Radsportdemo in Leipzig-Connewitz - Jedermannrennen gegen Rassismus

Erstveröffentlicht: 
19.08.2017

Am Sonnabend hat die Radsportgruppe des Sportprojekts Roter Stern Leipzig eine Radrennen der etwas anderen Art veranstaltet. Beim "Conne-Bike-Race" handelte es sich nicht um die klassische Art des Zweiradwettkampfes, sondern um eine neue Demonstrationsart.

 

Bei der Radsportdemo durfte jeder mitfahren, der ein Zweirad führen konnte. Entlang der Strecke Brandstraße-Simildenstraße-Selneckerstraße im Stadtteil Connewitz fuhren die 160 Radsportler und Radsportlerinnen in mehreren Rennen um die Wette. Gesäumt waren die Straßen von Ständen politischer Aktivisten und Parteien. Eine solche Aktion ist nach Angaben des Veranstalters deutschlandweit einmalig. 

 

Politischer Radsport


Christoph Wittwer, Sprecher der Radsportgruppe, erklärte in einem Gespräch mit MDR SACHSEN, man wolle mit der Veranstaltung einerseits den Radsport im Allgemeinen in den Mittelpunkt rücken und andererseits auf Problemstellungen im Kiez Connewitz aufmerksam machen. Wie das zusammen passt? Wittwer betont, dass Radsport keineswegs unpolitisch sei. Rassistische Probleme gäbe es auch dort. Und so wolle man als Veranstalter ein klares politisches Zeichen gegen Rassismus und Diskriminierung Homosexueller setzen, wie es in der Ankündigung des "Conne-Bike-Race" heißt. 

 

Unterstützung aus der Politik


Neben den alltäglichen Aktivitäten ist die Radsportgruppe Kooperationspartner der Neuseen Classics und organisiert das dortige Kinderrennen. Zudem betreut die Gruppe derzeit fünf Geflüchtete Jugendliche. "Die Idee dahinter ist, Geflüchteten zu helfen, mehr Ablenkung, Aktivität und Normalität in ihren Alltag zu bringen", erklärt Wittwer. Wittwer freut sich, dass das gesellschaftliche Engagement der Radsportgruppe von politischer Seite mitgetragen wird. Mit Monika Lazar (Bündnis 90/Die Grünen), Sören Pellmann (Die Linke) und Jens Katzek (SPD) unterstützten am Sonnabend drei Leipziger Bundestagkandidaten die Radsportdemo.

 

Dass konservative Politiker und Parteien in letzter Zeit immer wieder die Schließung von alternativen Kulturzentren wie dem Conne Island oder dem Werk 2 fordern oder zumindest für den Stopp der finanziellen Subventionierung durch die Kommune plädieren, ärgert Wittwer. "Diesen Forderungen folgen keine Beweise, die diese rechtfertigen könnten", betont Wittwer. "Jede brennende Mülltonne hier im Kiez ist politisch." Solche Forderungen erschweren nach Meinung Wittwers zudem die Kultur- und Verbandsarbeit im Stadtteil. Vielmehr solle die Energie in die Aufklärung der Übergriffe vom 11. Januar 2016 gesteckt werden. "Warum dort bisher nicht mehr passiert ist, verstehe ich nicht", erklärt Wittwer.

 

Dass die Radsportgruppe ein solches Jedermannrennen veranstalten kann, ist heute keine Selbstverständlichkeit, weiß Wittwer. "Die Sponsorenleistungen gehen zurück und der Radsport erreicht breite Bevölkerungsschichten nicht mehr. Darunter leidet der Amateurbereich." So sei es besonders erfreulich, eine solche Veranstaltung in Connewitz realisieren zu können.