Die Feier ist aus, bevor sie überhaupt anfing. Die "A. Brotherhood Eastside Weiden" hatte in Altenstadt/WN zur Eröffnung ihres Clubhauses geladen. Behörden verboten das. Der Initiator der Veranstaltung fühlt sich nun öffentlich angeprangert.
Weiden/Altenstadt/WN. Scherben und Sperrmüll liegen herum. Autos ohne Räder parken auf dem Gelände der ehemaligen Bleikristallfabrik direkt neben der Bahnstrecke zwischen Altenstadt und Neustadt/WN. Schwer vorstellbar, dass sich hier noch Menschen aufhalten oder gar ein Clubhaus eröffnen soll. Doch inmitten des Gewirrs aus verlassenen Hallen mit zerbrochenen Fensterscheiben liegt der Ort, der vergangene Woche Behörden und politische Gruppen alarmierte.
Dorthin hatte T. aus Weiden ein paar Tage zuvor auf seiner Facebook-Seite "herzlich" zur Eröffnung eines Clubhauses Anfang September eingeladen. "ABE 125" steht in weißer Schrift auf schwarzem Grund auf dem Fabriktor der geplanten Stätte. Das Logo steht für "A. Brotherhood Eastside" und prangt auch auf den Rocker-Kutten einer Vereinigung aus Sachsen, die der Verfassungsschutz als rechtsextremistisch einstuft. "A. Brotherhood" steht üblicherweise für "Aryan Brotherhood", zu deutsch: "Arische Bruderschaft".
Auflagen nicht eingehalten
Als
die Behörden von der Facebook-Einladung erfuhren, ging alles ziemlich
schnell. Das Landratsamt prüfte am vergangenen Freitag vor Ort
Brandschutz und Auflagen nach dem Gaststättengesetz. Kein politischer,
sondern ein rein verwaltungstechnischer Akt sei das gewesen, erklärt
Altenstadts zweiter Bürgermeister Konrad Adam. "Das hätten wir bei jedem
machen müssen." Fazit: Weder Clubhaus, noch Konzert, noch öffentlicher
Ausschank seien erlaubt. "Streng genommen dürfte man darin nicht einmal
etwas lagern", sagt Adam. Zudem habe Initiator T. zugesichert,
schriftlich zu erklären, dass er auf die Eröffnung eines Clubs, Konzerte
oder jegliche öffentliche Veranstaltung verzichte. In einer
Sondersitzung am Montagabend einigten sich die Fraktionsführer
Altenstadts darauf, keine weiteren direkten politischen Aktionen zu
starten. Allerdings solle das Fabrikgelände Beyer & Co. so bald wie
möglich saniert werden. Die Kommune hoffe jetzt auf Geld von der
Staatsregierung, denn: "Der Leerstand ist Nährboden für solche
Gruppierungen."
Dass die Feier abgesagt ist, gab T. noch am
Freitagabend auf seiner Facebook-Seite bekannt. Doch darauf will er es
nicht beruhen lassen. Denn der Weidener fühlt sich ungerecht behandelt.
"Ich distanziere mich persönlich davon, einer rechtsradikalen
Vereinigung anzugehören", sagt er im Redaktionsgespräch. Auf Facebook
schreibt er, die Party hätte dazu gedient, gerade dieses Klischee aus
der Welt zu schaffen. Doch niemand sei dazu bereit, der Gruppe den Hauch
einer Chance zu geben. "Eigentlich bin ich total unpolitisch", sagt er.
"Ich bin kein Rassist."
Initiator fühlt sich gemobbt
Auf weitere Diskussionen, warum die Gruppe dann ein Logo verwende, das massiv mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht wird, will er sich nicht einlassen. "Es geht hier um mich als Privatperson." Er fühle sich verunglimpft. Der SPD Altenstadt wirft er vor, einen Screenshot seiner öffentlichen Einladung auf Facebook auf ihrer Seite geteilt zu haben. "Da sieht man mein Profil, wie ich aussehe, sogar mit wem ich eine Beziehung habe", beklagt T. "Ich traue mich schon gar nicht mehr auf die Straße zu gehen." Er fühle sich gemobbt, wolle gar nicht mehr in die Arbeit. Mittlerweile sei der Eintrag auf der SPD-Seite wieder gelöscht. Trotzdem ist er überzeugt: "Ich werde öffentlich angeprangert." Schuld an der Misere gibt T. auch dem Eigentümer des Geländes, Norbert Oswald.
Der habe ihm vor zwei Monaten die Halle vermietet, obwohl Oswald hätte wissen müssen, dass ein neues Mietverhältnis gar nicht mehr möglich ist. "Ich habe alles hergerichtet, da Geld reingesteckt." Am Freitagnachmittag, als die Leute vom Landratsamt gekommen seien, habe T. noch mit ihnen diskutieren wollen, sie überzeugen wollen, dass seine Gruppe nicht rechtsradikal ist. Doch die von den Behörden seien knallhart mit fehlendem Brandschutz und Schankerlaubnis gekommen. Für ihn ist nun klar: Die Veranstaltung ist abgesagt. Den Raum auf dem Altenstädter Fabrikgelände gibt er auch auf. Auf die Frage, ob die "A. Brotherhood Eastside Weiden" weiter existiert, antwortet T. ohne zu zögern mit "Ja".
Band fürchtet um Ruf
Auch die Band
"Zweifelsfrei", die laut Ankündigung bei der Clubhaus-Eröffnung spielen
sollte, ist gar nicht zufrieden mit ihrer Rolle. "ZweifelsFrei nichts am
Hut mit Politik!", schreiben die Bandmitglieder in einer öffentlichen
Stellungnahme. Zwar hätten sie zugesagt, in dem Clubhaus der "A.
Brotherhood Eastside" zu spielen, doch dass diese rechtsextreme
Ansichten vertrete, hätten sie erst aus der Zeitung erfahren. Obwohl die
Band ihren Proberaum auf dem gleichen Gelände in Altenstadt hat, hätten
sie zu der Gruppe keinen Kontakt gehabt.
Weil sie Deutschrock
spielten, würden sie nicht zum ersten Mal in die rechte Ecke gedrängt,
erzählt Bassist Daniel Zimmermann. "Damit wollen wir aber nichts zu tun
haben. Wir sind weder rechts noch links. Wir sind unpolitisch." Das
nächste Mal müssten sie einfach zweimal hinschauen, wenn sie einen Gig
annähmen. Außerdem wollen sie auch noch mit der Gemeinde Altenstadt
reden. "Wenn es eine Protestveranstaltung gegen die Vereinigung gibt,
wollen wir dort auf jeden Fall auch spielen. Das Ganze schädigt ja auch
unseren Namen."