Ich kündige!

Erstveröffentlicht: 
23.05.2017

Bautzen Aus Ärger über die Berichterstattung storniert OB Ahrens die städtischen Abos der „Sächsischen Zeitung“

 

 Die Stadtverwaltung Bautzen stellt den Bezug der Sächsischen Zeitung (SZ) ein. Bis auf ein Exemplar für die Pressestelle würden alle Abonnements gekündigt, schrieb Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) am Wochenende auf seiner Facebookseite. Dies sei ein „schöner Tag für Bautzen“, formulierte der Oberbürgermeister in einem offenen Brief.

 

In sarkastischem Tonfall setzt sich Ahrens mit der Berichterstattung der Lokalausgabe über den möglichen Ankauf der Bautzener Stadthalle „Krone“ auseinander. Der private Eigentümer bietet der Stadt das Objekt für 2,7 Millionen Euro an. In dem kritisierten Artikel der SZ schildert Redakteur Sebastian Kositz die Auseinandersetzungen zwischen Stadtrat und Verwaltung um den Ankauf und die künftige Verwertung des Grundstücks. Am vergangenen Mittwoch habe der Stadtrat einen „Teilsieg“ errungen, als er durchsetzte, dass die kommunale Wohnungsbaugesellschaft BWB über einen Kauf mit dem Eigentümer verhandeln soll. In einem weiteren Kommentar werden sowohl die skeptische Stadtverwaltung als auch die Befürworter des Ankaufs gerügt. Bautzen verliere sich in Grabenkämpfen.

 

OB Ahrens führt in seinem Face­book-Brief eine verwirrende Fülle von Zahlenspielen an, die einen Ankauf der „Krone“ als Geldverschwendung erscheinen lassen. Einen Dissens mit dem Stadtrat bestreitet er. Und obschon Ahrens in dem inkriminierten Artikel wörtlich zitiert wird, behauptet er, niemand spreche mit der Verwaltung und der Stadtspitze. „Was der Stadt dringend fehlt, ist eine Zeitung, die diesen Namen auch verdient“, polemisiert der OB.

 

Die Chefredaktion der SZ will sich zu der Stornierung erst nach einem Gespräch äußern, zu dem Ahrens überraschend die Lokalredakteure am Montagabend eingeladen hat. Spätestens seit seiner Gesprächseinladung an Exponenten der rechten Szene nach den Auseinandersetzungen mit jungen Flüchtlingen am Kornmarkt gilt der OB als schwer berechenbar. Michael Bartsch