Am vergangenen Wochenende haben nach Angaben der Veranstalter etwa 120-150 Personen das 2. „Ostsächsische Sport- und Familienfest“ auf dem Gelände des Hotels „Neisseblick“ in Ostritz besucht. Bereits im letzten Jahr bewarb die rechtsradikale Gruppe „StreamBZ“ aus Bautzen gemeinsam mit der „Brigade 8“ aus Weißwasser die erste Auflage dieser Veranstaltung, welche im September 2016 am Quitzdorfer Stausee stattfand. Das Gelände des Eigentümers Helge Redeker war in der Vergangenheit immer wieder Austragungsort rechtsradikaler Großveranstaltungen – so zum Beispiel im Juni 2010, als die JN den von mehreren hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmern besuchten Sachsentag organisiert hatte.
Der Eigentümer ist ebenfalls durch einschlägige Aktivitäten in der rechten Szene bekannt – nach seiner DSU-Kandidatur 2009 bei den Kommunalwahlen folgten Auftritte und Teilnahmen bei revanchistischen und geschichtsrevisionistischen Veranstaltungen sowie Funktionärsposten bei verschiedenen rechtsradikalen Gruppen, u. a. dem „Verein Dichterstein Offenhausen“, welcher bereits 1999 wegen klarer Bezüge und Wiederbetätigung der nationalsozialistischen Ideologie verboten wurde.
Für die Wiederauflage am 12.08.2017 hatten die Organisatoren in diesem Jahr eine andere Lokalität gewählt und so trafen sich am Nachmittag bis zu 150 Nazis am Hotel „Neisseblick“. Für die Veranstaltung war online bereits im Vorfeld für ein „Sporfest“ und ein Konzert in den Abendstunden Werbung gemacht worden. Nach Beendigung der sportlichen Aktivitäten spielten auf demselben Gelände die Bands Exzess, Treueorden und Feuerbefehl. Die Band Exzess hatte sich 2010, 2012 und 2013 beim regelmäßig stattfindenden „Rock für Deutschland“ in Gera einen Namen gemacht. Die Musiker von Treueorden erlangten erst kürzlich durch ihren Auftritt am 15. Juli 2017 im thüringischen Themar überregionale Aufmerksamkeit, als rund 6.000 Nazis am „Rock gegen Überfremdung“ teilnahmen. Die dritte Band Feuerbefehl, ist eine Neuformierung um den Liedermacher Oiram, Mario Albrecht aus Wittenberg. Albrecht ist bei der Kameradschaft „Freie Nationalisten LK Wittenberg“ aktiv und trat in der letzten Zeit als Teilnehmer und Organisator verschiedener rassistischer Aufmärsche auf. Nachdem dieser bereits am 3.10.2016 mit seinem Liedermacherprojekt in Weißwasser spielte, gastierte er am Samstag schon zum zweiten Mal in der Oberlausitz.
Der Veranstaltungsort ist seit Ende der 1990er Jahre bekannt für Treffen der rechten Szene. So fanden dort unter der Führung des mittlerweile verstorbenen Jürgen Rieger die „Mitteldeutschen Tagungswochen“ statt, in denen rassistisches Gedankengut zur „Erhaltung und Pflege des nordischen Bluterbes“ propagiert wurde. Obwohl der Landkreis Löbau-Zittau die Durchführung der Veranstaltung 1998 mit Verweis auf das Versammlungsgesetz verbot, hatte damals das Dresdner Verwaltungsgericht einem Widerspruch Riegers gegen die Entscheidung stattgegeben. Der Besitzer des Hotels „Neisseblick“, Hans-Peter Fischer, scheint indes gut vernetzt zu sein. Während im Januar 2012 ein außerordentlicher Landesparteitag der NPD in seinen Räumlichkeiten stattfinden konnte, folgten in der jüngeren Vergangenheit eine Reihe von Veranstaltungen der Alternative für Deutschland (AfD). In der NPD Zeitung „Deutschen Stimme“ bewarb Fischer 2012 unter dem Motto: „Probleme mit Raum- und Grundstückanmietungen? Nicht bei uns!“ seinen Gastronomiekomplex Hotel & Gaststätte „Neisseblick“. Das 20 Kilometer von Görlitz entfernt gelegene, 30.000 Quadratmeter große Anwesen, sei für alle „Klein- & Großveranstaltungen für 20 – 10.000 Besucher“ geeignet. In der Gaststätte mit Saal könnten bis zu 250 Personen Platz finden.