Aachen. Das nennt man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Polizei und Staatsanwaltschaft haben in Aachen eine mutmaßliche Drogenhändlerbande zerschlagen. Ganz nebenbei dürfte das auch ein herber Schlag für die Neonazi-Szene in der Region sein.
Denn mindestens einer der drei Männer, die bei zwei Großeinsätzen am Mittwoch im Aachener Stadtteil Brand verhaftet wurden, ist ein Aktivposten der hiesigen Rechtsextremen. Es handelt sich dabei nach Informationen unserer Zeitung um den 34-jährigen Timm M., einst Mitglied der 2012 verbotenen „Kameradschaft Aachener Land“ (KAL) und auch heute noch in andere Konstellationen der rechtsextremen Szene eingebunden.
Sollte sich der Verdacht der Ermittler gegen ihn sowie vier weitere in U-Haft sitzende Männer – zwei Haftbefehle wurden am Donnerstag nachträglich erlassen – erhärten, dann dürfte er allerdings seinen Gesinnungsgenossen ein paar Jahre fehlen. Und darauf deutet zumindest einiges hin. Laut Staatsanwaltschaft wurde gegen die Bande schon seit rund drei Jahren ermittelt. Zunächst gab es Hinweise von Europol auf die Bande. Laut den Ermittlungen der Aachener Kripo sollen die Männer vor allem Amphetamine im großen Stil über das „Darknet“, einen anonymisierten Teil des Internets, vertrieben haben. Alleine seit Ende 2015 seien 20 Kilo im Wert von mindestens 160.000 Euro auf diesem Weg verkauft und mit der Post verschickt worden. Dafür glauben die Behörden sichere Beweise zu haben.
Bei den Großeinsätzen in Aachen, bei denen Spezialkräfte zwei Wohnungen stürmten, wurde laut Staatsanwaltschaft einiges an Beweismitteln sichergestellt. Darunter mehrere Kilogramm Amphetamine. Aber auch Computer wurden einkassiert. Ein Glücksfall für die Ermittlungsbehörden wäre, wenn sich darauf außer weiteren Hinweisen auf den Umfang des Darknet-Drogenhandels auch Informationen über neue Organisationsstrukturen und Finanzierung der regionalen Neonazi-Szene fänden.