Ministerium weist Schikane-Vorwürfe zurück

die jva dresden am hammerweg
Erstveröffentlicht: 
07.04.2017

Die Mutter eines Gefangenen musste sich vor einem Besuch in der Dresdner Anstalt entkleiden. Kritiker sprechen von Kriminalisierung, die Justiz von einem Routinefall.

Dresden. Das Sächsische Justizministerium hat Vorwürfe zurückgewiesen, wonach die Mutter eines Gefangenen in der Dresdner Justizvollzugsanstalt (JVA) schikaniert wurde. Laut der nicht offiziellen Gefangenen-Gewerkschaft GG/BO musste sich eine 56-Jährige vor einem Besuch bei ihrem Sohn komplett entkleiden. „Jeder Besucher muss prinzipiell damit rechnen, dass er auf Drogen und Handys untersucht wird“, erklärte ein Ministeriumssprecher am Freitag. Am Donnerstag der vergangenen Woche war in der Dresdner Anstalt ein Spürhund im Einsatz, dieser habe bei der Frau angeschlagen. Daraufhin wurden zwei Polizistinnen hinzugerufen, vor denen sich die Frau entkleidete. Mehrere Medien hatten über den Vorfall berichtet.

 

„Für uns bedeutet dies einen weiteren Skandal aus dem Hause der JVA Dresden“, hatte Marco Bras dos Santos von der GG/BO Leipzig in einer Mitteilung erklärt. Angeblich habe der inhaftierte Sohn Informationen über mit Urin und Speichel verunreinigtes Anstaltsessen weitergegeben. Die Ermittlungen laufen. Santos wertete den Vorfall mit der Mutter des Gefangenen deshalb als Kriminalisierung.

 

Die JVA Dresden wies einen Zusammenhang zurück. In unregelmäßigen Abständen kämen in den sächsischen Gefängnissen Spürhunde zum Einsatz, hieß es. Schlage der Hund Alarm, werde die Polizei hinzugerufen. Diese entscheide selbst über Art und Umfang der Kontrolle, hieß es.

Bei Leibesvisitationen wurden seit Beginn des Jahres in dem Dresdner Gefängnis den Angaben zufolge in vier Fällen unerlaubte Geldübergaben verhindert, ein Handy in einer Körperöffnung gefunden sowie in acht Fällen geschmuggelte Drogen entdeckt.

 

Der 33-jährige Sohn der Betreffenden sitzt unter anderem wegen mehrfachen Diebstahls hinter Gittern. Zudem wurde er bereits aus der JVA Zeithain nach Dresden versetzt, weil sein Verhalten dort auffällig war. Im Gefängnis wurden bei dem Mann mehrfach geschmuggelte Drogen gefunden. (dpa)