Die wachsende Internetkriminalität stellt die Behörden in Sachsen vor immer neue Probleme. Oft sind die Straftäter den Ermittlern nicht nur technisch voraus. Das soll sich ändern - mit Hilfe der Hochschule in Mittweida. Dort werden polizisten Polizisten künftig aus- und weitergebildet.
Mittweida. Polizisten, Ermittler und Richter in Sachsen sollen künftig besser gerüstet sein für Ermittlung und Strafverfolgung im Internet. Innen- und Justizministerium haben am Donnerstag in Dresden eine Kooperation mit der Hochschule Mittweida besiegelt. Es geht um Aus- und Weiterbildung von Beamten, aber auch um die Entwicklung IT-gestützter Ermittlungsmethoden und praxisbezogener Anwendungen. Geplant sind gegenseitige Hospitationen, Vorträge und die regelmäßige Fortbildung von Ermittlern und Richtern. Zudem sollen Staatsanwaltschaften an Forschung und Entwicklung beteiligt werden und auf die jeweils neuesten Ermittlungsmethoden der digitalen Forensik zurückgreifen können.
Innenminister Markus Ulbig (CDU) sprach von einem wichtigen Meilenstein zur erfolgreichen Bekämpfung der Cyberkriminalität. Für Justizminister Sebastian Gemkow (CDU) ist die fortlaufende Anpassung der Ermittlungsmethoden an technische Neuerungen und die Qualifizierung des Personals für die Strafverfolgung unentbehrlich.
Immer mehr Sachsen werden Opfer von Internetkriminalität
Polizei und Justiz reagieren mit der Kooperation auf den Anstieg und die zunehmende Professionalisierung der Internetkriminalität. Laut Innenministerium wurden 2012 noch rund 7600 Fälle registriert, 2016 waren es schon fast 10.300. Die Bandbreite der Straftaten reiche von Beleidigung über Betrug bis zum Waffen- und Drogenkauf im Darknet. Dabei wird von einer hohen Dunkelziffer ausgegangen, weil etwa Firmen aus Angst vor Imageschäden Straftaten nicht anzeigen. 2016 gab es nach Ministeriumsangaben auch rund 1400 Hacker-Angriffe auf die sächsische Verwaltung, in 50.000 Fällen wurde Schadstoffware entfernt. Die Zahl der in E-Mails gefundenen Schadprogramme verdoppelte sich fast gegenüber 2015 auf über 75.000.
2014 wurde ein Kompetenzzentrum für Cybercrime beim Landeskriminalamt mit 71 speziell geschulten Beamten eingerichtet. Zu den zehn bisher aktiven Cybercops - zu Polizisten qualifizierte Computer- und Internetexperten - kommen im Oktober weitere 15. Mit Blick auf die Zukunft soll auch bei Studenten der IT-Forensik und IT-Sicherheit an der Mittweidaer Hochschule für den Polizeidienst geworben werden, sie können Praktika bei einzelnen Ermittlungsverfahren absolvieren.
Die Hochschule bietet bundesweit einmalig den Studiengang Allgemeine und Digitale Forensik (Bachelor) und das berufsbegleitende Fernstudium IT-Forensik/Cybercrime an. Im Herbst kommt das Fach Cybercrime/Cybersecurity (Master) dazu. In Mittweida gibt es zudem Forensik-Schulungen unter anderem für das Bundeskriminalamt.