Nach über 18 Monaten Haft wurde Laurynas heute aus der JVA Charlottenburg entlassen. Laurynas wurde verurteilt, weil er am 14. März 2009 bei der United-We-Stay-Freiraumdemonstration einen Polizisten und einen Mannschaftswagen der Polizei angegriffen haben soll. Unter dem Motto "Kleine Raushole" konnte Laurynas heute vor dem Haupteingang der JVA Charlottenburg empfangen werden.
Manche hatten sich einen (alkoholfreien) Sektempfang mit vielen Menschen gewünscht. Doch letztendlich kamen nur drei Personen, um Laurynas abzuholen. Als der erste Unterstützer in den fast menschenleeren Friedrich-Olbricht-Damm einbog, bekam er zuerst einen roten VW-Kastenwagen mit dem Kennzeichen B-CP 3113 zu sehen. Darin sassen zwei szenekundige Beamte der Polizei in zivililer Kleidung. Wie Stalker fuhren sie dem Unterstützer hinterher und wendeten vor ihm, als er sich vor dem Haupteingang der JVA Charlottenburg hinsetzte und auf Laurynas Entlassung wartete. Ein anderer PKW, mit ebenfalls zwei szenekundigen Beamten der Polizei in ziviler Kleidung (LKA 6, operative Dienste) besetzt, parkte in der direkten Umgebung. Plötzlich fuhren drei Mannschaftswagen der Berliner Direktionshundertschaften (Direktion 4 - Festnahmezug) und stoppten vor dem Gefängnis. Nach kurzer Zeit gingen diese auf den Unterstützer zu und wollten diesen kontrollieren und durchsuchen. Als Grund nannten sie, dass er "amtsbekannt" sei und als "Gefahr" eingeschätzt wurde. Nach der Durchsuchung und der Übergabe eines Durchsuchungsprotokolls kamen zwei weitere UnterstützerInnen, die aber nicht mehr kontrolliert wurden, da Laurynas genau in diesem Moment entlassen wurde und von den drei freundlich begrüsst wurde.
Nach einem kurzen Stopp im Supermarkt ging es dann auf die Suche nach einer Unterkunft für Laurynas. Anscheindend wurden viele Berliner Hausprojekte und Politgruppen in Berlin angeschrieben und sie gebeten einen (vorrübergehenden) Wohnraum für Laurynas zu finden. Doch geklappt hat das nicht. Und so musste sich Laurynas selbst einen Platz zum Schlafen suchen.
In anderen Regionen dieser Welt werden Gefangene von riesigen Demonstrationszügen aus der Haft abgeholt und nach hause gebracht. Hier scheint das nicht zu klappen. Woran hat es gelegen? Warum lassen wir Gefangene allein? Warum vergessen wir Gefangene, die bei den Aktionen, die wir organisierten, in Haft gerieten?
Danke an alle, die Laurynas Texte abgetippt haben, seine Gefängnisadresse und Repressionsgeschichte verbreiteten, die ihm Briefe, Karten, Zeitschriften, Briefmarken, Kalender, Poster und Aufkleber ins Gefängnis schickten. Danke an alle, die Artikel für ihn schrieben, Mails für ihn verschickten, danke an alle, die Laurynas besuchten. Danke an alle, die über Laurynas redeten und auf ihn aufmerksam machten, danke für das Geld und die Abos, die er in das Gefängnis geschickt bekam. Danke an ABC Berlin, ABC Orkan, Rote Hilfe OG Halle, den Ermittlungsausschuss Berlin und der WBA Antirepressionsgruppe. Danke an alle Organisationen und Einzelpersonen, die sich um Laurynas gekümmert haben. Und danke, an die Rechtsanwältinnen, die Laurynas verteidigt und vor Abschiebung bewahrt haben.