Zahlen rückläufig
Seit die Stadt Freiburg von Geld- auf Sachleistungen umgestellt hat, ist die Zahl der Flüchtlinge von 142 auf 86 deutlich gesunken.
Alle Unterkünfte waren voll, die Roma-Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien mussten in Containern untergebracht werden und die Stadt stand im Mai kurz davor Turnhallen in Notunterkünfte umzuwandeln. Doch das wird nicht nötig sein. Denn die Lage hat sich entspannt. 56 der 142 Flüchtlinge sind freiwillig abgereist, drei wurden abgeschoben. Die Flüchtlingswelle sei abgeebbt, nachdem die Stadt auf Sachleistungen umgestellt habe, berichtet Sozialbürgermeister Ulrich von Kirchbach.
Die Stadt Freiburg stand in diesem Frühjahr vor einem großen Problem – und fühlte sich vom Land Baden-Württemberg im Stich gelassen. Denn innerhalb kurzer Zeit kamen in diesem Jahr knapp 150 Flüchtlinge aus dem Kosovo nach Freiburg, wo bald die Unterkünfte aus allen Nähten platzten. Die stark gestiegene Zahl an Roma-Flüchtlingen resultierte offenbar aus dem zu Jahresanfang erfolgten Beitritt Serbiens zum sogenannten Schengen-Raum. Das bedeutet: Serbische Staatsbürger können als Touristen in EU-Länder einreisen. Dies galt und gilt auch für Roma mit serbischem Pass.
In Freiburg vermutet man, dass Schleuserbanden sich die
Schengen-Regelung zunutze machten und Roma nach Deutschland brachten.
Als ein Hauptfluchtziel kristallisierte sich Freiburg heraus, weil hier –
so eine Vermutung – schon viele Roma leben. Oder aber, wie man bei der
Landesregierung in Stuttgart mutmaßte, weil der Gemeinderat im Jahr 2006
eine Resolution für die Roma verabschiedet hat. Das Land ließ
jedenfalls die Stadtverwaltung kühl abblitzen, als Freiburg um
Unterstützung und eine gerechtere Verteilung der Flüchtlinge bat.
Die überraschende neue Flüchtlingswelle brachte nämlich die Unterkünfte
in Freiburg an ihre Grenzen, ebenso wurden die Plätze in Kindergarten
und Schulen knapp. "Dann wird es auch schwierig mit der Integration",
sagt Bürgermeister von Kirchbach. Und teuer wurde es auch: Rund eine
Million Euro musste die Stadt schon bis zum Mai für die Neuankömmlinge
ausgeben. Daraufhin entschloss sich die Verwaltung, den Flüchtlingen
statt Geld nur noch Sachleistungen zu geben. Damit war die Hoffnung
verbunden, dass das Interesse der Schleuserbanden an Freiburg nachlässt.
"Wir wollten nicht unterstützen, dass diese Banden mit dem Leid von
Menschen auch noch Geld verdienen", so Bürgermeister von Kirchbach. Der
Plan der Stadt scheint aufgegangen zu sein: Statt 142 Flüchtlinge wie
noch am 24. Juni waren an diesem Mittwoch nur noch 86 der im Jahr 2010
angekommenen Flüchtlinge in der Stadt. Die meisten seien wohl wieder in
ihr Herkunftsland zurückgegangen, heißt es.
Die Lage in Freiburg hat sich dadurch erst einmal deutlich entspannt.
Durch die Rückkehrer gibt es in den Flüchtlingswohnheimen nun wieder
ausreichend Plätze. Für die Stadt ist der Streit mit dem Land um eine
Unterstützung aber immer noch nicht ausgestanden. Von Kirchbach: "So
eine Situation, wie wir sie hatten, kann ja jederzeit wieder entstehen."