Von RB bis Legida: Angebliche Spuren nach Sachsen und Leipzig

Erstveröffentlicht: 
14.04.2017

Es werde neben anderen Spuren geprüft, ob das Attentat möglicherweise eine Gegenreaktion politisch radikalisierter Fans aus dem Freistaat war.

 

Leipzig. Die Geschichte klingt krude und sie ist es wohl auch. Nach dem Anschlag gegen den Mannschaftsbus von Borussia Dortmund sollen die Ermittler angeblich auch eine mögliche Fährte nach Leipzig und Sachsen untersuchen. Das berichtet die Bild-Zeitung und beruft sich dabei auf Sicherheitskreise.

Anzeige

Es werde neben anderen Spuren geprüft, ob das Attentat möglicherweise eine Gegenreaktion politisch radikalisierter Fans aus dem Freistaat war. Möglicher Hintergrund: Anfang Februar waren RB-Anhänger, darunter Frauen und Kinder, beim Bundesligaspiel in Dortmund von BVB-Fans mit Steinen beworfen und aufs übelste beschimpft worden.


Und das Blatt geht noch weiter: Die in einem der Bekennerschreiben formulierten Forderungen nach einer Schließung der Airbase in Rammstein und dem Abzug deutscher Tornados aus Syrien decke sich mit Forderungen des Leipziger Pegida-Ablegers „Legida“ und ihm nahe stehenden rechtspopulistischen Organen, wie dem „Compact Magazin“. 

 

Leipziger Polizei ist überrascht


Bei der Leipziger Polizei ist von einer möglichen Spur nach Sachsen nichts bekannt. „Es gibt keine Nachfrage wegen einer Amtshilfe“, sagte Behördensprecher Andreas Loepki. Einige Berichterstatter seien in dem Fall wohl sehr „kreativ“ geworden. Eine Sprecherin des Bundeskriminalamts (BKA) bestätigte gegenüber LVZ.de, dass in alle Richtungen ermittelt werde. Informationen, wonach auch Anhänger aus Leipzig im Verdacht stehen könnten, stammten nicht vom BKA.

 

Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe wollte sich Karfreitag nicht zu einer möglichen Spur nach Sachsen äußern. „Es gibt derzeit keinen neuen Erkenntnisse“, sagte Sprecherin Frauke Köhler gegenüber LVZ.de. Die Ermittlungen würden auch über die Ostertage intensiv fortgesetzt, hieß es. Eine Anfrage der Dortmunder Polizei an RB Leipzig habe es bislang nicht gegeben. 

 

Keine Überschneidung von RB-Fans mit Legida


Die Frage bleibt damit: Für welche Fußballanhänger aus Leipzig oder Sachsen könnten sich die Ermittler überhaupt interessieren? Überschneidungen von RB-Schlachtenbummlern und Legida sind aus der Vergangenheit nicht bekannt. Das islamkritische und fremdenfeindliche Bündnis war bei seinen Kundgebungen und Demonstrationen immer wieder von gewaltbereiten Fans des 1. FC Lok Leipzig und von Dynamo Dresden unterstützt worden.

 

Die Lager der beiden sächsischen Traditionsvereine pflegen seit Gründung von RB Leipzig im Jahr 2009 eine demonstrative Abneigung gegen den neuen Verein in der Messestadt. Nicht zuletzt der Wurf eines Bullenkopfes beim Pokalspiel von RB in Dresden im vergangenen Sommer belegt das. Eine Gewaltaktion von Lok- und Dynamo-Hooligans als Reaktion auf die Übergriffe beim Auswärtsspiel der Rasenballer beim BVB gilt als ausgeschlossen. 

 

Forscher: Anschlagsart spricht nicht für Hooligans


Der Extremismusforscher Dierk Borstel von der Fachhochschule Dortmund hält auch einen Anschlag von einheimischen Hooligans oder Rechtsextremen für wenig wahrscheinlich. „Die meisten Rechten sind überzeugte BVB-Fans, und die Art des Anschlags spricht auch nicht für Hooligan-Gewalt“, sagte Borstel.


Hooligans würden sich schlagen, aber nicht Monate einen Anschlag vorbereiten. „Es kann aber natürlich ein Einzeltäter sein, der sich radikalisiert hat. Das ist aus allen Richtungen möglich“, so der Hochschullehrer.

 

NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) hatte erklärt, die Sprengsätze seien hochprofessionell gebaut gewesen. „Die Sprengkraft war enorm“, sagte er im Innenausschuss des Landtags.