NPD-Funktionär: „Gruppe Freital“ sind „Hardcore-Rechte“

Erstveröffentlicht: 
28.03.2017

Im Terrorprozess gegen die rechtsextreme „Gruppe Freital“ sind weitere Aussagen gegen die mutmaßlichen Rädelsführer Timo S. und Patrick F. bekanntgeworden. In einer Vernehmung habe ein Freitaler NPD-Funktionär die beiden als „Hardcore-Rechte“ bezeichnet, denen er die Anschläge zutraue.

 

Dresden. Im Terrorprozess gegen die rechtsextreme „Gruppe Freital“ sind weitere Aussagen gegen die mutmaßlichen Rädelsführer Timo S. und Patrick F. bekanntgeworden. In einer Vernehmung habe ein Freitaler NPD-Funktionär die beiden als „Hardcore-Rechte“ bezeichnet, denen er die Anschläge zutraue, sagte ein Polizeibeamter am Dienstag vor dem Oberlandesgericht Dresden. Die beiden hätten sich demnach zunehmend radikalisiert. Auch gegen den NPD-Mann ermittelt der Generalbundesanwalt wegen Mitgliedschaft in einer Terrorvereinigung.

 

Der 49-Jährige habe in der Vernehmung auch zugegeben, Mitglied im verschlüsselten „Schwarzen Chat“ gewesen zu sein, über den sich die „Gruppe Freital“ ausgetauscht habe. Er sei nach eigenem Bekunden jedoch ausgetreten, als ihm das zu radikal geworden sei.

 

Auch habe er eingestanden, bei Fotoaufnahmen dabei gewesen zu sein, für die vermummte Mitglieder der Gruppe mit Hakenkreuzfahne und teils mit Hitlergruß posiert hatten, sagte der Polizist. Die Aufnahmen waren im Internet veröffentlicht worden. Neben Timo S. und Patrick F. seien nach Angaben des 49-Jährigen auch die Angeklagten Mike S. und Philipp W. sowie „weitere aus Dresden“ auf den Bildern zu sehen.

 

Der NPD-Politiker war in der vergangenen Woche auch selbst als Zeuge in dem Prozess geladen, hatte aber mit Hinweis auf die gegen ihn laufenden Ermittlungen des Generalbundesanwalts von seinem Zeugnisverweigerungsrecht gebrauch gemacht.

 

Nach dem Polizisten sollte am siebten Verhandlungstag eigentlich auch erstmals ein mutmaßliches Opfer der Gruppe als Zeuge aussagen. Dabei handelt es sich um den Fraktionsvorsitzenden der Linken im Freitaler Stadtrat, Michael Richter. Sein Auto war Ende Juli 2015 bei einem Sprengstoffanschlag zerstört worden.

 

Wegen Krankheit des jüngsten Angeklagten musste die Verhandlung jedoch am Mittag abgebrochen werden. Der 19 Jahre alte Justin S. hatte zuvor über Unwohlsein geklagt; der Richter eine ärztliche Untersuchung in der direkt neben dem Prozessgebäude liegenden JVA angeordnet. Auch den für diesen Mittwoch vorgesehene Verhandlungstermin wurde abgesagt.

 

Die Bundesanwaltschaft wirft den sieben Männern und einer Frau im Alter zwischen 19 und 39 Jahren die Bildung einer terroristischen Vereinigung und unter anderem auch versuchten Mord vor. Sie sollen 2015 insgesamt fünf Sprengstoffanschläge auf Flüchtlinge und politische Gegner in Freital und im nahen Dresden verübt haben, um damit ein Klima der Angst und Repression zu schaffen.