Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Leipzig wurden im vergangenen Jahr deutlich mehr Straftaten verübt als zuvor. Wie es in der am Freitag veröffentlichten Kriminalstatistik heißt, wurden 2016 von der PD Leipzig insgesamt 117.780 Straftaten registriert.
In Leipzig und Umgebung ist die Zahl der registrierten Straftaten im vergangenen Jahr deutlich angestiegen. Wie es in der am Freitag veröffentlichten Polizeistatistik für 2016 heißt, gingen zuletzt vor allem in der Messestadt die Fallzahlen merklich nach oben: um satte 20,4 Prozent auf 88.615 Fälle. Etwa jede zweite Straftat konnte von der Polizei aufgeklärt werden – die Quote stieg um 1,2 Prozent auf insgesamt 47,2 Prozent.
Im Vergleich zur etwas kleineren sächsischen Landeshauptstadt wird deutlich, dass Leipzig auch der kriminelle Hotspot Sachsens ist: In Dresden wurden im gleichen Zeitraum 58.660 Straftaten und somit 3,7 Prozent mehr als im Vorjahr registriert.
Im gesamten Bereich der Polizeidirektion Leipzig, zu dem auch die umliegenden beiden Landkreise gehören und in dem insgesamt mehr als eine Millionen Menschen leben, war es letztlich innerhalb eines Jahres ein Anstieg um 15,8 Prozent auf 117.780 Straftaten. Während in Nordsachsen und in der Messestadt dabei mehr Kriminalität registriert wurde, verringerte sich die Zahl der Straftaten im Landkreis Leipzig aber auch leicht.
Merbitz sieht Gründe bei Bevölkerungswachstum und Strukturreform
Polizeipräsident Bernd Merbitz zeigte sich am Freitag von Anstieg und Konzentration der Straftaten auf das Stadtgebiet Leipzig nicht überrascht: „Die Zahlen bestätigen meine Auffassung, dass die Polizeidirektion Leipzig und insbesondere das Gebiet der Stadt Leipzig in zunehmendem Maße den polizeilichen Handlungsschwerpunkt im Freistaat darstellen." Gründe sieht er im enormen Bevölkerungswachstum der Messestadt bei gleichzeitiger Polizeistrukturreform. „Die Entscheidung der Politik, den Stellenabbau zu stoppen und den Polizeivollzugsdienst künftig wieder personell stärker auszustatten, war mithin absolut richtig und es dürfte selbstverständlich sein, die Personalmehrung primär dort durchzuführen, wo die Belastung in Qualität und Quantität am höchsten ist“, sagte Leipzigs oberster Polizist.
Bevor zusätzliche Beamte künftig die Last verteilen können, soll eine zentrale Struktur die Arbeit noch effizienter machen. So werden auch künftig die Ermittlungen vor allem bei Eigentumsdelikten im Bereich der vier Reviere in der Messestadt zentral gesteuert. „Welche Bedeutung das Projekt für die Polizeidirektion hat, verdeutlichen 45.304 Fälle, die dort im letzten Jahr zum Abschluss gebracht wurden – erheblich mehr, als zu Projektbeginn erwartet“, erklärte Merbitz. Der Polizeipräsident will zudem die Zusammenarbeit mit externen Partnern, wie dem Kriminalpräventiven Rat der Kommune, künftig noch stärker ausbauen.
12.000 Diebstähle aus Kellern, Böden und Wohnungen
Die mit Abstand meisten Delikte in der Statistik gingen 2016 wie gewohnt auf das Konto von Dieben. Insgesamt 58.159 Mal wurden im vergangenen Jahr im Bereich der PD Leipzig Raubzüge verschiedenster Art durchgeführt. Darunter waren mit 11.610 Fahrrad-Diebstählen auch fast ein Drittel mehr als noch 2015. Inzwischen ist nahezu jedes zweite Fahrrad, das im Freistaat gestohlen, ein Leipziger Drahtesel.
Auch bei Diebstählen aus Kellern, Böden und Waschküchen (+30,2 Prozent) und aus Wohnungen (+12,5 Prozent) gab es zuletzt überall merkliche Zunahmen. Insgesamt mehr als 12.000 Mal mussten Bewohner in Messestadt und angegrenzenden Landkreisen den Verlust von Eigentum beklagen. Lediglich Baustellen waren im vergangenen Jahr etwas weniger von Langfingern betroffen (-11,6 Prozent).
Weitere Zunahmen in der Einzelfallstatistik wurden von den Beamten 2016 auch in den Bereichen Sachbeschädigung und bei sogenannten Rohheitsdelikten aufgezeichnet. Jede fünfte Straftat in Leipzig war zuletzt entweder eine Sachbeschädigung (11.389 Fälle) oder ein tätlicher Angriff auf persönliche Freiheiten (11.205 Fälle). Unter anderem stiegen die Graffiti-Delikte, einfache und schwere Körperverletzungen, Nötigungen, räuberischen Erpressungen und Bedrohungen merklich an.
Zwölf Drogentote – 15 Prozent der Straftäter sind Ausländer
Im Bereich der Drogenkriminalität habe vor allem der Konsum von Cannabis in Leipzig und Umgebung wieder stärker zugenommen, resümieren die Beamten. 2452 Marihuana-Delikte werden für 2016 in den Akten geführt – ein Plus von 16 Prozent gegenüber 2015. „Das verstärkte Auftreten erklärt sich, weil Cannabis in hohem Maße als sogenannter ‚Downer‘ nach vorangegangenem Methamphetaminkonsum verwendet wird“, so die Polizei am Freitag. Aber auch härtere Drogen waren weiter weiter im Umlauf und das führte letztlich auch zum Tod von zwölf Konsumenten.
Hinsichtlich der Ethnizität der gefassten Straftaten teilt die Polizeidirektion mit, dass unter den 35.312 im gesamten Zuständigkeitsbereich ermittelten Verdächtigen auch 11.971 Personen ohne deutschen Pass waren – gegenüber dem Vorjehr ein Anstieg um 120 Prozent. Bei den straffälligen Migranten seien mit 6650 Personen allerdings auch mehr als die Hälfte aufgrund von Verstößen gegen Asyl- und Aufenthaltsauflagen registriert worden. Die verbliebenen ausländischen Personen in den Strafakten machen demnach etwa 15 Prozent aller ermittelten Verdächtigen aus.
Kriminalität in Zahlen
Im Jahr 2016 war nahezu jede ...
2. Straftat ein Diebstahl (49,4 %) / 2015: 50,6 %
11. Straftat ein Fahrraddiebstahl (9,4 %) / 2015: 8,1 %
15. Straftat ein PKW-Aufbruch (6,7 %) / 2015: 7,9 %
16. Straftat eine Körperverletzung (6,2 %) / 2015: 6,3 %
28. Straftat eine Leistungserschleichung (3,6 %) / 2015: 4,8 %
55. Straftat ein Wohnungseinbruch (1,8 %) / 2015: 2,6 %
48. Straftat ein Rauschgiftdelikt (2,1 %) / 2015: 2,1 %
147. Straftat ein Raubdelikt (0,7 %) / 2015: 0,7 %