I`m tired of waiting for nothing – get in action Aktiv werden gegen Naziaufmärsche, rechte Gewalt und dessen Akzeptanz Am
01.07.2017 möchte die Partei DIE RECHTE unter dem
Motto „Volkswirtschaft statt Finanzlobbyismus“ in Erfurt aufmarschieren.
In den letzten Jahren ist Erfurt zudem zu einem Ort geworden, an dem
rechte Gewalt alltäglich geworden ist. Wie üblich in einer Stadt mit
mittelgroßer Zivilgesellschaft, regt sich natürlich Protest gegen den
Naziaufmarsch. Das Treiben der Nazis außerhalb der Aufmärsche und
Kundgebungen hingegen bleibt unangetastet, mehr noch, scheint sich eine
Art der Akzeptanz, zumindest Tatenlosigkeit eingeschlichen haben. Diese
und weitere Themen sollen im Mittelpunkt unseres Aufrufes stehen. Wir
rufen an diesem Tag zu dezentralen Aktionen gegen den Naziaufmarsch auf.
Alle Infos auf: http://getinaction.blogsport.eu
Was bisher geschah
In den letzten Jahren konnten sich Neonazis in Erfurt eine große Infrakstruktur schaffen, die wohl größte davon auf dem Herrenberg. Hier haben sich gleich zwei Nazitreffprunkte etabliert: die Kammwegklause und der Volksgemeinschaft e.V. Bei der „Kammwegklause“ handelt es sich eher um einen Saufschuppen und Veranstaltungort für Musikveranstaltungen, von dem ein nicht geringes Maß an Gefahr ausgeht. Relativ neu hinzugekommen ist der Volksgemeinschaft Erfurt e.V., welcher seinen Sitz etwa 500 Meter Luftlinie von der Kammwegklause entfernt hat. In der sog. Volksgemeinschaft probieren sich die Nazis mit Erfolg auf dem Terrain einer sozialarbeiterischen Tätigkeit. Mit Kinderfesten, Dart-Turnieren, Musikunterricht und Sport versuchen sie bei den von der Tristesse gelangweilten Jugendlichen und Kindern des Herrenbergs anzukommen. Was diese Sportgruppen bewirken, zeigt sich im Viertel. Berichte häufen sich, dass die jugendlichen Besucher der Volksgemeinschaft im Viertel und in der Schule Geflüchtete und Schulbedienstete angreifen. Auf einem Bild dieser Sportgruppe posieren neben Kindern und Jugendlichen auch Michel Fischer (DIE RECHTE), Enrico Briczysco (DIE RECHTE, ex NPD) und andere Neonazis. Auch um die Kammwegklause gab es immer wieder Angriffe auf behinderte Menschen, Migranten oder anders Denkende. Viele dieser Angriffe wurden nie zu einer Anzeige gebracht, da die Betroffenen Angst davor haben. Im Erfurter Süden hat sich so teilweise eine No-Go-Area herausgebildet.
Antikapitalismus von rechts
Das Motto der Nazidemo am 01.07. ist deckungsgleich mit den Bestrebungen im Erfurter Süden. Ebenso wie mit vermeintlich sozialarbeiterischer Tätigkeit in der Volksgemeinschaft soll mit antikapitalisischen Thesen suggeriert werden, dass man sich kümmert unddie Menschen nicht im Stich lässt. Gerade für die Abgehängten der grauen Erfurter Außenbezirke ist das Wasser in den Mühlen ihrer Ratlosigkeit im Kapitalismus. DIE RECHTE kritisiert Leiharbeit, den Mindestlohn, Abwanderung in den „Westen“, Gerwerkschaften und allerlei anderen soziale Themen. Das „sich kümmern“, um die soziale Frage hat bei den Neonazis eine lange Tradition. Bereits im Nationalsozialismus war es ein wesentlicher Bestandteil der Agitation gegen progressive Gesellschaftsmodelle. Der Kapitalismus galt und gilt den Nazis als Symptom des kulturellen Zerfalls und steht ihrer Idee eines autoritären Staats- und Gesellschaftsmodells gegenüber. Für die Nazis von DIE RECHTE bietet diese Ideologie ebenso einfache wie anschlussfähige Antworten auf komplexe ökonomische Fragen. Einfache Antworten bringen ebenso einfache Lösungen, mit welchen der potentiellen Anhängerschaft Hilfe und eine bessere Welt versprochen werden kann.Die bessere Welt gilt natürlich nur für die jenigen, welche von den Nazis als deutsch bezeichnet werden und stellt damit etwas exklusives dar. Geflüchtete, Juden, Schwule, Leseben und alles was nicht ins Weltbild passt wird davon ausgeschlossen. Dabei vergessen die Neonazis, dass der Kapitalismus ein gesellschaftliches Verhältnis mit komplexen Strukturen ist, also nichts was man mit einfachen Antworten erklären oder abschaffen kann. Es reicht eben nicht dieses gesellschaftliche Verhältnis in “raffendes“ und „schaffendes“ Kapital zu unterteilen. Statt die politische Ökonomie im Ganzen zu kritisieren und zu versuchen diese zu verstehen, suchen die Nazis obsessiv nach Sündenböcken um die vermeintlichen Strippenzieher des Kapitals zu bestimmen. Das ist nicht nur falsch, sondern ebnet den Weg für die Rückkehr in die Barberei, wenn alles am Kapitalismus unverstandene auf einzelne Schuldige projiziert wird, die es für die Nazis in letzter Konsequenz zu beseitigen gilt.
Erfurts bunte Fassade bröckelt
Hinschauen tut nicht selten weh, jedoch schläft es sich ruhiger wenn man es nicht macht. So in etwa nehmen wir die Gesellschaft in Erfurt wahr. Die vermeintlich weltoffene und tolerante Hauptstadt Thüringens hat eine tief braune Realität, welche gern unter den Tisch gekehrt wird, um das Image zu bewahren. Rassistische Übergriffe auf Geflüchtete, Migranten, alternative Menschen, sowie die rassistische Abschiebepolitik der Landeshauptstadt und rassitische Polizeikontrollen sind der alltägliche Wahnsinn. Nazi- Labels und Aufkleber prägen das Stadtbild, auch in der Innenstadt. Zudem gibt es Stadtteile, welche von den linken Strukturen aufgegeben wurden und lieber gemieden werden. Man wird das Gefühl nicht los, dass sich die Menschen in Erfurt aber auch die radikale Linke, kleinbürgerliche Linke und die Zivilgesellschaft damit arrangiert haben. Niemanden interessieren die Menschen, die in den „verlorenen“ Sadtteilen leben müssen und unabhängig davon tagtäglich rassistischen Übergriffen ausgesetzt sind. Erfurt fehlt eine wahrnehmbare Protestkultur gegen rechte Gewalt, Naziaufmärsche und zur Durchsetzung der eigenen Inhalte. Natürlich gibt es in Erfurt Protest, jedoch nur in einem spießbürgerlichen Rahmen, indem die eigentliche Kritik völlig zu kurz kommt. Protest heißt in Erfurt, eine vergitterte Gegendemonstration, welche sich friedlich gegenüber der Nazidemos postiert und ihren Unsinn selbst feiert. Außer von wenigen Ausnahmen, werden die Verhältnisse, welche zu No-Go-Areas, rechter Gewalt und den Bedingungen dahinter, nie angekratzt.
Werdet aktiv
Wir wollen uns nicht weiter im braunen Einheitsbrei verstecken und so tun als gäbe es in Erfurt kein Nazisproblem. Wir wollen uns mit euch entschlossen den Nazis in den Weg stellen und das nicht nur an Tagen, an denen Nazidemonstrationen stattfinden, sondern jeden Tag! Wir rufen dazu auf, sich zu organisieren. In Erfurt gibt es eine Reihe an guten inhaltlichen Veranstaltungen auf denen ihr euch und andere bilden könnt. Dokumentiert und recherchiert über Neonazistrukturen, nationalkonservative und ethnopluralistische Organisationen und Bewegungen. Baut Netzwerke auf und organisiert euch in politischen Gruppen. Werdet selbst aktiv und überwindet die Lethargie. Zu diesem Zweck rufen wir am 01.07. zu dezentralen Aktionen gegen den Naziaufmarsch von DIE RECHTE auf.
I`m tired of waiting for nothing – get in action
Organisiert euch, sabotiert rechte Strukturen und den Naziaufmarsch in Erfurt
Alle Infos auf: http://getinaction.blogsport.eu