polizeibekannter Rechtsextremist namens Johan Ausonius - wurde schliesslich gefasst und zu lebenslanger Haft verurteilt.
Auch damals herrschte eine unsägliche Stimmung im Land. Erstmals gab es Massenarbeitslosigkeit, und eine ausländerfeindliche Partei war in den Reichstag eingezogen – so wie jetzt die rassistischenn "Schwedendemokraten".
- OFFENER BEIFALL IN NAZIFOREN -
In den Internetforen der Rassisten und Neonazis werden die Schüsse vom Malmö derweil begeistert bejubelt. Hielt man sich gestern tagsüber noch etwas zurück, so wurden in den Kommentaren der vergangenen Nacht teilweise offene Beifallsbekundungen ausgesprochen und dazu aufgefordert, es dem Killer von Malmö nachzutun.
Es steht zu befürchten, dass die Taten von Malmö Nachahmungstäter auch aus dem deutschen rechtsextremen Spektrum auf den Plan rufen, die versuchen könnten, mit blanker Gewalt gegen "Andersaussehende" ihre Vorstellungen von Ungleichheit und Unwertigkeit verschiedener Menschen in die Tat umzusetzen.