Kriminalität im Internet - Sachsen fehlen Polizisten fürs Netz

Erstveröffentlicht: 
13.03.2017

Vor einem Jahr gründete Sachsens Justizminister Sebastian Gemkow die Zentralstelle Cybercrime Sachsen zur Ermittlung bei Internetkriminalität. Schon 2015 hatten Innenminister Markus Ulbig und Leipzigs Polizeipräsident Bernd Merbitz 100 zusätzliche IT-Spezialisten gefordert. In diesem Jahr kommen in Leipzig gerade mal drei Cyberpolizisten dazu. Das aktuelle Ziel: 15 neue Experten sachsenweit. Angesichts des Anstiegs der Straftaten im Netz ist das noch zu wenig Personal.

 

Wer an der Hochschule der Sächsischen Polizei in der Oberlausitz eine sechsmonatige fachtheoretische Ausbildung und ein sechsmonatiges Praktikum beim Landeskriminalamt und in den Polizeidirektionen absolviert, darf sich Cyberpolizist oder Cybercop nennen. Diese Sonderlaufbahn gibt es seit kurzem bei der sächsischen Polizei. Laut Innenministerium haben die ersten Absolventen im Herbst 2016 die Laufbahn abgeschlossen und stehen nun zur Verfügung.

 

Die Cyberpolizisten unterstützen die speziell für Internetkriminalität zuständigen Kommissariate in den sächsischen Polizeidirektionen. Doch genügend Fachkräfte zur Ausbildung als Experten für Cyber-Kriminalität zu finden, ist nicht so einfach, sagt Heiko Höfer, Leiter des Cyber-Crime-Kommissariats der Polizeidirektion Leipzig. Deshalb hat die Polizei Sachsen im März eine Kampagne an Hochschulen in Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg gestartet.

 

Das müssen Absolventen eines Informatikstudiums oder Wirtschaftsinformatiker sein. An derartigen Berufsgruppen hat natürlich die gesamte Wirtschaft Interesse. Insofern konkurrieren wir da als Polizei mit dem Rest der Welt.

Heiko Höfer | Leiter des Cyber-Crime-Kommissariats Polizeidirektion Leipzig
Immer mehr Fälle erfordern spezielle Behörden-Strukturen

2014 wurde das "Cyber Crime Competence Center" gegründet und ins Landeskriminalamt als Verantwortungsbereich gegeben. Derzeit sind etwa 60 Mitarbeiter dort tätig. Die im März 2016 gegründete Zentralstelle Cybercrime Sachsen (ZCS) ist das justiziare Gegenstück zum Kompetenzzentrum im LKA und verfolgt die sogenannten "Straftaten mit Tatmittel Internet".

 

Die Internetkriminalität nimmt immer weiter zu. In einer Statistik des Innenministeriums ist ein deutlicher Anstieg erkennbar: 2011 wurden knapp 8000 Fälle registriert. 2015 wuchs die Zahl auf fast 10.000 Fälle. Zudem, so das Innenministerium weiter, sei von einer hohen Dunkelziffer auszugehen. 

 

Vom Phishing bis zu weltweit agierenden Plattformen


Die Cyber-Kommisariate der sächsischen Polizeidirektionen ermitteln unter anderem gegen Computerbetrug sowie gegen das Ausspähen und Abfangen von Daten, sogenanntes Phishing.

 

Der Fall der international agierenden Onlineplattform kino.to, die von Leipzig aus betrieben wurde und illegal über ausländische Server Filme und Serien zugänglich machte, zeigt die Bedeutung der speziellen Ermittlungseinheiten. Das Urteil am Landgericht Leipzig über Computersabotage und gewerbsmäßige unerlaubte Verwertung von urheberrechtlich geschützten Werken fiel im Dezember 2015. Der Angeklagte wurde zu einer Freiheitsstrafe von mehreren Jahren verurteilt.